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Michael Siefener ist kein Unbekannter der deutschen Phantastik-Szene. Der ehemalige Jurist, der sich der Literatur in Form von Übersetzungen und eigenen Werken zuwandte, hat mit "Janus" einen weiteren Roman veröffentlicht. Der Phantastikthriller erschien im November 2007 bei KBV.
Der Trödler Anton Wierich ist ein tüchtiger, aber wenig erfolgreicher Geschäftsmann. Meist ist die Konkurrenz schneller als er. Zudem ist er zu ehrlich, um wertloses Zeug als kostbare Antiquität zu verkaufen, umgekehrt lässt er sich immer wieder Tand zu unverschämten Preisen andrehen. Seine Frau Karla kommt mit ihrem kleinen Laden hauptsächlich für den Unterhalt der Familie auf.
Das Glück scheint endlich mit dem Trödler zu sein, als er bei einer Haushaltsauflösung eine seltsame Statuette entdeckt, die seine Konkurrenten wohl übersehen haben. Es ist eine zweigesichtige Figur des römischen Gottes Janus. Entgegen seiner Moralvorstellungen nimmt Anton sie heimlich mit, um sie für gutes Geld weiterzuverkaufen. Doch sobald die Statuette in seinem Haus Einzug gehalten hat, häufen sich merkwürdige Vorkommnisse. Seine Frau Karla scheint eine extreme Abneigung gegen die Figur zu verspüren und reagiert aggressiv auf sie, Sohn Maximilian dagegen findet sie toll, ebenso wie Anton.
Die Ereignisse, die sich im Umfeld der Familie abspielen, werden immer mysteriöser und auch gefährlicher, und bald muss Anton der Wahrheit ins Auge sehen: Die Statuette, die er beinahe vergöttert, scheint ein uraltes Geheimnis zu umgeben, das er herausfinden muss - bevor es zu spät ist
Die mysteriöse Statuette eines römischen Gottes, ein unschuldiger Trödelhändler und seine Familie, die sich nach und nach zum Schlechten verändert, und ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit sind die Hauptzutaten von "Janus". Siefener weiß, wie man anspruchsvoll und angenehm zugleich schreibt; Phrasendrescherei und altbekannte Bilder finden nur selten den Weg in das 309 Seiten starke Buch. Das scheint aber zu gewissen Längen zu verführen, die Spannung leidet darunter. Vor allem zu Beginn will die Geschichte um Anton nicht richtig Fahrt aufnehmen, und als sich dann die ersten unheimlichen Dinge ereignen, gelingt es dem Autor nicht immer, dies richtig in Szene zu setzen, um die Spannungskurve in die Höhe zu treiben. Dabei gibt es stilistisch nichts zu beanstanden: Zwei Handlungsstränge verfolgt der Leser, den einen mit Antons Familie im Mittelpunkt, den zweiten mit einem Unbekannten - diese Sequenzen vermitteln durch die ständige Ungewissheit dann endlich etwas unheimliche Spannung.
Auch die Figuren bleiben eher blass und bieten kaum Potenzial zur Identifikation. Anton, Karla und Maximilian bleiben distanziert, was es dem Leser nicht leichter macht, sich in die lange Zeit undurchsichtige Geschichte einzufinden.
Insgesamt erweist sich "Janus" als eher durchwachsener Phantastikroman. Stilistisch versteht Siefener sein Handwerk und liefert eine solide geschriebene Geschichte ab. Allerdings bleibt die Unterhaltung durch einen eher flachen Spannungsbogen und einige Längen etwas auf der Strecke. Fans des Autors werden aber nicht enttäuscht sein, denn Siefeners schlechtester Roman ist "Janus" bestimmt nicht.