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Meine Vorstellung von diesem Titel beruhte darauf, dass ich ein Taschenbuch erwartete, das zu einem horrenden Preis angeboten wird. Inhaltlich war ich auf ein weiteres Buch zum Thema Webdesign vorbereitet, das sich vornehmlich mit solchen Fehlern wie Deadlinks (also Links, die ins Nichts führen) und Baustellenschildern befasst. So kann man irren!
Warum ich mit dieser Vorstellung, die ich eben noch selbst als falsch bezeichnete, diese Rezension beginne, ist allerdings sehr gut mit dem Titel zu verknüpfen.
Auf der einen Seite bietet mir die Einleitung einen guten Grund, korrigierend zu vermerken, dass es sich tatsächlich um ein recht großformatiges Hardcover mit 360 Seiten Umfang handelt.
Auf der anderen Seite aber ist diese Einleitung im Grunde eine gute Möglichkeit, auf den eigentlichen Inhalt des Buches einzugehen, denn tatsächlich handelt es zwar vom Webdesign, und auch Deadlinks und Baustellen sind ein Thema, es handelt aber auch und sogar in erster Linie von der Kommunikation im Netz, von den Unterschieden zwischen dem, was gesagt wird und dem, wie es aufgenommen wird. Meine (falsche) Wahrnehmung im Vorfeld passt also auch gut in dieses Feld.
Dieses Buch handelt von Kommunikation im Internet, von Sach- und Beziehungsebenen, von unterschiedlichen Jargon-Formen und Zielgruppen, von nonverbaler Kommunikation beziehungsweise dem "Nichts ist auch Kommunikation".
Doch Text ist lang nicht alles, und so sind neben Worten, Texten und Gliederungen auch Farben, Formen, Grafiken und Animationen ein Thema. Aufmerksamkeit, so genannte Eye-Catcher, Motivationen (wie Awards oder Werbung), Entscheidungen, Handeln, Problemlösung und Informationsarchitektur als zusätzliches Kapitel dieser zweiten Auflage werden ebenso thematisiert.
Hierbei gibt es nirgends eine genaue Anleitung zu dem, was man tun
muss, sondern vielmehr hat der Autor verschiedene Studien, Erfahrungen und eigene Gedanken nebeneinander gestellt und lädt den Leser einfach ein, mit zu denken. Die letztliche Entscheidung darüber, wie der Leser seine Webseiten nun gestaltet, für welche Aussagen er sich für seine Seite und für welche Zielgruppen er sich entscheidet, bleibt ganz bei ihm.
Dem Autor ist es gelungen, ein interessantes und spannendes, ja, sogar ein unterhaltsames, amüsantes und stellenweise richtig packendes Buch zu einem Thema zu schreiben, das leider bislang eher untergeht. Er entfernt sich von der vorherrschenden Meinung, sich um jeden Preis im Net profilieren zu müssen, entfernt sich von dem Muss, dauernd neue, andere, coolere und "denglischere" Begriffe zu verwenden und lenkt das Auge und die Gedanken vielmehr wieder zurück auf die eigentlichen Kernaspekte und -absichten von gutem Webdesign.
Hierbei ist dieses Buch aber auch nicht als eines aus dem Usability-Bereich zu sehen, denn zwar werden Vereinfachungen gerade für Laien unter den Benutzern häufig thematisiert, es werden jedoch wie bereits erwähnt keine Dogmen aufgestellt.
In diesem Buch wird der Bogen geschlagen zwischen der Psychologie und dem Webdesign, und das alles tatsächlich, ohne staubtrocken daher zu faseln.
Das Buch ist randvoll mit anschaulichen Bild- und Textbeispielen, trotzdem nicht überladen, hält sich an die (N)etiquette, alle Quellen sogleich bei den Abbildungen anzugeben und vereint umfangreiches Fachwissen zweier Disziplinen, ohne schulmeisterlich zu wirken.
Vielmehr hält sich der Autor auch an seine selbst vorgestellten Kommunikationsregeln und bringt seine Professur in das Buch ein, indem er sich nicht als allwissender Webdesign-Guru darstellt, sondern vielfach auch Anregungen und Gedanken wiedergibt, die er nicht belegen kann, sondern einfach annimmt. Er zeigt keine Scheu, auch einfach mal "Ich weiß es nicht sicher" zu schreiben und begibt sich damit, und mit dem immer deutlich zu lesenden Humor in seinen Texten, auf die Ebene des Lesers, des Interessierten, des Webdesigners - oder wer auch immer gerade sein Buch liest.
Durch seinen Aufbau und die verwendete Sprache ist dieses Buch für jeden interessant, der sich etwas näher mit dem Thema befassen möchte.
Es ermöglicht den Laien einen genaueren Einblick in das Thema und seine Hintergründe, liefert dem Hobby-Webdesigner wertvolle Tipps, richtet sich trotz allem aber primär an den Geschäftsbereich, der über Kundenorientierung hier einiges erfahren und lernen kann.
Eine Kostprobe zum Stil des Autors, zu seinem Bestreben, seinem Anliegen und seinen Themen finden sich auch auf seiner Webseite:
http://www.kommdesign.de