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Der Mensch ist offensichtlich das einzige Lebewesen, das noch im Erwachsenenalter um des Spiels willen spielt. Seit Schiller haben sich viele Forscher und Schriftsteller mit dem auf den ersten Blick biologisch unsinnig wirkenden Phänomen des "Homo ludens" befasst, des spielenden Menschen. Spiele ziehen sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte; im vorliegenden Buch werden unterschiedliche Gruppen und Arten von Spielen und deren Historie untersucht.
Im ersten Kapitel geht es um Würfel und Würfelspiele, ein uraltes Phänomen. Besonders interessant erscheint die im Buch ausführlich behandelte Tatsache, dass der moderne sechsseitige Würfel in früheren Zeiten nur eine von zahlreichen Lösungen darstellte.
Berühmte Spiele des Altertums, darunter das ägyptische Senet-Spiel, sind Gegenstand des nächsten Kapitels. Der Geschichte des Backgammons ist ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie jener der sogenannten Mancala- oder Bohnenspiele, die sich in Afrika sehr großer Beliebtheit erfreuen, der früher und heute beliebten Spiele in Ostasien, beispielsweise Go, und natürlich des Schachs; nicht zu vergessen Pachisi, ein Vorläufer des modernen "Mensch, ärgere dich nicht".
Die Historie der Spielkarten und, logischerweise, der Kartenspiele wird in einem weiteren Kapitel betrachtet, gefolgt von Tischkegelspielen und verwandten Spielen wie Trou-Madame und Bagatelle sowie einer Untersuchung zu den Lotterien. Anschließend befasst sich das Buch mit verschiedenen Epochen der Spielkultur ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert, wobei auch auf regionale Entwicklungen wie etwa in Deutschland, den USA und der Schweiz eingegangen wird. Darüber hinaus sind den Geldspielautomaten sowie der Rolle der Frau beziehungsweise der Geschlechter allgemein beim Spiel und Spiele-Erfinden eigene Kapitel gewidmet.
Dieses Buch verbindet ähnlich wie ein Katalog Exponate aus dem Schweizerischen Spielmuseum in übersichtlichen, logisch geordneten Kapiteln. Zahlreiche der Ausstellungsstücke aus den unterschiedlichsten historischen Epochen und aller Herren Länder findet man als Abbildungen von hoher Qualität im Buch. Nicht selten kann man anhand der Gegenüberstellung von Fotos Entwicklungen ganz unmittelbar beobachten.
Die von unterschiedlichen Autoren verfassten Beiträge verbinden in ausgewogener und sehr informativer Weise den Charakter der beschriebenen Spiele, ihre nicht selten bis zu den alten Hochkulturen zurückreichende Geschichte, die Varianten, die sich im Lauf der Zeit herausgebildet haben, und deren Rezeption, zumindest bei den neueren Spielen. Daher ermöglicht das Buch dem Leser, Entwicklungen sowohl vertikal durch die Zeitläufe als auch horizontal in Bezug auf die Ausbreitung nachzuvollziehen. Sehr erfreulich erscheint die ausgesprochen differenzierte Betrachtung; keine bedeutende Gruppe von Gesellschafts- und Glücksspielen bleibt außen vor, und man findet alle erdenklichen Vertreter dieser Gruppen. Ganz neuartige Entwicklungen wie Computerspiele werden allerdings nicht einbezogen.
Die Autoren gehen meistens auf Spielprinzipien und -regeln ein, jedoch ohne sich darin zu verzetteln, sodass sich das Buch angenehm flüssig und ohne einen Anflug von Langeweile lesen lässt, gleichgültig, ob der Leser vor allem eine besondere Facette der Kulturgeschichte kennenlernen möchte oder sich als passionierter Spieler lediglich aus dieser Sicht für Herkunft und Verbreitung von Spielen interessiert. Hierzu tragen die erwähnten Illustrationen nicht unbeträchtlich bei, die selbstverständlich außer reichlich Nostalgie einen hohen Informationsgehalt zu bieten haben.
Nach der Lektüre wird man klassische Spiele oder auch einen schlichten Würfel mit neuem Interesse betrachten, denn die meisten der in den einzelnen Kapiteln dargelegten Fakten dürften dem Leser, sofern er nicht vom Fach kommt, unbekannt sein. Die analytisch-sachlich verfassten Beiträge lassen immer auch etwas von der Faszination des Spielens durchscheinen, sodass sich mancher nach der Lektüre versucht fühlen dürfte, verschiedene alte und neue, ihm bislang unbekannte Spiele zu erstehen und auszuprobieren.