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England im Jahr 1983. Der Vater des zwölf Jahre alten Shaun ist bei den Falklandkriegen ums Leben gekommen. Shaun selbst ist in seiner Schule ein Außenseiter, auf dem alle herumtrampeln. Da begegnet der Junge auf dem Heimweg von der Schule einer Gruppe jugendlicher Skinheads, die ihn freundlich in ihre Reihen aufnehmen. Vor allem ihr Anführer Woody nimmt Shaun in Schutz. Und schon bald ist er ein echtes Mitglied der Truppe, komplett inklusive Springerstiefeln und kahl geschorenem Kopf. Zusammen mit der Bande fährt er nachts durch die Gegend, feiert Partys und lernt sogar eine Freundin kennen, die älter ist als er.
Doch alles ändert sich, als Woodys alter Freund Combo aus dem Gefängnis freigelassen wird und wieder auftaucht. Der Erwachsene übernimmt die Führung der Gruppe, und was bisher harmloser, jugendlicher Spaß war, wird auf einmal Ernst. Combo bringt seine politischen Ansichten ins Spiel, seinen Hass und Rassismus, den er im Gefängnis beigebracht bekommen hat. Die Gang entzweit sich - doch Shaun bleibt an Combos Seite, der ihn mit zu rechtsradikalen Treffen nimmt und seinen Ausländerhass an den Jungen weiterreicht ...
Der britische Film ist nicht gerade dafür bekannt, besonders ... nun ja,
britisch zu sein. Wenn man an Filme denkt, die von der Insel kommen, dann handelt es sich meistens um schwarze Komödien der Marke "Grabgeflüster" oder extravagante Produktionen Danny Boyles, vielleicht noch um adlige Literaturverfilmungen. Aber anders als die Deutschen, die neben Peinlichkomödien nur Streifen der Marke "Der Untergang" wirklich zu beherrschen scheinen, setzen sich die Briten irgendwie nie so wirklich mit sich selbst und ihrer eigenen jüngeren Geschichte auseinander. Selbst ein in diese Richtung weisender Film wie "Die Queen" bewahrt noch ironische Distanz zu sich selbst. Doch "This is England" hält nichts von britischem Understatement und ist sich nicht zu fein, ein schwieriges Kapitel der jüngsten Geschichte der Insel zu behandeln.
Im Zentrum der Geschichte steht natürlich Shaun, der von dem angemessen bullig wirkenden Newcomer Thomas Turgoose toll gespielt wird. Seine Integration in die Gruppe der Skinheads hat zunächst nichts Abwertendes oder Negatives an sich, denn abseits typisch jugendlicher Rumrauferei und des Treibens von allerhand Schabernack lassen sich diese Skins kaum etwas zu Schulden kommen, sind eigentlich sogar richtig nette Burschen mit dem Herzen am rechten Fleck - ohne diese Metapher falsch deuten zu wollen. Denn der Umschwung nach rechts folgt erst durch die Indoktrination von außen, durch den Rassisten Combo, was mal wieder zeigt: Alles, was Spaß macht und harmlos ist, kann verdorben werden, wenn man ernsthafte Politik reinbringt. Doch auch Combo selbst ist nicht mal unsympathisch, wenn er nicht gerade über all jene herzieht, die er hasst. Man kann Shaun durchaus verstehen, dass er sich zu dieser fürsorglichen Ersatzvaterfigur zuwendet, die ihm noch mehr als vorher das Gefühl gibt, endlich jemand zu sein. Dass er daraufhin auch das Gedankengut Combos größtenteils übernimmt, ist dabei nur verständlich.
"This is England" bemüht sich, die britische Skinhead-Szene selbst in ihrem Abdriften zum Rechtsradikalismus nicht zu polemisieren und verzichtet auf überbordende, schockierende Gewaltausbrüche. Doch trotzdem ergibt sich in einigen Szenen eine fast schon greifbare Spannung zwischen den Figuren und man hat das Gefühl, dass jene Ausbrüche niemals weit entfernt sind. Stattdessen führt der Film ruhig und genau beobachtend durch die langsam nach unten trudelnde Spirale des Hasses, nimmt seine Charaktere dabei äußerst ernst und bleibt stets mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Dank der tollen Leistungen von Thomas Turgoose als Shaun und Stephen Graham als Combo gerät "This is England" somit zum packenden Drama.
Und wenn man sich fragt, welche Relevanz ein Film über die Skinhead-Szene der frühen Achtziger heute haben soll, dem wird die letzte Einstellung weiterhelfen. Die Falklandkriege 1982 waren ein sinnloser, blutiger Krieg um weit entfernte Inseln, Relikte einer ehemals globalen Kolonialherrschaft. Der einzige Effekt des Kriegs war die Vermehrung von Hass und Rassismus auf den britischen Inseln. Shauns anklagender Blick gen Publikum, den er zum Schluss in die Kamera richtet, sagt: Nichts hat sich geändert!
Da es eine Special Edition der DVD von "This is England" gibt, ist die hier rezensierte normale Ausgabe entsprechend spärlich ausgestattet und wartet nur mit einem Trailer auf. Dafür sind Bild und Ton sehr sauber geraten.
Lediglich auf meinem DVD-Player ließ sich der Film nur fehlerhaft abspielen und musste über den Computer gezeigt werden - hoffentlich ein Ausnahmefall!