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Der französische Comiczeichner Joann Sfar wurde in der deutschen Comicszene unter anderem durch seine Reihen "Die Katze des Rabbiners" und "Desmodus", erschienen im Avant-Verlag, bekannt. Nun wurde "Klezmer", eine Comicreihe über eine reisende Musikantentruppe in Russland, ebenfalls vom Avant-Verlag veröffentlicht.
Noe Davidovitsch, von seinen Freunden Baron genannt, zieht mit seinen jüdischen Kumpanen aus der polnischen Armee durch das Land. Als Musiker verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt mal besser, mal schlechter. Doch dann treffen sie auf andere Musiker, die ihr Revier blutig verteidigen. Der Baron kann als einziger Überlebender fliehen; auf seiner einsamen Reise trifft er auf die junge Chava, die keine Lust hat, eine Heirat einzugehen und die ihn begleiten möchte. Sie lernt ein paar jüdische Lieder von ihm, damit sie gemeinsam vor Publikum auftreten können.
Derweil muss der junge Jaacov seinen jüdischen Lehrmeister verlassen, weil er gestohlen hat. Der Junge irrt allein durch die Kälte und entdeckt auf seiner Reise zufällig die toten Leiber einer Musikantentruppe; ihre Musikinstrumente liegen mit ihnen in ihrem Grab. Jaacov beschließt, die Instrumente mitzunehmen, denn einem Toten nützen sie nichts. Auf seiner Reise durch das Land lernt er den schüchternen Vincenzo und den raubeinigen Tchokola kennen, mit denen er zusammen weiterreist. Und wie sich herausstellt, können beide besser musizieren, als Jaacov es je fertigbrächte. Durch einen Zufall treffen sie auf den Baron und Chava
"Klezmer" ist der erste Band der Reihe um eine Musikantentruppe, die durch die Lande zieht und sich so ihr Geld, etwas zu Essen und einen Schlafplatz verdient. In Band Eins lernen sich die Mitglieder erst einmal nach und nach kennen. Die Charaktere sind allesamt unterschiedlich, wodurch es immer wieder zu Reibungen untereinander kommt. Da sind der erfahrene Baron, der das Zeug zum Anführer der Truppe hat, die verträumte und zugleich kesse Chava, der junge Jaacov, der sich in Chava verliebt, der schüchterne und brave Vincenzo und der grobe Tchokola, der einiges auf dem Kerbholz hat.
Inhaltlich entpuppt sich Band Eins als eine sehr lange Einleitung, die sich viel Zeit für die Vorstellung der Charaktere nimmt. Die Abenteuer, die die einzelnen Gruppenmitglieder dabei erleben, sind noch einigermaßen rar gesät, was sich mit den nächsten Bänden wohl ändern wird.
Sfars Zeichenstil ist sehr schlicht, bisweilen wirkt er sogar primitiv. Ist der Leser aber schon geneigt, dem Autor jegliches Können abzusprechen, beweisen einem das wunderschöne Cover sowie die weiche, stets passende Kolorierung das Gegenteil. Allerdings sind die Zeichnungen sehr eigenwillig; sie scheinen zu nichts mehr bestimmt zu sein, als die Geschichte gerade so transportieren zu können, dass sich weiterer Text erübrigt. Das ist nicht jedermanns Sache, bildet aber in der Comicszene eine recht interessante Ausnahme.
Negativ fällt eine kleine Nachlässigkeit auf: Der Name des Jungen, Jaacov, wird mehrmals anders geschrieben, beispielsweise Yaacov und Jaakov. Das ist nur ein Detail, das weder der Geschichte noch dem Inhalt einen Abbruch tut, das man aber auch hätte vermeiden können.
Band eins von "Klezmer" führt seine Figuren gemächlich und in einem sehr eigenwilligen Zeichenstil ein. Leser, die experimentelle Comics mögen und denen der Inhalt wichtiger ist als die Verpackung, sollten einen Blick riskieren.