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Jeder, der Interesse für unsere Tierwelt zeigt und auf der Suche nach weiterführender Literatur zu diesem Thema ist, wird früher oder später über den Titel "Brehms Tierleben" stolpern. Alfred Edmund Brehms Kompendium ist auch heute noch, mehr als einhundertzwanzig Jahre nach dem Tod seines Verfassers, ein anerkanntes Werk und besticht durch seine liebevollen, detailgetreuen und sorgfältigen Beschreibungen der verschiedensten Tierarten.
Im September 2006 hat Roger Willemsen im Fischer-Verlag eine Auswahl von Brehms Originaltexten der aufwändigen zweiten Auflage von 1882 - 1887 unter dem Titel "Die schönsten Tiergeschichten aus Brehms Tierleben" veröffentlicht. Nun, ein Jahr später, erschien bei Roof Music eine vierteilige "Brehms Tierleben"-Hörbuch-Edition, in der Roger Willemsen wiederum eine Auswahl der Texte selbst vorträgt. Der vorliegende Teil dieser Edition, "Brehms Tierleben: Exotische Säugetiere", beinhaltet die Artikel "Der Löwe", "Die Affen", "Das Känguru", "Die Elefanten", "Das Nashorn", "Die Bären" und "Die Hyäne".
Es ist beinahe unglaublich, mit welcher Hingabe, mit welcher Begeisterung Brehm seine Beobachtungen zu schildern vermag, ohne dabei den Blick fürs Detail zu verlieren. Ganz im Gegenteil: Brehms Beschreibungen lassen keine noch so geringe Kleinigkeit außer Acht, und trotzdem wirken sie kein bisschen langatmig oder überladen. Doch noch einem weiteren Aspekt von Alfred Edmund Brehms Arbeit muss Respekt gezollt werden: Er war einer der ersten, der die Tierwelt in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtete, der seinem neugierigen wissenschaftlichen Trieb folgen und seine Forschungsobjekte gleichzeitig auch lieben und beschützen wollte. Natürlich sind Brehms Beschreibungen und Erkenntnisse heute, im Jahr 2007, stellenweise veraltet und überholt, doch kommt es bei diesem Werk mittlerweile gar nicht mehr so sehr auf seine Korrektheit an als viermehr auf die Art, wie es entstanden ist. Durch sorgältige Beobachtungen, ausgiebige Feldstudien oder die Lektüre anderweitiger Literatur über Tiere gelingen Brehm Texte, die jedem einzelnen der beschriebenen Tiere seinen eigenen, individuellen Charakter verleihen und kennzeichnende Eigenschaften einer Spezies treffsicher erkennen und interpretieren.
Roger Willemsen trägt diese Texte gelungen und mit dem richtigen Blick für Spannung und Pointen vor, sodass das Hören von "Brehms Tierleben: Exotische Säugetiere" zu einem wahren Vergnügen für jeden Tierliebhaber wird. Durchbrochen werden die einzelnen Artikel durch kurze musikalische Themen des Musikers Frank Chastenier. Dass diese Motive und Klänge "das Wesen der Tiere noch einmal nachklingen" lassen sollen, erinnert sehr an Camille Saint-Saëns? unübertroffenes Werk "Karneval der Tiere", und vermutlich ist es genau das, was Frank Chasteniers Kompositionen zum Verhängnis wird. Denn bis auf wenige Ausnahmen erkennt man dieses versprochene Wesen selbst mit dem besten Willen nicht, sondern bekommt teils bizarre Melodien, teils unzusammenhängend scheinende Fragmente zu hören.
Auch auf formaler Ebene herrscht innerhalb der Produktion ein spürbares Ungleichgewicht: Während die Aufmachung des Hörbuchs auf ganzer Linie überzeugen kann, erweisen sich Tracks mit einer Laufzeit von bis zu dreißig Minuten als vollkommen inakzeptabel.
Fazit:
"Brehms Tierleben: Exotische Säugetiere" ist eine gelungene Produktion für jeden Tierliebhaber und wird von Herausgeber Roger Willemsen ansprechend gelesen, weist jedoch auch einige Mängel auf untergeordneter Ebene auf.