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Drei Männer treffen sich nach zwanzig Jahren wieder. Vereint durch den tödlichen Unfall einer gemeinsamen Freundin und einem dunklen Geheimnis, das ihr Gewissen seit der Kindheit belastet. Zusammen mit der verunglückten Sonja hatten Roland, Thomas und David als Teenager einen Jungen für eine Mutprobe an einen Marterpfahl gebunden. Um ihn einzuschüchtern, ließen sie ihn in einem Stollen allein, wo er qualvoll verendete, nachdem ein Unwetter den Eingang zum Stollen verschüttet hatte. Diese Schuld hat die Männer all die Jahre nicht losgelassen, doch jetzt scheint der tote Marc aus dem Jenseits zurückgekehrt zu sein, um Rache zu nehmen. Unheimliche Träume, düstere Silhouetten und gespenstische Erscheinungen treiben die Männer langsam, aber sicher in den Wahnsinn. Es bleibt ihnen nur noch eines zu tun: Sie müssen noch einmal zum Marterpfahl hinuntersteigen, die Leiche Marcs abschneiden und beerdigen. Doch der ruhelose Geist des toten Jungen macht selbst vor Davids Familie nicht Halt ...
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist. Dass gute Horrorromane nicht nur aus dem englischsprachigen Raum kommen müssen, beweist Stefan Melneczuk mit seinem Debütroman "Marterpfahl". Schon auf den ersten Seiten, während der Autor die Charaktere vorstellt, erzeugt er durch eine einfache klare Sprache und düstere Szenarien eine unglaubliche Spannung. Die Stärke des Schriftstellers ist die bildhafte Darstellung unheimlicher Ereignisse wie das plötzliche Erscheinen der Gestalt eines längst toten Kindes. Nicht nur durch viele Zitate verrät sich der Autor als Film-Fan, auch die Handlung selbst erinnert stellenweise stark an Filme wie "Ju On" beziehungsweise "The Grudge". Die Hochachtung für Stephen King erkennt man an dem subtilen Horror, der sich langsam, still und heimlich in die Welt der Protagonisten einschleicht. Die Abschnitte, in denen Davids Sohn den toten Marc sieht und mit ihm spricht, erinnern an Kings Roman "Friedhof der Kuscheltiere", in dem die Tochter ebenfalls einen Toten sieht. Aber anzunehmen, dass "Marterpfahl" nur ein Plagiat der oben erwähnten Filme und Bücher sei, wäre von Grund auf falsch und täte dem Roman Unrecht. Trotz dieser Anlehnungen ist die Geschichte eigenständig und originell.
Die Passagen aus der Vergangenheit, in denen geschildert wird, wie es zu diesem Verbrechen kam, gehören zu den stärksten und eindringlichsten des ganzen Romans, der allerdings an keiner einzigen Stelle als langweilig zu bezeichnen ist. Zudem ist es eines der wenigen Bücher, das echte Gänsehaut erzeugt, und schreckhafte Zeitgenossen sollten die Lektüre nicht unbedingt des Nachts alleine angehen.
Vom Satz und vom Lektorat her ist dieses Buch für einen derart kleinen Verlag eine beachtliche Leistung. Die Zeilen wurden auf einem hochwertigen, stabilen Papier gedruckt und das Paperback macht einen hervorragenden Eindruck auf den Leser. Lediglich das Cover lässt zu wünschen übrig und sieht zu dunkel und verwaschen aus.
Fazit:
Einer der überzeugendsten Horrorromane des Jahres 2007. Der beste Beweis dafür, dass Spannung und echter Horror auch unter 300 Seiten erzeugt werden kann. Ein Buch, das echte Gänsehaut erzeugt und an keiner Stelle langweilig wird. Absolut empfehlenswert.