Selim ist Laufbursche eines Bäckers in der orientalischen Stadt Simba. Eines Tages gerät er in die Hafenschänke des Ortes; ein Seemann erzählt dort gerade, wie er und seine Schiffsmannschaft dem gefährlichen Piraten El Portugues entkommen sind. Andere Besucher der Schänke wenden ein, dass El Portugues doch längst tot sei, doch der Seemann weiß glaubhaft von den Aktivitäten des hinterhältigen Seeräubers und seiner Crew zu berichten.
Wie gern würde Selim zur See fahren! Dann erfahren er und sein Freund Hassan, dass der fünfzehnjährige Sohn des Sultans von Simba an einer Strafexpedition gegen die Piraten teilnehmen wird, die von Admiral De Ladron, einem Vertrauten des Sultans, angeführt werden soll. Die Jungen entschließen sich, Posten als Lastträger anzunehmen und sich in dieser Funktion als blinde Passagiere an Bord zu schmuggeln.
Tatsächlich gelingt es Selim und Hassan, ungesehen an Bord des Schiffs zu gelangen, mit dem De Ladron und der Sohn des Sultans auf Piratenjagd gehen. Sie lassen sich unter Deck einschließen. Wie verblüfft sind sie, als sie nach kurzer Zeit feststellen, dass ihr Schiff offensichtlich ohne jegliche Mühe und ohne Lärm von den Piraten gekapert wurde, während sie selbst schliefen! Ging das wohl mit rechten Dingen zu? De Ladron und der Sultanssohn sind gefangen. Die Jungen versuchen, dem Prinzen eine Botschaft zuzuschmuggeln, doch ganz offensichtlich ist diese in die falschen Hände geraten, denn nun werden auch sie erwischt und sollen auf einem Sklavenmarkt angeboten werden.
Dort aber beobachten sie, dass einige Ereignisse der letzten Tage nur aus Ungereimtheiten zu bestehen scheinen. Denn sie lernen die Enkelin des wahren El Portugues kennen, und der ist schon seit vielen Jahren tot und nicht etwa, wie der Seemann in Simba erzählt hat, noch auf den sieben Weltmeeren unterwegs. Diese Tatsache stachelt Selims und Hassans detektivischen Spürsinn erst recht an. Können sie den Sohn des Sultans retten und die Übeltäter überführen?

Diese spannende Geschichte für Jungen und durchaus auch für abenteuerlustige Mädchen fesselt von der ersten Seite an. Selim und Hassan sind sympathische Protagonisten, in die sich die Leser gut einfühlen können, und ihre Abenteuerlust lässt sich von Grundschülern bestens nachempfinden. Zur Freude der jungen Leser begegnet man einer ganzen Reihe von höchst skurrilen Charakteren, etwa dem Sultan von Simba, dem Mandeltörtchen über fast alles, beinahe auch über das Leben seines Sohnes gehen, und einer Wahrsagerin, die der Handlung gelegentlich aus dem Hintergrund eine unerwartete Wendung gibt.
Die Geschichte selbst wirkt zwar herrlich "schräg" in der Art, wie Kinder im Grundschulalter Abenteuergeschichten mögen, ist jedoch insgesamt glaubwürdig konzipiert, sofern man sich auf das bewusst fiktiv-exotische Ambiente einlassen möchte. Dank mitreißender Schilderungen vermag der Leser die einzelnen Szenen und das Ambiente fast bildlich wahrzunehmen.
Eigenwillige Denker unter den Lesern können die Auflösung schon frühzeitig vorausahnen, nicht jedoch die verblüffenden Wendungen, derer sich die Geschichte bedient. Gewalt kommt nicht vor, wenn man von Entführungen und der Bedrohung durch die Sklaverei absieht.
Das Buch ist in relativ großer, gut lesbarer Serifenschrift gedruckt und enthält eine Reihe von apart gestalteten Schwarzweiß-Illustrationen.
Da die originelle Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite spannend erzählt wird und das Thema Piraten vor allem Jungen sehr interessiert, eignet sich das Buch nicht nur für Leseratten, sondern auch für eingefleischte Lesemuffel - unter denen der Jungenanteil nun einmal überdurchschnittlich ist - als packender Einstieg ins Lesen abseits der Pflichtlektüre in der Schule.