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Zeitgenössische Kunst fordert uns heraus, bekommt oft Kommentare ab, die nach "Das kann ich auch!" klingen, die das Unverständnis zeigen, dass Kunst heute nur allzu oft hervorruft. Jean-Christophe Ammann, Kurator und Museumsdirektor und einer der Fachleute für zeitgenössische Kunst, möchte seinen Lesern die Kunst zeigen und ihnen das Lesen von Bildern beibringen.
Das Buch besteht aus zwei größeren Teilen. Der erste und kleinere kümmert sich um die Grundlagen. Was ist Kunst denn eigentlich, was Innovation? Der Zusammenhang zwischen Publikum und Kunst ist ebenso Thema wie die organisatorischen Grundlagen. Also speziell die Museumssituation.
Der zweite und größere Teil erklärt Kunst anhand ausgewählter Künstler und ihrer Oeuvres. Das beginnt bei On Kawara und seinen Datumsbildern - On Kawara malt quasi nur das Datum des betreffenden Tages und dieses in Landessprache des Landes, in denen er sich gerade aufhält. -, und endet mit einem kleinen Abriss über die Kunst der Fotografie und die Frage, ob dabei auch heute noch etwas zu entdecken ist.
Dazwischen geht es um die sinnliche, lustvolle Malerei von Anton Henning, um ein aufregendes Möbelstück von Max Mohr, um die ganz besonderen Ringe des Dieter Roth oder um "Whitehouse" von David Claerbout, einem Videofilm, der den elementaren Bruderkampf erfahrbar macht.
Ammann hat keine feste Vorgehensweise bei der Herangehensweise an einen Künstler, er schöpft aus einem großen Erfahrungsschatz, beschreibt, erzählt von Begegnungen, nutzt Zitate, macht seine Einführung in die zeitgenössische Kunst auch zu einem abwechslungsreichen Lesebuch, bei dem es von Vorteil ist, einen Internetanschluss in der Nähe zu haben und mal eben nach den Künstlern zu suchen, denn was in diesem Buch ganz klar fehlt, ist das Bildmaterial. Zu den meisten Künstlern gibt es zwar eine Abbildung, aber die ist erstens immer schwarzweiß, und zweitens sehr klein geraten.
Ansonsten erhebt das Buch definitiv einen gewissen Anspruch an seine Leser, kann aber auch gut unterhalten. Die größte Frage bleibt der Anspruch, der im Untertitel "Zeitgenössische Kunst verstehen und deuten" beschrieben ist. Denn das klingt ja ganz danach, als ob der Leser daraus lernen kann. Dafür ist das Buch aber zu unsystematisch. Die Forderung danach, dass Menschen das Lesen von Bildern lernen sollen, ist ja schön und gut, aber zu erklären, wie das wirklich funktioniert, hätte gut zum Buch gepasst.
Wer sich nicht mit Kunst beschäftigt, den wird das Buch überfordern, wer aber ein bisschen Vorwissen hat, der wird mit diesem Buch durchaus Spaß haben. Etwas mehr Systematik und eine bessere Bebilderung hätten dem Buch aber mehr als gut getan.