Eine Enzyklopädie zu verfassen scheint heute aus mehreren Gründen ein schwieriges Unterfangen: zunächst muss die Qualität des Werkes gesichert sein, um den Aufwand zu rechtfertigen. Zudem muss das Werk in seiner Präsentation und Bedeutung gegen moderne Quellen aus dem Internet bestehen können, die durch einen geringeren Preis und meist eine einfachere Benutzbarkeit - oder bessere Erreichbarkeit - verlockender scheinen.
Trotz dieser Hürden haben sich das Kulturwissenschaftliche Institut (Essen) und die Fachherausgeber um Friedrich Jaeger entschlossen, sich der Aufgabe anzunehmen und eine Enzyklopädie der Neuzeit zu verfassen.
Insgesamt wird die Enzyklopädie sechzehn Bände umfassen, die in über viertausend Schlagwörtern nicht nur Fakten darstellen, sondern auch Entwicklungen aus vierhundert Jahren Geschichte erläutern werden. Der Zeitraum wird die Jahre 1450 bis 1850 umfassen. Die fertige Enzyklopädie soll um die 9600 Seiten beinhalten, in jedem Band ergänzt durch zahlreiche Abbildungen, Grafiken und Karten.
Pro Jahr erscheinen zwei Ausgaben. Bisher sind die Bände eins bis sechs erhältlich, Band sieben wird ab Mai 2008 in den Handel kommen.

Der vorliegende sechste Band umfasst die Einträge von Jenseits bis Konvikt.
Die Bände der Enzyklopädie sind nicht in Seiten, sondern, typisch für diese Art der Nachschlagewerke, in Spalten eingeteilt.
Jeder Artikel verfügt über eine Vorabgliederung, die im Sinne eines Inhaltsverzeichnisses die Zwischenüberschriften des Artikels aufzeigt. Besonders lange Artikel, wie der Eintrag zu den Kolonialkriegen, haben noch weitere Untergliederungen. So soll dem Benutzer längeres Suchen nach einem bestimmten Begriff innerhalb eines Artikels erspart bleiben. Zudem findet man Verweise zu anderen Texten der Enzyklopädie, am Ende der Einträge gibt es Hinweise zu allgemein verwandten und weiterführenden Einträgen. Des Weiteren verfügen die Texte über eine Bibliographie, eingeteilt in Quellen und Sekundärliteratur, wenn diese Kategorien vorhanden sind. Für die wissenschaftliche Zitierbarkeit ist wichtig, dass jeder Artikel seinen Autor angibt.

Die Länge der Artikel ist natürlich uneinheitlich, durch die Zwischenüberschriften liegt der Durchschnitt der längeren Einträge jedoch bei ungefähr zwei Spalten. Inhaltlich versuchen die Texte auf kleinem Raum möglichst umfassend und genau über ihr Thema zu berichten. Natürlich können die komprimierten Texte so etwas trocken erscheinen - aber es geht eben nicht um den Unterhaltungswert bei dieser Reihe, sondern um die Darstellung von Fakten und Entwicklungen.
Die Abbildungen, allesamt in schwarzweiß gehalten, sind gut in die Texte integriert und durch einen Abbildungstext gut in den Kontext eingebunden.
Zu gefallen weiß bei diesem Band außerdem, dass trotz einer vorhandenen europäischen Perspektive auch dem "Interaktionsverhältnis" mit der damals neuen Welt Rechung getragen wird. So wird auch auf den Bereich der außereuropäischen Geschichte eingegangen.
Zudem werden innerhalb der historischen Betrachtungen unterschiedliche Felder wie Technik, Recht und Gesellschaft der Neuzeit angesprochen, alles auf dem jeweils aktuellen Stand der Forschung.

Richten will sich die Enzyklopädie nicht nur an die Vertreter der Disziplinen "Frühe Neuzeit" und "Neuere Geschichte", sondern auch an historisch interessierte Personen. Im Grunde möchte man jedem, der sich für diese Epoche interessiert ans Herz legen, sich die Bände zu kaufen. Bei dem natürlich nicht günstigen Preis, dürften sich allerdings die wenigsten Privatpersonen diese Enzyklopädie leisten können oder wollen.
So ist die Kaufempfehlung - die uneingeschränkt ausgesprochen werden kann - wohl vor allem für Bibliotheken interessant.