Ägypten 1351 v. Chr. - Anthony macht sich auf die lange Reise nach Achetaton, dem von Pharao Echnaton und seiner Frau Nofretete zur neuen Hauptstadt des riesigen Reiches erklärten Tempelbezirk. Die Reise wird ihn sieben Monate seiner Zeit kosten. Beginnend in Venedig ist es zu dieser Zeit sehr beschwerlich, über das Mittelmeer bis an Ägyptens Küsten und dann den Nil aufwärts bis nach Luxor, Theben und Achetaton zu gelangen.
Gott sei Dank gesellt sich Ibi, ein Händler, an seine Seite. Der erfahrene Reisende macht ihn mit allem vertraut und gibt Anthony wertvolle Hinweise, worauf er zu achten hat.
Doch trotz der sehr interessanten Details der Reise hat Anthony nur ein Ziel. Er will den sagenumwobenen Pharao Echnaton und seine von allen wegen ihrer Schönheit bewunderte Gattin Nofretete sehen. Überall stößt Anthony auf Menschen, die über die neuen Gesetze des Pharaos murren. Alle Götter bis auf Aton, den Sonnengott, hat der Gottgesandte verboten, den Totenkult will er den Ägyptern austreiben, lässt alle Tempel und Weihestätten nur noch zu Ehren Atons bestehen. Wenn das nicht Unglück und Verderben über das Volk der Ägypter bringen wird.

Bücher über Ägypten, die Pyramiden, Echnaton und Nofretete oder den Atonkult, den beide einführen wollten, Reiseberichte aus dem Land am Nil und Schilderungen der Riten und Gebräuche aus der Zeit der Pharaonen gibt es Hunderte, wenn nicht Tausende. Bildbände, Prachtsausgaben, Museumsführer, Atlanten erzählen von dieser Zeit und erhellen noch die Bedeutung der letzten Hieroglyphe, die man in Gräbern, auf Stelen und Denkmälern findet.
Doch das Konzept von Anthony Weisz ist neu. Er beginnt seine Reise nicht heute, sondern just im Jahr der Krönung Echnatons. Er lässt die Zeit des Jahres 1351 v. Chr., ihre Menschen und ihren Glauben Revue passieren.
Bebildert ist dieses kleine Reisetagebuch aus der Vergangenheit mit in Sepiatönen gehaltenen Fotografien, die zwischen 1890 und 1941 aufgenommen wurden und ein Bild der damaligen Verhältnisse vermitteln sollen. Denn die Zeit ist in vielen Dingen und Lebensbereichen fast spurlos vorüber gegangen.
So versucht Anthony Weisz, ein lebendiges Bild einer längst untergegangenen Epoche zu zeichnen. Eine Zeit des Umsturzes, der brachial von Echnaton und Nofretete erzwungenen Reformen. Doch dieser Glaube an den einen Gott, das Leben und die Realität, abseits der geschönten Geschichtsschreibung und der von den alten Pharaonen gewollten Ordnung, scheiterte und hinterließ kaum Spuren.
In dem schmalen historischen Ausschnitt der Regierungsjahre Echnatons, eigentlich nur eines ganz bestimmten Zeitpunkts, versucht Weisz Kultur und Bedeutung dieses Pharaos zu beleuchten. Gleichzeitig versucht er die Gedanken und Gefühle der Menschen damals zu erhellen und darzustellen.

Dieses Konzept geht nicht auf. Es entsteht zwar ein interessanter Reisebericht. Doch durch die vielfachen Ansprachen des Autors aus der Gegenwart heraus, die Hinweise, die die Bilder wiederum in eine andere, kaum fünfzig Jahre vergangene Zeit verorten, und die vielen "Zeitreisen", die sich innerhalb des Reiseberichtes finden - zum Beispiel in die Zeit des Pyramidenbaus oder die Zeit nach Echnaton - gerät das Ganze zu einem totalen Durcheinander. Dieser Bericht - ausdrücklich für Kinder geschrieben - wird so unverständlich und ist kaum einzuordnen. Die ständigen zeitlichen Verschiebungen und Sprünge verhindern ein einheitliches Bild der Zeit Echnatons.
Auch ist der etwas trockene Stil des Autors nicht hilfreich. Seine Schilderungen pendeln zwischen interessant und langweilig, Nebensächliches herausstreichend und Bahnbrechendes betonend. Nie hat man das Gefühl, wirklich in der Vergangenheit zu sein. Viel stärker drängt sich das Bild einer modernen Reise auf, die immer wieder Exkurse in die nähere und fernere Geschichte Ägyptens versucht.