Shasta flieht. Der Junge will nicht von dem alten Fischer an den seltsamen Fremden verkauft werden. Dessen Pferd flieht ebenfalls. Es ist ein sprechendes Wesen aus Narnia und will endlich wieder frei sein.
Die kleine Welt Shastas besteht nicht mehr. Die kleine Fischerhütte, der alte Mann, die Einsamkeit der Küste, die stupide, harte Arbeit, alles ist vorbei. Und auch der Glaube, beim Fischer handele es sich um seinen Vater, ist dahin. Nur noch Bree, das Streitross des Fremden, hält zu ihm. Doch die Flucht scheint unter keinem glücklichen Stern zu stehen. Kaum glaubt Shasta sich in Sicherheit, werden sie von einem wilden Löwen verfolgt. Bree und Shasta glauben schon, dem Untier als Abendmahl zu dienen, als sie unvermutet auf zwei Flüchtlinge treffen. Das Pferd Hwin - wie Bree vor langer Zeit aus Narnia entführt - und Aravis, eine junges Mädchen, sind ebenfalls auf dem Weg in den Norden.
Nur widerwillig reitet Aravis gemeinsam weiter. Ihr scheint ein ungebildeter Fischerjunge nicht die passende Begleitung für eine edle Prinzessin zu sein. Doch schon bald überdenkt sie ihre Haltung, den Shasta erweist sich als mutiger und treuer Gefährte.

Wow. Wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, ist Staunen angesagt. Edel mutet der Umschlag an und die braun eingefärbten Stoßkanten der Blätter legen den Verdacht nahe, das Buch stamme aus einem Museum.
Die sehr kurzen Kapitel, eingeleitet von einer schönen Zeichnung, verstärken den Eindruck eines sehr außergewöhnlichen Layouts. Fans des britischen Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers Clive Staples Lewis erfreuen sich an diesem dritten Band der "Chroniken von Narnia" mit Sicherheit. Da die gesamte Serie in diesem Outfit herausgebracht wurde, muss man auch diesen Teil erwerben.

Inhaltlich sind die vier Kinder Peter, Susan, Edmund und Lucy inthronisierte Könige von Narnia und herrschen seit einigen Jahren über die befreite Welt. Jenseits der großen Wüste aber herrscht der Tisroc, ein überaus mächtiger Tyrann. Sein Erstgeborener beschließt, die Länder Archenland und Narnia zu erobern. Grund ist, dass er Prinzessin Suse ehelichen wollte, die ihn aber abweist und aus Kalormen flieht. In dieser Situation geraten Shasta und Aravis zwischen die Fronten, erfahren von beiden Seiten durch Zufall deren Pläne und werden zum entscheidenden Faktor des bevorstehenden Krieges.

Die Geschichte, für Kinder geschrieben und herausgebracht, ist schlicht und direkt. Sehr viele Zufälle, tragische Verwicklungen und eine dräuende Weissagung aus der Vergangenheit, werden von Lewis zu einem einfachen Abenteuer verbunden. Immer geschieht etwas, immer hilft der Zufall im entscheidenden Moment weiter. Spannung kommt kaum auf, die Geschehnisse werden seltsam distanziert beschrieben.

Fans des Autors und Leser der ersten beiden Bücher aus der Welt Narnias können bedenkenlos zugreifen, müssen aber nicht. Die Handlung ist für den Verlauf der Ereignisse in Narnia unwichtig und verzichtbar. Dem Autor kommt es offensichtlich nur darauf an, die seltsam isolierte, fast traumhafte Welt Narnias in ein Umfeld zu betten und zu umrahmen. Dabei verzichtet er jedoch darauf, wirklich wichtige Charaktere zu entwickeln oder die Welt und ihre Menschen genauer zu beleuchten.
Für Kinder und Jugendliche bietet "Der Ritt nach Narnia oder: Das Pferd und sein Junge" (so der ursprüngliche Titel) gute, leicht verdauliche Unterhaltung. Erwachsene werden enttäuscht sein, wie wenig sie über Narnia erfahren und wie schnell dieses Abenteuer vorbei ist.

Dank des wundervollen Layouts, des angemessenen Preises und des inhaltlich netten, einfachen Abenteuers kann man für Kinder, die die ersten beiden Bücher der Chroniken gelesen haben, nichts falsch machen, wenn man dieses Buch erwirbt.