Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Knappe zwei Jahre ist es her, seit Andreas Gruber mit seinem Romandebüt "Der Judas-Schrein" für ungläubiges Staunen und heruntergeklappte Kinnladen gesorgt hat - und völlig zu Recht den Deutschen Phantastik-Preis 2006 für das beste Romandebüt einheimste. Mit einem beneidenswerten Gespür für Spannung und düstere Stimmung sowie einem makellosen Schreibstil versprach die Hommage an Altmeister H. P. Lovecraft, dass Grubers Leserschaft durchaus noch einiges von ihm erwarten konnte - oder nicht?
Doch anstelle eines weiteren Ausfluges in die dunkle Phantastik präsentiert Gruber mit "Schwarze Dame" einen lupenreinen Psycho-Thriller, der sich mit den Schattenseiten der menschlichen Psyche auseinandersetzt.
Im Mittelpunkt des Romans steht der etwas verschroben und eigenbrötlerisch wirkende Wiener Privatermittler Peter Hogart, dessen neuester Fall ihn nach Prag entführt. Denn genau dort ist eine Kollegin spurlos verschwunden, nachdem sie einem Versicherungsschwindel auf der Spur gewesen ist.
Was sich nach möglicher Routine anhört, verwandelt sich jedoch schon sehr bald in eine Suche nach dem Täter einer bizarren Mordreihe. Gehörte Hogarts Kollegin möglicherweise auch zu dessen Opfern? Fragen über Fragen, denen Hogart gemeinsam mit der sympathischen Privatdetektivin Ivona Markovic nachgeht - nicht ahnend, das die beiden damit die Büchse der Pandora weit aufgerissen haben ...
Ein Thriller aus der "Goldenen Stadt": Das klingt nach Moldau, Karlsbrücke, Altstadt ... jeder Menge Flair eben - kann aber auch in den falschen Händen nach hinten losgehen. Nicht so aber bei Gruber, der den Leser versiert und selbstsicher durch bekannte Touristenattraktionen und verschlungene Hintergassen führt, ohne dabei unglaubwürdig oder oberlehrerhaft zu wirken. Offenbar kennt der Autor die Stadt sehr genau und dieser immense Vorteil schlägt sich auch auf "Schwarze Dame" nieder. Aber nicht nur damit kann der Österreicher punkten. Seine Pro- und Antagonisten sind sorgfältig durchdacht und haben glücklicherweise ebenso wenig mit den zuhauf auf den Markt geworfenen amerikanisiert-oberflächlichen Thrillern gemein wie die erstaunlich clevere, originelle Story, die stets mit neuen, ungeahnten Wendungen überraschen kann.
Was bleibt also unterm Strich? Sicherlich ein mehr als überzeugender Psycho-Thriller und der Beweis, dass Andreas Gruber auch dieses Genre hervorragend beherrscht. Man darf sich also schon mit Spannung auf die Fortsetzung "Die Engelsmühle" freuen, die für August 2008 angekündigt worden ist.