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 Der Nil

Lebensader des alten Ägypten


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Wie der Untertitel des vorliegenden Buchs besagt, ist der Nil die Lebensader Ägyptens, übrigens als Träger der Elektrizitätsversorgung nicht nur des alten, sondern ebenso des modernen Ägyptens. Die lebensspendende Funktion des Nils reicht in prähistorische Zeiten zurück; das Buch aus dem Hirmer-Verlag befasst sich vor allem mit der Bedeutung des Nils für die ägyptische Hochkultur.
Eingeleitet wird der Band durch einige ganzseitige Aufnahmen von altägyptischen Kunstwerken, die auf den Nil Bezug nehmen. Anschließend bietet eine Karte eine kurze Übersicht über die für die Archäologie relevanten Orte von Abu Simbel nordwärts, gefolgt von einer Einleitung und dem berühmten altägyptischen Hymnus an den Nil.
Hieran schließen sich ausführliche Kapitel zu Themen an, die mit dem mächtigen Fluss zu tun haben. Sie zeigen auf, inwiefern der Nil der allmählich erblühenden Hochkultur die Voraussetzungen für eine relativ zuverlässige Landwirtschaft bot, nämlich als Schlamm- und folglich Düngerlieferant, jedoch auch, indem er schädliche Salze aus dem Boden wusch. Die Rolle des Nils als Wasserstraße, ohne die all die bedeutenden Bauten des Niltals undenkbar wären, wird ebenso betrachtet wie der Einfluss des Nils auf die gesamte ägyptische Gesellschaft. Dieser Einfluss erweist sich als wesentlich komplexer, als der Laie annehmen möchte. So versorgte der Nil die Ägypter mit ihrer straffen, streng bürokratischen Gesellschafts- und Besitzordnung nicht nur mit dem Papyrus, ohne den der Beruf des Schreibers wesentlich weniger komfortabel gewesen wäre, sondern er spielte auch eine zentrale Rolle in der Mythologie und Religion, und dies keineswegs nur in der Rolle des Gottes Hapi. Die Zeitmessung der Ägypter richtete sich nach dem vom Nil vorgegebenen Rhythmus, und der Fluss hatte beträchtlichen Einfluss auf die Kunst und Architektur des alten Ägyptens. Selbst in den Totenkulten spielte er, wie ein Kapitel des Buchs aufzeigt, eine bedeutende Rolle.
Das letzte Kapitel befasst sich mit dem Nil in der heutigen Zeit, das heißt vor allem seit der Errichtung des Nasser-Staudammes. Im Anhang findet der Leser eine Übersicht über die archäologischen Stätten Ägyptens, eine Zeittafel und weitere Informationen.

Dieses Buch verbindet in idealer Weise die Elemente eines Bildbandes und eines Sachbuchs. Es ist in Kapitel mit jeweils klar umrissener Thematik gegliedert, die ihrerseits durch eine Fülle von qualitativ hochwertigen, überwiegend ganzseitigen Abbildungen illustriert werden.
Die vorzüglich ausgewählten Bilder, sämtlich hoch aufgelöst und dank des sehr guten Papiers auch hervorragend präsentiert, vermitteln sowohl einen Eindruck von den Bauwerken und Objekten bildender Kunst im alten Ägypten, wobei oft themenrelevante Details durch vergrößerte Aufnahmen hervorgehoben werden, als auch von der natürlichen Schönheit des Niltals, in das die Zeugnisse der ägyptischen Hochkultur wunderbar eingebunden sind. Autorin und Fotografen stellen freilich auch die aktuellen Probleme unverhüllt dar, die durch den Bau des Nasser-Staudamms entstanden sind.
Die Texte wenden sich vor allem an Laien mit Interesse an der ägyptischen Hochkultur beziehungsweise am nordostafrikanischen Kulturraum. Vorkenntnisse, die nicht einer soliden Allgemeinbildung angehören, werden nicht vorausgesetzt. Dank der, wie zu erwarten in sachlichem, jedoch nicht zu trockenem Stil verfassten, sehr gehaltvollen Texte vermag sich der Leser stets ein differenziertes Bild vom jeweiligen Thema zu verschaffen. Als bemerkenswert gut gelungen erweist sich in diesem Zusammenhang die Auswahl der Inhalte, die im Grunde jeden erdenklichen Aspekt des Lebens am Nil einbezieht.
Von den zahlreichen am Markt erhältlichen Büchern über die ägyptische Hochkultur unterscheidet sich dieses Buch nicht nur durch die erstklassige Bebilderung. Die Bedeutung des Nils für die gesamte altägyptische Gesellschaft geht aus den Texten bestens hervor und mag selbst eingefleischte Freunde des alten Ägyptens bezüglich manches Details noch verblüffen. Kunstfreunde lernen, den Nil in der altägyptischen Kunst in mancher Andeutung wiederzuerkennen.
Positiv fällt im Übrigen der Brückenschlag zum modernen Ägypten und seinen Problemen auf, die der Nil als Stromlieferant für das ganze Land nur teilweise lösen kann. Denn selbstverständlich endet die Rolle des Nils für Ägypten nicht mit den Ptolemäern.
"Der Nil" bietet als üppig und ausgesprochen hochwertig illustriertes Sachbuch reichlich spannend dargebotene Informationen und Anschauungsmaterial für jeden, der sich für antike Hochkulturen oder auch nur für das Niltal als geografischen Raum interessiert - ein Buch, das man aufrichtig empfehlen kann!

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783777437156 | Preis: 60,00 Euro | 200 Seiten | Sprache: Deutsch

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