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Mit einem Koontz-Roman verhält es sich ähnlich wie mit einem guten Burger oder einem Essen beim Chinesen um die Ecke: Man weiß, was man kriegt, weiß wie es schmeckt - und isst es aus diesem Grund. Allerdings haben auch die besten Köche gelegentlich mal einen schlechten Tag. Gleiches gilt wohl auch für Bestsellerautoren. Nicht immer gelingt es ihnen, dem Leser ein perfekt mundendes Fünf-Sterne-Mahl zu kredenzen.
Doch genug mit den Vergleichen von Essen und Literatur.
In "The Good Guy" (dt. "Der gute Kerl") lernen wir mit Tim Carrier einen eigentlich völlig durchschnittlichen, absolut unauffälligen Menschen kennen, dessen Lebensinhalte hauptsächlich aus seinem Job als Maurer und einem kühlen Bier in seiner Lieblingsbar bestehen. Und genau in dieser Bar fangen die Probleme an. Besser gesagt mit einer zweiten, nicht minder unscheinbaren Person, die Tim unvermittelt einen Umschlag voller Geld überreicht und wieder verschwindet. Neben der gewaltigen Summe findet Tim außerdem das Bild einer jungen Frau samt Adresse. Letztgenanntes hat kaum den Weg in seine Tasche gefunden, als ein weiterer Unbekannter in Erscheinung tritt. Doch dieser Mann wirkt alles andere als unscheinbar oder harmlos. Vielmehr strahlt er eine geradezu mörderische Aura aus. Kein Wunder, ist er doch jener Auftragskiller, für den der Umschlag bestimmt gewesen war.
Und jetzt wird es für Tim kompliziert. Ganz der "Good Guy", versucht er alles in seiner Macht stehende, sein Gegenüber von dem Vorhaben abzubringen. Doch ganz so einfach lässt sich der dämonische Mister K., ein Mann mit buchstäblich tausend Namen, nicht abspeisen. Und schlicht die Polizei rufen ist nicht. Dafür hat sich Mister K. nämlich einfach zu gut ... "abgesichert." Nein, sein Ziel ist weiterhin die Ermordung seines Opfers, der Schriftstellerin Linda Paquette; ganz gleich wie.
Gezwungenermaßen tritt Tim die Flucht an. Bestrebt, Paquette zu finden, bevor es Mister K. tun kann. Was ihm auch gelingt. Doch fortan sind Linda und er im Visier eines teuflischen Mannes - und werden zu erbarmungslos Gejagten.
Mit "The Good Guy" fischt Dean Koontz in bewährten Gewässern, besaß doch schon sein temporeiches Katz-und-Maus-Spiel "The Husband" aus dem Jahre 2006 einen ähnlich gelagerten Plot. Gleiches gilt übrigens auch für den Schreibstil, der erneut auf die - sonst leider viel zu oft in Erscheinung tretende - schwülstige Prosa weitestgehend verzichtet und stattdessen auf knappe Formulierungen, kurze Kapitel und jede Menge Dialog setzt. Dadurch gewinnt das Buch nicht nur an Tempo, sondern lässt sich zudem sehr flüssig lesen. Beinahe zumindest.
Denn leider zieht "The Good Guy" im Vergleich mit seinem grandiosen Vorgänger eindeutig den Kürzeren. Was nicht heißen soll, dass der Roman schlecht wäre. KoontzÂ’ Markenzeichen - undurchschaubare Protagonisten mit einer schweren Vergangenheit, ausgefallene Nebenrollen, ein unheimlicher Antagonist und der obligatorische Auftritt eines Vierbeiners - überzeugen im Großen und Ganzen, auch wenn man die Vorgehensweise des Kaliforniers schon von unzähligen anderen Werken her kennt. Nach der wirklich gelungenen Einführung seines Helden und der ersten Verfolgung durch Mister K. gerät jedoch Koontz mehrmals ins Stottern, was natürlich für einen als rasant gedachten Thriller nicht gerade von Vorteil ist. Selbst die wirklich clever erdachten und meist überraschenden Wendungen können dies nicht wieder wettmachen. Vom Finale ganz zu schweigen, welches durchaus originell, leider aber auch ziemlich gehetzt wirkt.
Fazit: Solides Lesefutter für Thrillerfreunde. Wer jedoch KoontzÂ’ großartigen "The Husband" kennt, dürfte etwas enttäuscht sein.