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"Walker & Daughter" ist ein kleines Wollfachgeschäft in New York City. Neben Strickzubehör und allen denkbaren Sorten Wolle gibt es hier jedoch auch rund um die Uhr Beratung zu fallen gelassenen Maschen und komplizierten Strickmustern von der stolzen Besitzerin Georgia und ihrer Ersatzmutter Anita. Und jeden Freitagabend treffen sich in diesem Woll-Geschäft auf der Upper East Side fünf Frauen zu ihrem allwöchentlichen Strickclub. Während Georgias kleine, vorlaute Tochter Dakota neue Plätzchenvariationen präsentiert, helfen die Frauen sich über die großen und kleinen Probleme ihres Lebens hinweg. Denn nach und nach erkennen sie alle, dass der Freitagabend Strickclub der Ort ist, an dem sie ihre Sorgen loswerden können, was auch immer sie sein mögen. Zwischen den so unterschiedlichen Frauen knüpfen sich neue Freundschaften, mit denen wohl keine von ihnen noch so richtig gerechnet hätte.
Da ist zum Beispiel Darwin, eine junge Akademikerin, die ursprünglich nur vorbei kommt, um Material für ihre Doktorarbeit über moderne Frauen zu sammeln und Lucie, die äußerlich vollkommen gelassen wirkt, jedoch hart um ihren Job ringen muss und an Einsamkeit zu verzweifeln droht.
Die jung gebliebene Anita, langjährige Witwe, kann sich nicht eingestehen, dass sie sich in den Besitzer des Cafés gegenüber verliebt und braucht etwas Antrieb von ihrer jungen Freundin Georgia. Georgia selbst scheint diejenige zu sein, die mit beiden Beinen fest im Leben steht und alle Probleme bedenkenlos anpackt. So hat sie ihre Tochter alleine großgezogen und ihr geliebtes Wollgeschäft mitten in New York aufgebaut. Nun jedoch steht plötzlich Dakotas Vater vor der Tür, ihre alte Liebe, die sie vor zwölf Jahren sitzen ließ, als sie schwanger und verzweifelt war. Und JamesÂ’ unverkündetes Auftauchen wirft selbst die resolute Georgia aus der Bahn, vor allem da er nun auch noch Anspruch auf seine Tochter nimmt und unversehens den perfekten Vater mimen will. Zum Glück findet sie heraus, wie tief die Strickclubfreundschaften tatsächlich sind, als ihr die Mitglieder, allen voran Anita, mit Rat und Tat zur Seite stehen. So werden während der Freitagabende nicht nur Strickprobleme, sondern auch alltägliche gelöst.
"Die Maschen der Frauen" klingt zunächst sehr nach einem weiteren x-beliebigen Frauenroman, ein Eindruck, der durch die Zeile "Der Bestseller um Maschen, Mütter, Männer" auf dem Buchrücken nur noch verstärkt wird. Doch damit ist dieser Roman tatsächlich weit unterschätzt, denn die Geschichte der verschiedenen Frauen ist außergewöhnlich warmherzig und gleichzeitig lebensnah geschildert. Ganz verschiedene Typen von Menschen werden portraitiert und in Verbindung gebracht, sodass die Lektüre an keiner Stelle langatmig, einfallslos und gewöhnlich wirkt, wie man es von solchen Büchern nun leider gewohnt ist. Im Gegenteil, die Geschichte bleibt eigentlich von der ersten bis zur letzten Seite spannend, angeregt und irgendwie faszinierend und rutscht dabei eigentlich nie in den Kitsch ab. Natürlich gibt es die ein oder andere Stelle, an der das Ganze etwas arg idyllisch wirkt, die Schicksale der Charaktere etwas zu optimistisch betrachtet werden, doch das wird vom Ende - ganz in zart-bitter verfasst - wettgemacht.
Insgesamt ist "Die Maschen der Frauen" ein gelungenes Debüt, eine entspannende Lektüre, eine stimmungsvolle Geschichte voller interessanter, facettenreicher Charaktere, deren Bekanntschaft wirklich Freude macht - auch ohne als Leser sehr vom Stricken eingenommen zu sein.