Die Weltwirtschaft sieht heute anders aus als vor fünf Jahren. Was ist das eigentlich Neue? Was ist bloß eine Modeerscheinung - was bleibt bestehen? Zehn Autoren geben in dem "konkret Text 44" Antworten auf die Frage, wie sich die Weltwirtschaft in den letzten zehn Jahren entwickelt hat und sich derzeitig entwickelt. Sie zeigen auf, welche Veränderung die Wirtschaft im Moment durchläuft und welches die Gründe hierfür sind. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten werden ebenso untersucht wie Unterschiede in der Entwicklung verschiedener Volkswirtschaften.

Auf 160 Seiten und in dreizehn Artikeln geben die Autoren Auskunft über Themen, die von der "Transformation der Weltwirtschaft" über die Frage "Wie ein iPod entsteht" bis zum "Ende des Kapitalismus" reichen. Die Entwicklung von Indien, China und Russland, die auch zukünftig einen rasanten Aufstieg verzeichnen und Motor der Weltwirtschaft sein werden, wird ebenso betrachtet wie die Rolle Deutschlands. Hier fällt vor allem auf, dass Deutschland eines der Länder mit der stärksten Konzentration von Unternehmen ist, seine Vormachtstellung im Export wird es dabei wahrscheinlich schon 2008 an China abgeben. In Bezug auf die Rechte der Arbeitnehmer wird die Entrechtung (Hartz IV), die schon heute jeden treffen kann, weltweit weiter zunehmen. Ein ganzer Artikel beschäftigt sich mit der Rolle, die den Gewerkschaften dabei zukommt.
Transnationale Unternehmen werden weiterhin tonangebend, strukturbestimmend und wichtige Triebkräfte und Akteure auf den Märkten sein. Die Ungleichheit der Länder wird in Zukunft bestehen bleiben, auch wenn die Kapitalakkumulation über den Globus wandert und einzelne Gebiete mehr oder weniger erfolgreich am Wertschöpfungsprozess teilnehmen können. Alles in allem zeigt sich, dass sich die bestehenden Trends der Globalisierung fortsetzen werden.

Das Buch informiert sachlich und unter Angabe zahlreicher Quellen und Statistiken über die bestehende Lage auf dem Weltmarkt und dessen Entwicklung. Die Argumentation ist schlüssig und nachvollziehbar. Die Artikel sind gut recherchiert und informativ, jenseits von Propaganda und Agitation. Wobei natürlich nicht jede Behauptung argumentativ untermauert wird. Tendenziell stehen die Beiträge dem Kapitalismus, der Lohnarbeit und dem Umgang mit Ressourcen eher kritisch gegenüber, soziale Aspekte und Gerechtigkeit stehen im Vordergrund. Es geht also eher darum, dass alle an den bestehenden Ressourcen teilhaben und ein menschenwürdiges Leben führen können - im Gegensatz zu der neoliberalen Einstellung, sich aufgrund von Macht oder entsprechender Fähigkeiten Vorteile auf Kosten anderer zu verschaffen.

Die anstehenden Fragen werden aus vielen unterschiedlichen Richtungen betrachtet und man bekommt einen guten Überblick. In einem Buch, dass von einem Verlag veröffentlicht wird, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Sachbücher und Essays der politischen Linken zu veröffentlichen, darf natürlich auch ein Abschnitt über den aktuellen Stand des Kapitalismus nicht fehlen. Quasi als Resümee kommt Georg Fülberth zu dem Schluss, dass sich der Kapitalismus zwar ändert, ein Ende jedoch nicht in Sicht ist. Dies wird glaubwürdig vermittelt. Abschließend kann sich der interessierte Leser über die Hintergründe der Autoren informieren. Was auffällt ist, dass unter den Autoren keine Frau ist.

Das Buch bietet denjenigen, die sich einen Einblick, Überblick und Ausblick verschaffen möchten umfangreiches Material und anschauliche Informationen, die überzeugen und kann daher empfohlen werden.