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Es gibt viele Atlanten über die Bibel, deren geografische Verankerung und Verifizierung im physischen Kartenbild. Meist versuchen sie, die Zeit Jesu, sein Wirken und die Verhältnisse im Israel während der Zeitenwende zu verbildlichen und durch Grafiken und Tabellen zu dokumentieren.
Neuester Spross dieser sehr speziellen und meist nur für einen kleinen Kundenkreis konzipierten Bücher ist "Der große Atlas zur Welt der Bibel" von Paul Lawrence. Die deutsche Ausgabe, übersetzt von Angela Klein-Esselborn und bearbeitet von Heinrich von Siebenthal, basiert auf dem 2006 erschienen Buch "The Lion Atlas of Bible History". Bereits der englische Titel verdeutlicht das andere Konzept, das hinter dem Atlas steckt. Nicht nur Judentum und Christentum, sondern die gesamte historisch in der Bibel angesprochene Welt ist Gegenstand der Betrachtung.
Dabei holt der Autor weit aus. Er beginnt bei der Schöpfungsgeschichte, streift die Entwicklung in Mesopotamien und Ägypten, ehe er dezidiert die biblischen Ereignisse schildert, angefangen bei Adam über Noah und die Sintflut und den Auszug Abrahams. Weiten Raum nimmt die Darstellung der geschichtlichen Ereignisse Judas, Israels, Persiens, der Griechen und Römer ein. Das Buch endet mit der Darstellung der Zeit Jesu und der Entstehung erster Gemeinden.
Ausgehend von einem Übersichtsplan, der sämtliche Zeitlinien zusammenfassend darstellt, wird jeder Doppelseite ein Thema und ein bestimmter Zeitabschnitt zugeordnet. Dabei versucht der Autor weitestgehend, chronologisch vorzugehen, allenfalls die geografische Zusammengehörigkeit verschiedener Themen macht ein Abweichen von dieser Vorgehensweise erforderlich.
Jedem Thema werden ein oder mehrere Karten zur Seite gestellt, die geografisch aufschlüsseln, was in der Bibel - belegt durch die exakte Nennung der Bibelstellen - angesprochen wird.
Daneben sind unzählige Fotos, Tabellen, Grafiken und vor allem Zeichnungen eingefügt, die den Text erläuternd begleiten.
Es entsteht beim Lesen ein wundervoll detailreiches, umfassendes Bild der Welt zur Zeit der verschiedenen Bibeltexte. Zwar sind für den Laien entschieden zu viele Jahreszahlen, Namen und Orte aufgelistet, doch immer wieder nehmen den Leser die Beispiele, Texte und Abenteuer gefangen, vertieft man sich in die lebendig geschilderten Ereignisse.
Doch das Wichtigste, Auffälligste, wenn man dieses Buch durchliest, ist die Tatsache, dass es nicht für den Christen, Moslem, Juden oder Buddhisten erstellt worden ist, sondern für den historisch und geografisch an der Zeit, die die Bibel beleuchtet, Interessierten. Der gewaltige Zeitraum von mehr als zweitausend Jahren wird eingehend dargestellt, fußend auf Bibelstellen. Selbst dem eingefleischtesten Atheisten dürfte klar sein, dass es sich bei der Bibel um ein historisches Dokument und eine der ältesten Darstellungen der Menschheitsgeschichte handelt, die Nächstenliebe und Menschlichkeit zum Inhalt aller Betrachtungen macht. Auch ohne Glauben an Gott und sein Wirken macht dieser Atlas Sinn. Er vermittelt die weltumspannende Wirkung der Juden, Christen und deren Zeitgenossen und erläutert, wo dies stattfand und wer zu den wichtigsten Persönlichkeiten auf dem Weg zur heutigen Weltreligion gehört.
Doch die eigentliche Wirkung entfaltet der Atlas für den Leser der Bibel. Er kann mit Hilfe dieses Atlasses unzählige Textstellen in einem neuen, historisch belegten Licht sehen und sich der Bibel nicht nur über den Glauben, sondern auch aus Sicht der Wissenschaft nähern. Die Fülle an verortbaren Begebenheiten, die sich in der Bibel ausfindig machen lassen, ist beeindruckend und fasziniert.
"Der große Atlas zur Welt der Bibel" ist eine wichtige Hilfestellung, um Glauben und Wissen zu verbinden.
Negativ bleibt nur zu anzumerken, dass die Beschränkung jedes Themas auf eine einzige Doppelseite nicht sinnvoll erscheint. Viele Fragen bleiben offen, zu vieles in dem Buch wirkt nur angerissen und gestreift. Nur allzu oft wünscht man sich vier, sechs oder gar acht Seiten zu manchem Thema, während andere Doppelseiten allein dokumentarischen Wert zu haben scheinen. Hier wäre eine stärkere Akzentuierung wünschenswert gewesen.