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Kai lebt mit seiner Großmutter in Lychtermoor. Wie auch sie soll er ein Irrlichtjäger werden und heute ist der Tag, an dem er sein Können beweisen soll. Zuerst verlaufen seine Versuche, die leuchtenden Wesen anzulocken, gar nicht gut, aber als er deswegen immer wütender wird, gelingt es ihm doch noch, welche zu fangen. Zu einer Überraschung entsteht dabei sogar eins der größten Irrlichter, die er je gesehen hat. Obwohl seine Großmutter will, dass er darüber Stillschweigen bewahrt, kann er es sich nicht verkneifen, mit dem Irrlicht vor den anderen Jungen des Dorfes anzugeben. Doch noch im selben Augenblick wird Lychtermoor nicht nur von einer Horde Ratten, sondern auch von einer Crew untoter Piraten angegriffen. Zwar schafft Kai es mit der Hilfe des Elfen Fi und einem düsteren Wesen, dass sich Dystariel nennt, den Schergen des Bösen zu entkommen, seine Großmutter lässt in diesem Kampf jedoch ihr Leben. Kais Zorn darüber findet in einer wuchtigen, magischen Entladung Raum, die den Jungen selbst überrascht. Fi und Dystariel ahnen, dass Kai ein ganz besonderer Mensch ist, und bringen ihn daraufhin nach Hammaburg, wo sich Magister Eulertin seiner magischen Talente annehmen soll.
Doch Kais Ausbildung ist nicht das einzige, was Eulertin beschäftigt. Die Insel Albion wurde von der Nebelkönigin Morgoya besetzt und alle Leben in Angst und Schrecken vor ihren Angriffen. Schnell wird auch Kai in diesen Kampf mit einbezogen und es stellt sich heraus, dass auch er seinen Teil zum Sieg gegen die dunklen Mächte beizutragen hat.
"Das unendliche Licht" ist der erste Band der "Chroniken der Nebelkriege" und die erste Jugendbuchreihe von Thomas Finn. In seiner Geschichte verwebt er europäische Mythen mit eigenen Ideen und lässt eine völlig neuartige Welt entstehen. Der Städtename "Hammaburg" ist natürlich eine Anspielung auf Hamburg. Der Roman spielt in einem fantastischen Deutschland, das dem unseren zwar ähnelt, aber doch ganz eigene Reize entwickelt. Durch die Verknüpfung von realen Hintergründen mit Fantasyelementen entwickelt man als Leser eine ganz besondere Beziehung zu der Welt, von der der Autor erzählt.
Bei den Mythen, die Pate für seine Figuren standen, geht er ähnlich vor. Uns begegnet Bekanntes, das von Finn aber mit seinen neuen und einzigartigen Ideen verbunden wird. So ist zum Beispiel der Piratenkapitän Mort Eisenhand eine eindeutige Anspielung auf den berühmten Seeräuber Klaus Störtebeker, hier wird er jedoch zu einem untoten Kämpfer mit finsterer Vergangenheit. Doch auch an bekannte Fantasyromane und -filme fühlt man sich stellenweise erinnert, was den Genuss des Buches jedoch keineswegs schmälert. Ganz im Gegenteil macht es sogar Spaß, die Anspielungen zu entdecken. Dieser Aspekt des Buches wird allerdings vor allen Dingen erwachsenen Lesern Freude bereiten, da den jüngeren das Hintergrundwissen fehlen dürfte.
Finns Charaktere zeichnen sich durch eine besondere Lebendigkeit aus. Schon in der Art, wie sie sprechen, zeigen sie viel von ihrem Wesen. Kai ist ein Junge, der nichts von der Macht, die in ihm wohnt, ahnt. So ist es natürlich klar, dass er sich dem neuen Aspekt seiner selbst erst einmal stellen muss. Seine Entwicklung ist immer klar nachvollziehbar und als Leser fiebert man mit ihm. Doch die Menschen und Wesen, die ihm begegnen und ihm zur Seite stehen, sind noch viel faszinierender. Da wären zum Beispiel der zarte Elf Fi, der Däumling Magister Eulertin, dessen Figur durch den ständigen Konflikt zwischen seiner inneren und äußeren Größe besonders begeistert, oder die Gargyle Distariel, ein äußerst düsteres Geschöpf, das so manches Geheimnis birgt.
Besonders intensiv in die Geschichte gezogen fühlt man sich in den Kampfszenen, die zugleich kraftvoll, aber nie unnötig grausam geschildert werden. Das "Kopfkino", das beim Lesen entsteht, ist besser als jeder moderne CGI-Effekt es je sein könnte. Somit ist Thomas Finn ein auf allen Ebenen fantastischer Roman gelungen, auf dessen Fortsetzung man gespannt sein darf.