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Heutzutage gibt es eine unendliche Anzahl an Yogakursen und -büchern. Doch was ist "Yoga" eigentlich und wie kann man es in seinem Leben umsetzen? Diese Frage will Martin Woznica in seinem Buch beantworten.
Yoga ist auch eine Art von Körperübungen, aber gleichzeitig beschreibt dieser Begriff auch eine Philosophie. Woznica stellt vier Wege des Yoga vor, die er später dann, im letzten Kapitel, zu einer Form vereint.
Zuerst behandelt er das "Jnana-Yoga". Hier dreht sich alles um das Denken und das Verstehen - was bedeutet Wirklichkeit? Was ist überhaupt wirklich? Im Yoga gibt es die Unterscheidung zwischen
Atman, der Seele des Einzelnen, und
Brahman, der Allseele, die alles umfasst. Woznica schlüsselt die mitunter verwirrenden Aussagen der Lehrtexte auf, indem er hier auch Bezug auf europäische Entwicklungen und dem entsprechenden Gedankengut nimmt. So lassen sich einige Aussagen des Yoga durchaus mit Kants kategorischem Imperativ und den Gedanken einiger griechischer Philosophen erklären.
Den zweiten Teil bildet das "Raja-Yoga". Der Yoga-Schüler durchläuft hier, mit der Hilfe eines Gurus, das heißt, eines Lehrers, mehrere Schritte, die ihn zur Erkenntnis führen können. Dabei spielt Meditation eine große Rolle - der Schüler soll lernen, alle ich-zentrierten Gedanken aufzugeben. Auch hier spricht Woznica ähnliche Verhaltensweise europäischer Herkunft an, zum Beispiel die gottesfürchtigen Propheten, die in die Wüste gingen, um Christus zu folgen.
Die dritte Yoga-Form, die Woznica anspricht, ist das "Bhakti-Yoga", das europäischem religiösen Verhalten wohl am nächsten kommt - seine Grundlage ist die Liebe zu Gott. Hier spricht Woznica auch das Konzept des Leidens an.
Zuletzt geht es um das "Karma-Yoga". Dabei handelt es sich um eine Form, die ihren Schwerpunkt auf das korrekte Handeln oder auch Nichthandeln setzt. Es geht jedoch nicht nur darum, in Aussicht auf eine Belohnung sich richtig zu verhalten, sondern weil man überzeugt ist, dass dieser eine Weg der richtige ist. Auch hier spiegeln sich Elemente von Kants kategorischem Imperativ wieder.
Den Abschluss bildet ein Kapitel, in dem Woznica die vier Wege zusammenführt. Einem allein zu folgen, ist wohl für den Durchschnittseuropäer unmachbar - denn wer kann schon den ganzen Tag die alten Schriften studieren, um dann die Erkenntnis zu erlangen? Vielmehr geht es darum, die vier Formen zu mischen, das heißt, Verhaltensformeln aus allen so zu vermischen, dass man sie auch im Alltag noch durchhalten kann.
Immer wieder stellt Woznica den komplexen, seltsam erscheinenden Konzepten des Yoga entsprechende europäische gegenüber. Zudem vereinfacht er die Konzepte, indem er sie auf simple Aussagen reduziert, die er dann auch einleuchtend erklärt. Dies erleichtert es, seinen Ausführungen zu folgen, und es sorgt auch für ein umfassendes Verständnis des Yoga als Philosophie.
Woznica ist zugute zu halten, dass er nie in esoterische Sphären abdriftet. Er behält immer den Überblick über die tatsächlichen Lebensumstände des durchschnittlichen Mitteleuropäers, sodass man am Ende wirklich das Gefühl hat, etwas Nützliches und auch Anwendbares gelernt zu haben.
Wer sich mit Yoga nicht nur als Art der Körperübung befasst, sondern auch an der Philosophie dahinter interessiert ist und diese in sein Leben einbauen möchte, dem wird dieses Buch viel weiterhelfen und Klarheit verschaffen.