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Es ist schon viel darüber geschrieben worden, das Paolini ein Wunderkind ist, der es schaffte mit 15 Jahren einen echten Weltbestseller der Fantasy zu schreiben. Das will ich mir sparen, denn hier geht es neben Paolinis Leistung auch noch um die Leistung einer der prominentesten Stimmen Deutschlands, nämlich Andreas Frölich, der dieses Buch ungekürzt auf 17 CDs und mit einer Länge von circa 1200 Minuten eingelesen hat.
Es geht um den Waisenjungen Eragon, der bei seinem Onkel und mit seinem Cousin zusammen lebt und schon mit seinen jungen 15 Jahren ein tüchtiger Jäger ist, der sich sogar in den Buckel hereinwagt, in einen sehr gefährlichen Bergwald. Dort findet er nach einer magischen Entladung einen riesigen Edelstein, verliert dabei aber seine Beute. Für diesen Edelstein kann er in seinem Dorf kein Fleisch kaufen und deswegen bekommt er auch gleich etwas Ärger zu Hause. Nach einigen Tagen passiert etwas Ungewöhnliches, der Edelstein bekommt Risse und bald darauf schlüpft ein winziger Drache, der sich offenbar Eragon als Behelfs-Mama ausgesucht hat.
Eragon verdaut den Schock nicht allzu schnell, will aber dann bald mehr über Drachen erfahren und befragt den alten Geschichtenerzähler Brom. Der kann ihm erstaunlich viel erzählen. Bald aber kommen die Ra?zac ins Dorf und weil Eragon gerade nicht in der Nähe ist, töten die monströsen Humanoiden Eragons Onkel Garrow. Eragon brennt auf Rache und will allein mit der inzwischen beträchtlich gewachsenen Drachendame Saphira losziehen, als sich ihnen Brom anschließt, der gewisse magische Fähigkeiten hat und trotz seines Alters Eragon mit Holzstöcken, die Schwerter symbolisieren sollen, einiges über den Schwertkampf beibringen kann, oftmals zu Eragons Schaden.
Also ziehen sie zu dritt weiter und Eragon lernt unterwegs, was alles dazu gehört, ein Drachenreiter zu sein. Auch Saphira lernt manches, steuert aber auch immer wieder Weisheiten bei, die Eragon weiter bringen. Die drei haben einiges vor, bekämpfen üble Monster und kommen in große Probleme. Ein episches Abenteuer beginnt, bei dem Eragon Vieles lernt und Vieles entscheiden muss, und der Hörer wird durch eine wirklich faszinierende Geschichte gezogen.
Andreas Fröhlich ist uns nicht nur als Bob Andrews von den drei ??? bekannt, er ist auch Fantasy-erfahren und hat bei den Herr der Ringe-Filmen nicht nur Gollum gesprochen, sondern auch die Dialogregie geführt. Und bei Eragon hat er ein Hörgemälde erschaffen, das farbenreicher und detailverliebter kaum sein kann. Schließlich ist dieses Hörbuch kein Hörspiel. Aber dennoch klingt es oft so, denn Fröhlich gibt wirklich jedem Charakter eine eigene Stimme. Außerdem werden telepathische Gespräche in Hall getaucht, was die Ebenen sehr klar hält. So ausgewogen und genau gelesen ist selten ein Hörbuch, Fröhlichs Leistung ist wirklich herausragend.
Herrn Paolini könnte man mit Fug und Recht vorwerfen, dass sein Buch doch sehr konventionell geraten ist. Da gibt es Elfen und Zwerge, die Worte einer uralten Sprache werden für Zauber benutzt und Drachen sind ja auch nicht gerade die Erfindung von Christopher Paolini. Die Verbindung von Drachen zu Reiter erinnert sogar sehr stark an die Drachenreiter aus dem Pern-Zyklus, der genauso eingeflossen ist, wie der Herr der Ringe und ein paar andere Quellen. Auch die Handlung klingt nicht so, als ob da irgendetwas ganz Neues wäre: Waisenjunge, der bei Onkel aufwächst, wird mit einer ungewöhnlichen Gabe bedacht und von einem alten Mentor in die Benutzung der Gabe eingeführt. Da ist die Macht mit einem und Harry P. ist auch nicht weit. Aber das kann man Paolini alles vorwerfen, das wird nichts helfen. Eragon ist ein unglaublich gut gemachtes Stück konventionelle Fantasy. Hausmannskost kann ja auch sehr lecker sein. Das ist mit so viel Liebe und Ideenreichtum geschrieben, mit so viel Unschuld gut geklaut, das ist einfach ein grandioses Buch. Und der Humor darin veredelt das Produkt. Denn wenn Eragon in Gedanken mit Saphira streitet und die beiden halbwüchsigen sich manchmal auch etwas anzicken, und dann aber auch ihre schiere Liebe füreinander zeigen, dann ist das Erzählkunst, die an einen der größten Erzähler der Phantastik, nämlich Stephen King erinnert. Kurz und gut: Großartig!
Noch kurz zur Aufmachung: Wie bei Random House Audio gewohnt gibt es einen kleinen Karton, in dem die 17 CDs in einzelnen Hüllen liegen, die an klassische LP-Hüllen erinnern. Jede trägt das Buchcover, es gibt eine ausgedehnte Inhaltsbeschreibung, die man nicht lesen sollte, bevor man mindestens bei CD 13 ist, ein Interview mit dem Autor und Vorstellungen von Fröhlich und Paolini. Sehr schön gemacht und trotz des Preises von über dreißig Euro ein Schnäppchen.