Aufgewachsen im Dschungel von West Papua kommt Sabine Kuegler mit 17 Jahren in den Westen und glaubt zunächst, überhaupt nicht mit Geld umgehen zu können. Bei der intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema stellt sie fest, dass es vor allem die Frauen sind, die weltweit unter Armut leiden, und sie beschließt, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und etwas daran zu ändern.

Sie geht zunächst der Frage nach, wie es kommt, dass Frauen in manchen Kulturen grausam unterdrückt werden, während die Geschlechter in anderen Ländern partnerschaftlich zusammenleben. Nach ihrer Ansicht tragen hierfür vor allem die Männer die Verantwortung. Männer denken vor allem ans eigene Ego, Frauen an die Familie. Männer geben verfügbares Geld gleich für Prestigeobjekte und Vergnügungen aus - während Frauen in die Zukunft investieren. Das Geld bei Frauen besser angelegt ist, hat zunächst der Friedensnobelpreisträger und Wirtschaftsexperte Prof. Yunus festgestellt, der als einer der ersten Mikrokredite an Frauen vergab und die Grameen Bank gründete. Doch mit Geld allein ist es nicht getan, sondern es muss auch in die Bildung von Frauen und Mädchen investiert werden, um sie aus der Armutsspirale zu befreien. Sabine Kuegler führt verschiedene Erfolgsstorys aus unterschiedlichen Kontinenten an, die begründen sollen, dass Geld in Frauenhänden besser aufgehoben ist, als bei Männern, und wie es möglich ist, die verloren gegangene Balance zwischen den Geschlechtern wieder herzustellen. Die Notwendigkeit, Frauen und Mädchen zu stärken, wird heute kaum noch bestritten, so haben die Vereinten Nationen die Förderung und Gleichstellung der Geschlechter zu einem ihrer acht Millenniumsziele erhoben.

Sabine Kuegler versteht es, das Thema anschaulich und lebensnah vorzustellen. Interessant sind die zahlreichen Fallbeispiele, wie das von Mutter Matthai, der Mutter der Bäume. Ein Projekt, das von der kenianischen Wissenschaftlerin und Friedensnobelpreisträgerin Wangari Muta Maathai ins Leben gerufen wurde, und dem heute 40 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und weltweit über 100 000 Aktivisten angehören. Es dient dem Zweck, das Land wiederaufzuforsten und gleichzeitig der Bevölkerung Feuerholz zur Verfügung zu stellen. Die Autorin berichtet über zahlreiche erfolgreiche Projekte, in denen Frauen etwas für die Entwicklung ihrer Familie und Gesellschaft tun, und bewegt sich hierbei weltweit über alle Kontinente. Sie stellt Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft vor, die sich zum Thema äußern oder sogar in dem Bereich engagieren, wie Hillary Clinton oder Prinzessin Máxima der Niederlande. Die wissenschaftliche Grundlage ihrer Ausführungen bezieht sie von der Anthropologin Riane Eisler. Die Autorin präsentiert umfangreiches Hintergrundwissen etwa zum Thema Mikrokredite, welches anschaulich in Informationskästen dargestellt ist. Interessant auch die Informationen zu den vorgestellten Ländern, der Leser erfährt etwas über Staatsform, Einkommen pro Tag oder Anzahl der Frauen im Erwerbsleben. Zahlreiche Fotos von Bevölkerungsgruppen, Personen und den Ländern machen die Lektüre abwechslungsreich und lebendig. Für diejenigen, die sich weiter informieren möchten, sind ausführliche Quellenangaben genannt, einschließlich der zugehörigen Webadresse. Leider gleitet die Autorin immer wieder in eine etwas einseitige Betrachtungsweise ab, um nicht zu sagen Schwarz-Weiß-Malerei, und sie verfällt in eine Art Schubladendenken "Männer palavern - Frauen rackern sich ab". Auf der einen Seite die Guten und auf der anderen die Bösen, das riecht nach Mythen und man befindet sich im Denken plötzlich auf der Entwicklungsstufe "Jäger und Sammler". Obwohl sie schreibt, dass dieses Buch sich keineswegs gegen Männer richtet, zieht sich doch diese Sichtweise durch das ganze Buch, und wird am Ende sogar zum Dogma erhoben, wenn sie ihre Überlegungen in 10 Punkten zusammenfasst. Schade.

Dennoch ist dieses Buch empfehlenswert, das Gebotene gibt es in dieser Form bislang noch nicht und Sabine Kuegler versteht es Informationen lebendig und lebensnah zu vermitteln.