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 Legendäre Expeditionen

50 Originalberichte


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Ursprünglich hatten Entdecker die Aufgabe, bislang unbekannte Regionen der Erde für ihre Herrscher zu erkunden, in Besitz zu nehmen und ihre Ausbeutung einzuleiten. Erst im Zuge der Aufklärung änderte sich das Bild vom Entdecker. Nun ging es nicht unwesentlich auch um wissenschaftliche Fragestellungen.
Fünfzig der berühmtesten Expeditionen werden in diesem Band vorgestellt, und zwar sowohl anhand einer kurzen Biografie des jeweiligen Entdeckers und eines Abrisses seiner wichtigsten Reise oder Reisen als auch mittels mehrerer Ausschnitte aus den Aufzeichnungen des Abenteurers.
Viele der im Buch vorgestellten Expeditionen kennt der Leser vermutlich bereits, zum Beispiel Amundsens siegreiche Fahrt zum Südpol und die dramatischen Tagebuchaufzeichnungen seines Konkurrenten Scott, der auf dem Rückweg vom Pol zu Tode kam, Humboldts Erkundung Südamerikas, Darwins Reise auf der "Beagle", Livingstones Erkundung des Inneren Afrikas auf der Suche nach den Nilquellen, Nansens Polarexpedition mit der "Fram" sowie die Erstbesteigung des Mount Everest durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Zahlreiche andere Expeditionen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert hingegen sind weniger bekannt, wenn auch nicht minder lesens- und wissenswert. Zu ihnen gehören John Franklins Suche nach der Nordwest-Passage, John Stephens? Entdeckungen untergegangener Städte in Mittelamerika, mehrere äußerst abenteuerliche Reisen durch Afrika, Arabien und den Vorderen Orient sowie manches moderne Abenteuer: so etwa William Beebes Erkundung der Tiefen des Meeres - auch der ungleich berühmtere Jacques Cousteau wird übrigens im Buch porträtiert -, die erste gelungene Durchquerung der Antarktis durch Vivian Fuchs und Bertrand Piccards Weltumrundung mittels eines Heißluftballons.

Jeder dieser fünfzig Reiseberichte umfasst etwa fünf Seiten, wobei die Texte aus der Feder der Reisenden selbst den meisten Raum einnehmen. Und das ist auch gut so, denn die vorzüglich gestalteten, von den Herausgebern verfassten Einführungen können nicht annähernd den Eindruck der Strapazen und häufig vorhandenen Todesnähe vermitteln, den die Originalaufzeichnungen anrührend, packend und nicht selten zutiefst erschütternd wiedergeben. Wer kennt nicht die letzten Sätze im Tagebuch von Robert Falcon Scott, der fast bis zum Augenblick seines Todes schrieb?
Vor allem lernt der Leser hierdurch die Motivation der Entdecker kennen, die sich natürlich in den Einzelfällen unterscheidet. Oft handelt es sich um Forscherdrang, um die Neugier auf nie zuvor Erblicktes, in vielen Fällen jedoch auch um übersteigerten Ehrgeiz, der bereitwillig Gesundheit und Leben auf Spiel setzt, sowohl der Mitarbeiter als auch des Expeditionsleiters selbst.
Die Quellen wurden sehr gut ausgewählt. Manche schildern den Alltag einer Expedition, andere Extremsituationen wie Todesfälle, Unwetter und nagenden Hunger, nie jedoch geht es langweilig zu. Gelegentlich kommen Ehefrauen von Entdeckern zu Wort, die ihre Gatten auf Expeditionen begleiteten, es werden auch zwei weibliche Forschungsreisende porträtiert, Isabella Bird und Freya Stark.
Jedes Forscherporträt wird von mindestens einem Bild oder Foto ergänzt, das nach Möglichkeit vom Porträtierten selbst oder aus seiner Gruppe stammt; viele Expeditionen aus der Zeit vor dem Aufkommen der Fotografie wurden von Künstlern begleitet. Diese Bilder vermögen einerseits die Schönheit fremdartiger Landschaften, ihrer Flora und Fauna dazustellen, andererseits geben sie auch die menschenfeindlichen Bedingungen vieler Expeditionen wieder, etwa jenes, das zeigt, wie dem Bergsteiger Maurice Herzog ambulant erfrorene Finger amputiert werden.
Auch wenn die Sammlung zeitlich bewusst bei der Aufklärung einsetzt, hätte man möglicherweise Reisende wie Marco Polo oder Vasco da Gama einbeziehen können, doch insgesamt überzeugt die Auswahl der porträtierten Persönlichkeiten sehr.
Ein sehr gut aufgemachtes, spannendes und informatives Buch also, das dem Leser nicht nur die Herausforderungen und Triumphe näher bringt, denen sich Entdeckungsreisende dreier Jahrhunderte gestellt haben, sondern auch die von ihnen bereisten Gegenden der Erde.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2008 | ISBN: 9783894058388 | Preis: 14,00 Euro | 392 Seiten | Sprache: Deutsch

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