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Im September vergibt man schon seit zehn Jahren nicht mehr in der WWE, der größten Wrestlingpromotion - ein Jubiläum für "Unforgiven", das nun auch auf DVD zu bewundern ist. Alles steht im Schatten der Rückkehr des Undertaker, eines der größten Stars des Business überhaupt.
Der Abend beginnt mit dem Match um den ECW-Titel - was ganz nebenbei zeigt, dass der Stellenwert dieses Titels nicht besonders gefestigt ist. CM Punk verteidigt gegen Elijah Burke, und da sind zwei Männer im Ring, die die Zukunft des Wrestling verkörpern, dementsprechend gibt es auch ein wirklich gut funktionierendes Match, wenn auch nicht unbedingt ein denkwürdiges. Beide haben aber vor allem bei guter technischer Qualität einen eigenen, nicht so leicht zu verwechselnden Wrestlingstil, eine gute Sache.
Dann geht es mit dem Smackdown-Tagteamtitel weiter. Und da ist eine interessante Geschichte gespielt worden, denn MVP - nebenbei auch US-Champion - hat mit seinem Widerpart Matt Hardy gemeinsam den Team-Gürtel gewonnen. Nun verteidigen sie ihn gegen die ehemaligen Champions Deuce & Domino. Dabei wird die Geschichte der Konkurrenz der beiden Einzelwrestler weitergesponnen, während es auch so ein interessantes Match zu sehen gibt. Auch Deuce & Domino werden nicht brüskiert und dürfen ihre grobe Matchführung zeigen, die einen klaren eigenen Stil hat. So macht das Match von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß.
Nach diesen sehr interessanten Matches gibt es nun was Ruhigeres. Triple H, erst seit dem Sommer nach längerer Verletzungspause zurück und immerhin zehnfacher Champion, hat es mit Carlito zu tun, der zum Zeitpunkt der Veranstaltung nicht so richtig spannend eingesetzt wird. Als ob die drohende Niederlage nicht schon schlimm genug wäre, kann Carlito auch noch nicht mal disqualifiziert werden, was ein Vorteil wäre, wenn es nicht gegen Triple H ginge. Ganz gut geschriebenes Match, aber kein großer Bringer.
Frauenwrestling ist einigermaßen verpönt, gehört aber auch hier zum Programm, weil Beth Phoenix endlich den Titel von Candice Michelle haben will. Beth Phoenix sieht fast wie eine echte Wrestlerin aus, allein der ausgeprägte Silikonvorbau nimmt ihr ein bisschen Autorität. Candice Michelle ist eh nur hübsch anzuschauen und hat immerhin ein bisschen Technik gelernt, aber zu vieles wirkt hier eher albern als kämpferisch und man wünscht sich die Diven der Vergangenheit wie Sensational Sherri oder Luna Vachon in den Ring zurück.
Nachdem das Frauenmatch überstanden ist, gibt es eines der kuriosesten Matches des Jahres. Der riesige Smackdown-Champion Great Khali hat es mit dem Powerhouse Batista und dem mexikanischen Flummi Rey Mysterio zu tun. Zwischen Khali und Mysterio liegt ein Größenunterschied von über einem halben Meter, was das Match teilweise ein bisschen unwirklich wirken lässt. Dennoch ist es recht unterhaltsam und teilweise sogar spektakulär.
Dem ersten Mainevent folgt das Match des Abends. Auch die RAW-Sendung hat Tag-Champions, die unsympathischen Cowboys Lance Cade und Trevor Murdoch. Die verteidigen gegen Brian Kendrick und Paul London, zwei Leichtgewichte, die dafür bekannt sind, dass sie zu den besten Technikern der Liga gehören. Und obwohl hier zwei sehr unterschiedliche Teams aufeinanderprallen, gibt es doch ein wahres Feuerwerk. Suicide Dives und ein Springboard Stomp gehören zu den Hinguckern - natürlich von den Herausforderern durchgeführt -, aber auch die Champions können zeigen, dass sie richtig gute Wrestler sind und gemeinsam eine Geschichte erzählen können.
Der Rest ist weniger spannend. John Cena verteidigt den RAW-Titel gegen einen der langweiligsten und uncharismatischsten Wrestler überhaupt, Randy Orton. Und wenn es zwischen den beiden auch persönlich sein soll, so bleibt eher eine gepflegte Langeweile zurück, und der absolute Mainevent ist dann der Fight zwischen Mark Henry und dem Undertaker. Letzterer kann, wie eigentlich immer, voll überzeugen, allerdings ist Mark Henry - "the World?s strongest Man" - eher der Welt "slowest Wrestler", was diesen Teil der Show mächtig runterzieht.
Die WWE zeigt, dass sie ganz ausgezeichnete Matches zeigen kann, gibt den Tagteams viel Zeit, und das ist gut so, hat aber in den Mainevents große Schwächen. Da gehört der große Khali mit über zwei Meter zwanzig Körpergröße zu - ein Monster, aber eben kein Wrestler -, da gehört auch Randy Orton zu, der zwar ein ordentlicher Wrestler ist, aber zu langweilig in der Ausstrahlung, dass er wirklich als Bösewicht den Hass der Massen auf sich ziehen könnte. Und zu Mark Henry ist alles gesagt, der ist gut zu verwenden, wenn es darum geht, dass irgendwer in die Verletzungspause geschickt wird, aber ein Match mit ihm ist eigentlich immer eine Strafe, eine Qual.
Unforgiven ist über weite Strecken eine der besten Shows des Jahres, allerdings mit schwachen Mainevents. Wer richtig gutes Teamwrestling sehen will, dem sei der Silberling aber wärmstens ans Herz gelegt.