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Mit dem Bestseller "Die Welle" etablierte sich der Amerikaner Morton Rhue 1981 als gesellschaftskritischer Autor für Jugendromane. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit aus den sechziger Jahren beruht, wurde bereits verfilmt und wird bis heute regelmäßig im Schulunterricht besprochen. Stefani Kampmann nahm sich des Stoffes nun an und verarbeitete ihn zu einer Graphic Novel, die im September 2007 im Ravensburger Buchverlag erschien.
Laurie und Amy sind beste Freundinnen und gehen zusammen in dieselbe Klasse. Vor allem den Geschichtsunterricht mögen sie, denn der junge und ehrgeizige Geschichtslehrer Mr. Ross ist sehr beliebt bei seinen Schülern. Gerade wird das Thema Zweiter Weltkrieg durchgenommen, ein dunkles Kapitel der europäischen Geschichte. Mr. Ross zeigt den Schülern dazu einen Dokumentarfilm, der die jungen Menschen verstört und abstößt. Aber keiner von ihnen kann glauben, dass die Propagandamaschine des Nationalsozialismus wirklich so gut funktioniert hat. In den Augen der Schüler wäre so etwas längst nicht mehr möglich.
Um seinen Schülern das Gegenteil zu beweisen, führt Mr. Ross ein gewagtes Experiment mit ihnen durch: Indem er eine Gemeinschaft mit Namen "Die Welle" konzipiert und die Schüler darin eine homogene Gruppe bilden, führt er nach und nach Grundsätze des Nationalsozialismus ein; Gleichschaltung der Schüler, die sich begeistert von dieser Form der Gemeinschaft zeigen, ist die Folge, ohne dass die jungen Leute merken, was geschieht.
Doch die Welle nimmt immer größere Ausmaße an, die Mr. Ross so nicht vorhergesehen hat. Andere Schüler, die nicht Mitglied der Gemeinschaft sind, werden bedroht und eingeschüchtert, die Grundsätze der Welle rücken immer mehr in den Vordergrund und die Situation droht zu eskalieren
In ansprechender Optik präsentiert sich die Graphic Novel mit einem in den auffälligen Farben Rot und Schwarz gehaltenen Hardcover. Griffige, feste Seiten und die Beschränkung auf Schwarzweißzeichnungen setzen den positiven Eindruck zwischen den Buchdeckeln fort. Stefani Kampmanns Darstellung ihrer Figuren, allen voran Protagonistin Laurie, wagt keine Experimente; hier steht die Geschichte im Vordergrund, die Comiczeichnungen sind das Transportmittel dazu. Der Stil orientiert sich stark an Jugendcomics, sodass der Geschichte manchmal ein wenig die Schärfe genommen wird.
Ergänzt werden die Zeichnungen durch reale Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg, die in den jeweiligen Szenen als Filmvorführungen eingesetzt wurden. Dadurch werden die damaligen Schrecken ohne große Effekthascherei in Szene gesetzt.
Das wichtige Thema des Buches wurde unterhaltsam und ernsthaft in Bildern festgehalten. Vor allem Jugendliche, die sich mit dem Lesen schwer tun, sind eine Zielgruppe dieses Comics, denn die Mischung aus lehrreichem Stoff und leichter Comicoptik überzeugt. Zusammen mit der schönen Aufmachung ist "Die Welle" von Stefani Kampmann vor allem ein sinnvolles Geschenk für junge Leser. Aber auch ältere Leser sollten einen Blick riskieren, es lohnt sich.