"Ich wollte den Leser lähmen, ihn zerstören, seine Ängste gegen ihn ausspielen, die Orte für ihn wahr machen, die er zu vergessen suchte", lautet eine Überlegung in Sami Salamés Kurzgeschichte "Tod der Muse" - und kann durchaus als bezeichnend für die meisten in der Anthologie enthaltenen Stories gesehen werden, auch wenn Salamés Protagonist einen etwas ... nun ja, "extremen" Weg wählt, um seine Alpträume auf Papier zu verewigen.

"Horror - Was steckt in dir?" fragten der Lerato-Verlag und Herausgeber Frank Bardelle in ihrer Ausschreibung. Die Frage sollte nicht unbeantwortet bleiben. Zusammengekommen sind insgesamt 29 meist sehr kurz gehaltene Beiträge von bekannten und weniger bekannten Autoren und Autorinnen, die sich sehr unterschiedlich zu dem Thema äußern.

Das Spektrum ist weitreichend und reicht von menschlichen Monstern und kranken Psychopathen, grotesken Dystopien, alptraumhaften Manifestationen und teuflischen Begegenungen bis hin zu knochentrockenem Splatter und dem ganz alltäglichen, unbegreiflichen Wahnsinn.
Was die Auswahl der einzelnen Geschichten betrifft, muss man Herausgeber Bardelle auf jeden Fall einen guten Riecher attestieren, wird doch keine Thematik mehrmals behandelt. Doch so unterschiedlich wie das Spektrum sind leider auch nicht alle Erzählungen von gleichbleibender Qualität. Gelegentlich bleibt zumindest das Gefühl zurück, als hätte so mancher Autor gerne etwas mehr Garstigkeit und Zügellosigkeit in sein Werk gepackt, sich aber letztlich einfach nicht getraut.

Nichtsdestotrotz bleibt unter dem Strich eine durchaus empfehlenswerte Anthologie für Horrorbegeisterte, die einerseits größtenteils die Stärken einer gut vorgetragenen Kurzgeschichte unter Beweis stellt und andererseits den einen oder anderen talentierten Nachwuchsautor präsentiert, von dem man in Zukunft hoffentlich noch hören wird. Abgerundet wird der Band zudem durch ein sehr stimmiges Cover von Saven van Dorf.