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Endlich hat Amber ihren Traum wahrgemacht: Sie hat die heimatlichen Berge verlassen und folgt dem Ruf des Meeres. In der Küstenstadt Dantar will sie ein neues Zuhause finden.
Das gestaltet sich jedoch schwerer, als zunächst angenommen. Nicht nur, dass sie in der fremden Stadt der Seefahrer und Seiler sowohl eine Arbeitsstelle finden muss als auch einen Einwohner, der bereit ist, für sie zu bürgen. Die prächtige Stadt wird außerdem in regelmäßigen Abständen von ungeheuer starken Stürmen heingesucht, die keines natürlichen Ursprungs zu sein scheinen. Von Zauberei wird gemunkelt, in den sogenannten Sturmrufern findet man bald willkommene Sündenböcke, die vor der Stadt am Galgen aufgeknüpft werden.
Dies alles schreckt die willensstarke Amber jedoch nicht davon ab, sich in Dantar ein neues Leben aufzubauen. Als eine gleichaltrige Gruppe junger Fischer nach einem weiteren, verheerenden Sturm einen Ruderer sucht, ergreift Amber deshalb die Gelegenheit beim Schopf: Zusammen mit dem Seiler Inu, dem Navigator Tanijen und der Taucherin Sabin begibt sie sich auf eine Bootsfahrt, um ein abgetriebenes Handelsschiff zu bergen. Die Fahrt verläuft von Anfang an sehr angespannt, da es unausgesprochene Zwistigkeiten zwischen den drei Gefährten gibt. Amber wird als Landratte ohnehin nicht viel Vertrauen entgegen gebracht. Es ist schließlich ein weiterer Sturm, der die Situation eskalieren lässt: Das Boot kentert. Amber und die anderen können sich gerade noch auf eine trostlose Insel retten.
Zunächst ahnen sie nicht, dass hier das Abenteuer für sie erst beginnt. Denn nichts ist auf dieser Insel so, wie es scheint. Das Eiland ist verlassen, Gespenster hausen in den Schatten und eine geheimnisvolle Burg an den Klippen scheint von einem gefährlichen Geheimnis umgeben. Bald ist klar: Wenn sie überleben wollen, müssen sie zusammen halten. Doch das ist leichter gesagt als getan
Auch wenn "Die Sturmrufer der erste Band von Nina Blazons "Meerland-Chroniken ist, kann der dreihundert Seiten starke Roman völlig für sich allein stehen. Obwohl die Geschichte vom Grundprinzip her einfach und traditionell gestrickt ist - vier Gefährten landen auf einer unheimlichen Insel und müssen sich gegen Ungeheuer und seltsame Erscheinungen zur Wehr setzen - gelingt es Blazon, aus diesem schlichten Konzept einen beeindruckenden Roman zu machen.
Dies hat vor allem zwei Gründe:
Zum einen schafft die Autorin für ihre Meerland-Chroniken ein wundervoll individuelles Setting. Eine magische Küstenwelt wird vor dem Auge des Lesers lebendig. Besonderes Lob verdient Blazon, weil sie sich nicht auf traditionelle Sagengestalten und Seemannsgarn verlässt, sondern mit Wesen wie den Naj und den Dschellar eigene Mythen erschafft, die viel zur Stimmung des Romans beitragen.
Darüber hinaus überzeugen die Charaktere der Gruppe, die über weite Strecken des Romans die einzigen Handlungsträger sind. Eine jede Figur unterscheidet sich von der anderen und trägt ihr eigenes Geheimnis mit sich herum, das sie vor den anderen bewahren will. Ebenso wie das unheimliche Mysterium der Insel werden diese Geheimnisse nur stückchenweise über den Verlauf des Romans offenbar, bis erst ganz zum Schluss, auf den allerletzten Seiten, diese Stückchen zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Viele Handlungen der Charaktere entfalten erst in der Retrospektive ihre volle Bedeutung. Nicht immer gelingt es Autoren, die Leser so lange zappeln zu lassen - ohne dass es den Gesamtverlauf der Handlung stört.
Handwerklich ist dieser gut durchkonstruierte Roman mit seinem faszinierenden Setting deshalb rund und durchaus empfehlenswert. Der Ueberreuter-Verlag hat ihn darüber hinaus noch sehr ansprechend verpackt. Kartoniertes Hardcover mit einem passenden Titelbild und qualitativ hochwertiges Papier rechtfertigen den Preis dieses phantastischen Jugendbuches. Man darf gespannt sein, was Nina Blazon für ihre Meerland-Chroniken noch aus dem Hut zaubert.