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 Wie das Elefantenkind seinen Rüssel bekam

Autoren: Rudyard Kipling
Illustratoren: Pieter Kunstreich
Verlag: Titania Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das kleine Elefantenkind fragt und fragt. Seine Neugier führt dazu, dass sämtliche Verwandte, ob Vogel Strauß, Tante Giraffe, das dicke Nilpferd oder der alte Pavian, den Kleinen permanent verprügeln. Jeder, dem der Elefant eine Frage stellt, haut ihm erst mal rechts und links eins um die Ohren.
Doch es fruchtet nichts. Wie viel Prügel er auch bezieht, wie sehr ihn die Schläge auch schmerzen, er fragt unverdrossen weiter. Und die neueste Idee, die ihn umtreibt, lässt seine Verwandten schier verzweifeln. Er will unbedingt wissen, was das gefährliche Krokodil unten am Fluss zu Mittag frisst.
Schließlich bleibt dem kleinen Elefanten nichts weiter übrig, als zum Fluss zu gehen und das riesige Krokodil selbst zu fragen.

Hat Rudyard Kipling etwas anderes geschrieben als "Das Dschungelbuch"? Zweifellos, aber kennt man diese Geschichten? Kaum, denn selten wird ein Autor so sehr mir einem einzigen Werk identifiziert, ja, gleichgesetzt, wie Kipling mit dem Dschungelbuch.
Hier nun wurde eine seiner Kurzgeschichten für Kinder vom Titania-Verlag wiederentdeckt und neu herausgebracht.
Doch lohnt diese kleine, wenig originelle, meist von Prügel und Schlägen erzählende Geschichte? Kann man dieses "alte Schätzchen" auch heute noch seinen Kindern vorlesen?
Man kann, muss aber nicht. Wäre nur der Text vorhanden, kaum ein Leser oder Kind würde "Hurra" krähen und "Noch mal, noch mal!" schreien, sobald man das recht schlagkräftige Ende erreicht hat.
Und das liegt zum großen Teil an den riesigen Illustrationen von Pieter Kunstreich. Sie machen aus dem kleinen Abenteuer des Elefanten eine Begegnung mit herrlich komischen, sehr individuell akzentuierten Tieren. Das Krokodil beispielsweise wird derart bedrohlich, dass es den kleinsten Zuschauern regelrecht Angst macht. Die Plastizität und fast dreidimensionale Wirkung der Bilder ist beeindruckend. Kaum möchte man sich von den Zeichnungen lösen, so lebensecht und einmalig sind sie.

Ein wahrhaft "titanisches" Buch. Hier hat der Verlag alles richtig gemacht. Er hat eine ganz nette Geschichte ausgegraben, der man ihr Alter von knapp hundert Jahren deutlich anmerkt. Doch versehen mit den einmaligen Illustrationen von Pieter Kunstreich wurde daraus ein Bilder- und Vorlesebuch, dass seinesgleichen sucht. Zwar nervt die Botschaft, dass Verprügeln und verprügelt werden zum guten Ton gehört, doch sollte man sich und den Kindern klar machen, dass es zur Jahrhundertwende durchaus üblich war, Rute und Hand sprechen zu lassen. Vielleicht nutzt man die Geschichte sogar zu einem kleinen Exkurs über die Kolonialzeiten Englands und den Maßnahmen, die man der afrikanischen Bevölkerung damals seitens der Briten zukommen ließ - Kipling war deren glühender Verfechter, er sprach in einem vielbeachteten (und später verfemten) Artikel "von der Bürde des weißen Mannes", dem "Schwarzen" die Kultur der Weißen bringen zu müssen.

Dank des außergewöhnlich niedrigen Preises für solch ein riesiges Buch kann man unbesorgt zugreifen. Die Kleinen nehmen die Prügelgeschichte eh sehr gelassen hin und freuen sich über die "Nasengeschichte" vor allem dank der tollen Bilder.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783799652032 | Preis: 14,94 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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