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Mit der Vertonung der Romane um das Waisenkind Anne, geschrieben von Lucy M. Montgomery, hat sich Titania Medien einem Projekt gewidmet, welches im Gegensatz zu dem übrigen Programm des Labels steht. Die einzige Gemeinsamkeit, die "Anne" mit den Krimi-Klassikern und dem Gruselkabinett verbindet, ist, dass alle Hörspiele auf älteren Romanen und Erzählungen basieren. Mit "Anne auf Green Gables" präsentieren Marc Gruppe und Stephan Bosenius eine Hörspielserie, welche für alle Altersgruppen geeignet ist und echte Familienunterhaltung darstellt. Dabei verlassen sich die Macher auf Altbewährtes, denn sowohl die Sprecher als auch der Titelbild-Zeichner sind dem Hörer bereits vom Gruselkabinett her hinlänglich bekannt. Die erste Folge ist in Hinsicht auf die Besetzungsliste noch sehr übersichtlich und besteht aus neun Sprechern, die schon in früheren Produktionen höchsten Hörgenuss versprachen. Lediglich die Schauspielerin Heidrun Batholomäus ist neu zur Sprecherriege von Titania Medien hinzugestoßen. Während sie im vorliegenden Hörspiel sehr eindrucksvoll die strenge Mrs. Blewett mimt, leiht sie ansonsten bekannten Schauspielerinnen wie Emily Watson oder Jodie Foster ihre Stimme oder übernimmt selber Rollen in Theaterstücken und Fernsehproduktionen.
Die Hauptrolle Anne wird überzeugend und wirklich grandios von Marie Bierstedt gespielt, die bislang nur in dem vierten Gruselkabinett-Hörspiel "Das Phantom der Oper" zu bewundern war. Dadurch wirkt die Stimme noch neu und unverbraucht und die Rolle als redefreudiges elfjähriges Mädchen nimmt man der jungen Frau, die sonst Schauspielerinnen-Größen wie Kate Beckinsale, Kirstin Dunst oder Reese Witherspoon synchronisiert, ohne weiteres ab. Ihr zur Seite steht die Hörspiel-Legende Dagmar von Kurmin, die es sich nicht nehmen ließ die strenge aber doch gütige Marilla Cuthbert zu sprechen - und das mit wahrer Hingabe. Matthew Cuthbert wird von Jochen Schröder verkörpert, der schon als Stimme von Gregory Peck, Yul Brunner und Dick van Dyke ("Diagnose: Mord") zu hören war. Als geschwätzige Dorftratsche brilliert Regina Lemnitz, deren einprägsames Organ man am ehesten aus der Fernsehserie "Roseanne" her kennt. Begleitet wird die Handlung von dem Erzähler, dargestellt von Lutz Mackensy, welcher bereits in den Jugendhörspielserien "Die fünf Freunde" sowie "Hanni und Nanni" als Erzähler tätig war.
Sämtliche Sprecher sind mit viel Spaß an die Arbeit herangegangen und mit äußerst realistischen Hintergrundgeräuschen und einer sehr weichen, klangvollen Musik wurde ein schönes Stück Hörkino entwickelt. Die Handlung ist sehr humorvoll und macht selbst einen verregneten Nachmittag zu einem sonnigen Ereignis.
Auch äußerlich weiß der Käufer sofort, welche Art von Geschichte ihn erwartet und die Illustration von Firuz Askin gibt auf kunstvolle Art und Weise einen Vorgeschmack auf die Idylle von Green Gables. Im Inneren des Booklets gibt es neben Informationen über die Serie und ihren Ursprung auch eine Vorschau auf die kommenden Folgen.
Fazit:
Hervorragend gelungener Einstieg in eine neue Serie, die eine ideale Unterhaltung für die komplette Familie darstellt. Action oder Dramatik sucht man bei Anne natürlich vergeblich, doch wer bei humorvollen Episoden aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert einfach mal die Seele baumeln lassen will, fernab von den Problemen der heutigen schnelllebigen Zeit, ist hier goldrichtig.