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Caligula - bei diesem Namen denkt man an den wahnsinnigen römischen Kaiser. Doch war er wirklich verrückt? Was ist dran an den vielen Geschichten, die sich um ihn ranken? Diese Fragen untersucht Aloys Winterling in seiner Biographie.
Das Buch beginnt mit der Kindheit und Jugend des späteren Kaisers. Sein Vater war ein beliebter Feldherr, der jedoch schon früh verstarb. Schon bald danach war sein Leben von Angst bestimmt, weil er als Nachfolger des aktuellen Kaisers Tiberius in Frage kam. Doch die Thronfolgerfrage war nicht leicht zu lösen, denn zu viele Leute hatten ein Interesse daran, wer der nächste Kaiser werden würde. So schaffte es Caligula auch nur durch Hilfe mächtiger Personen auf den Thron.
Die ersten zwei Jahre seiner Herrschaft verliefen ruhig und Caligula schaffte es, die Kontrolle zu behalten. Denn das Kaisertum stand in krassem Gegensatz zur alten Republik, die ja eine Monarchie explizit untersagte. Dadurch stand der Kaiser unter Zwang - um seine Herrschaft ausüben zu können, musste er sich auf den Stand eines normalen Senators herablassen und sich den Anschein geben, als könnte er nur regieren, weil der Senat ihn ließe.
Doch im Jahr 39 nach Christus änderte sich sein Verhalten schlagartig. Aufgrund einer Verschwörung misstraute Caligula den Senatoren, und er kündigte sein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen auf. Stück für Stück zerstörte er die Illusion, dass in Wirklichkeit der Senat regierte, indem er die Aristokratie, die ihren Rang immerhin durch Ämter errang, immer wieder demütigte. Dann setzte er dem noch die Krone auf, indem er offen die Monarchie auslebte. Allerdings konnte das nicht lange gut gehen und bald darauf wurde er ermordet.
Winterling ist eine faszinierende, gut geschriebene Biographie gelungen. Er zeichnet den Lebensweg des Kaisers nach und beschreibt dabei ein anderes Bild von Caligula, als die Quellen auf den ersten Blick vermuten lassen. Denn er vergleicht viele unterschiedliche Quellen auf ihre Aussagen hin und überprüft ihre Glaubwürdigkeit. Dadurch entlarvt er viele Geschichten als Halbwahrheiten.
Diese Biographie ist einfach nur gelungen. Winterling erklärt die komplexen Zusammenhänge im altem Rom, sodass sie auch für Nichthistoriker verständlich sind. Die vielfältigen Quellen unterstützen seine Aussagen. Am beeindruckendsten ist aber wohl auch, wie er aufzeigt, dass man den geschichtlichen Texten durchaus nicht immer trauen darf und man trotz allem immer noch die Korrektheit der Aussagen überprüfen muss.