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Wir erinnern uns: Im ersten Teil der "Das Jahr des Greifen"-Trilogie fallen im Jahre 19-20 Hal Orks ins Mittelreich ein und besetzen Greifenfurt, eine der größten Städte Aventuriens. Zum Erstaunen der Bewohner schleifen die Orks den örtlichen Praiostempel; ein Vorgehen, das aus anderen Besetzungen nicht bekannt ist. Aus Sicht von Menschen und Orks wird die Belagerung der Stadt geschildert, aber auch abseits des rein Militärischen passiert viel Interessantes.
In "Das Jahr des Greifen: Die Entdeckung", dem zweiten Teil der Trilogie, herrschen zwar nicht mehr die Orks über Greifenfurt, dafür aber halten die Schwarzpelze unter ihrem Häuptling Sharraz Garthai die Stadt in ringartiger Umklammerung und belagern das ehemalige "Saljeth" aufs Neue. Die eingeschlossenen Verteidiger unter der Führung des Inquisitors Marcian halten zwar durch, aber die Moral der Bürger ist ausgesprochen schlecht. Eine geheimnisvolle Krankheit und die knapper werdenden Rationen lassen die Bewohner der Stadt immer mehr verzweifeln. Wem im ersten Teil zu viel Belagerung und Militärstrategie war, der darf nun aufatmen, denn im zweiten geht es auch heraus aus der Stadt. Der Zwerg Arthag und die Waldelfe Nyrilla brechen zur legendären Zwergenbinge Xorlosch auf, um dort mit Hilfe der dortigen "Geschichts-Säulen" das Geheimnis zu lösen, was die Schwarzpelze in Greifenfurt suchen. Oberst von Blautann bricht in einer tollkühnen Einzelaktion auf, um zum Prinzen Brin durchzubrechen und diesen zur schnellen Hilfe für die Stadt zu drängen. Auch wenn die drei viele gefährliche Erlebnisse haben und sie keine absichtlichen Zeitverluste dulden: Wie würden sie fühlen und handeln, wüssten sie, dass die Orks unterirdische Tunnel unter die Stadt treiben und kurz vor dem Erfolg stehen? Spätestens nachdem Arthag zu wissen meint, welches unglaubliche Böse unter der Stadt versteckt liegt, ist Eile geboten. Die eigentliche Belagerung ist aber auch Thema, immer mal wieder zwischendurch und am Ende. Und Xervas arbeitet immer noch daran, seine Rache zu vollenden.
Die bekannte DSA-Trilogie "Das Jahr des Greifen" von den Autoren Wolfgang Hohlbein und Bernhard Hennen wird vom Horchposten-Verlag in drei Hörbüchern umgesetzt. Die Trilogie vertieft die Geschehnisse um den Orkensturm und wirft auch ein wenig Licht auf die Zeit vor dem Greifenopfer. Bisher (Stand: Februar 2008) ist der zweite Teil nur als ungekürzte Online-Fassung erhältlich, auf diese bezieht sich auch diese Rezension. Die männlichen Rollen und den Erzähler übernimmt wieder Axel Ludwig, Sabine Brandauer ist für die weiblichen Stimmen zuständig. Hatte letztere im ersten Teil nicht immer den rechten Ton für die Figuren getroffen, hat sie hier wenige, aber gute Auftritte. Musikalische Untermalung bieten wieder die Borbarad Moskitos, wobei diese Klänge recht selten und kurz sind, hier hätte man mehr machen können. Insgesamt gesehen ist die Produktion aber, wie beim Horchposten-Verlag üblich, gelungen. Das Hörbuch hat eine Laufzeit von 535 Minuten und ist auf acht virtuelle CDs verteilt.
Die Geschichte um die Besetzung der Stadt nimmt zwar weniger Raum ein, ist aber nach wie vor spannend. Trotzdem ist es gut, dass nun anderen Protagonisten und Schauplätzen Platz eingeräumt wird. So oder so wissen die neuen Handlungsstränge zu unterhalten und bilden einen guten zweiten Teil, gerade auch durch die Unterschiedlichkeit der Erlebnisse.
Ein Einstieg mit dem zweiten Teil ist nicht ratsam, "Das Jahr des Greifen" ist, wenn auch auf drei Bände aufgeteilt, letztlich ein langer Roman. Wer später ohne Vorkenntnis einsteigt, wird nur schwer in die Handlung finden und verpasst einfach zu viel. Außerdem ist das Ende von "Die Entdeckung" zu offen, um das Hörbuch als eigenständiges Werk stehen lassen zu können, es handelt sich nun einmal um den Brückenteil, der Teil drei einleiten muss. DSA-Spieler, die die beiden gleichnamigen Abenteuer noch spielen möchten, seien aber gewarnt: (Hör-)Buch und Abenteuer beschreiben absolut die gleichen Ereignisse, es herrscht also permanente Spoilergefahr.
Freunde des Schwarzen Auges - aber nicht nur die - sollten sich weder davon abschrecken lassen, dass Wolfgang Hohlbein mit DSA sonst nicht viel zu tun hat, noch vom Autor selbst, falls sie Probleme mit Hohlbein als Schriftsteller haben sollten. Denn immerhin stand ihm der DSA-Kenner Bernhard Hennen zur Seite, der ja auch als (Fantasy-)Autor schon einigen Ruhm gewinnen konnte. "Das Jahr des Greifen: Die Entdeckung" ist allen Freunden klassischer Fantasy zu empfehlen und für DSA-Hörbuch-Fans Pflicht.