Gesamt |
|
Brutalität | |
Spannung | |
Nur noch wenige Tage sind es hin, dann wird auch der sechste Band der "Harry Potter"-Reihe in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Harry Potter und der Halbblutprinz" erscheinen. - Ein idealer Zeitpunkt, um nochmals die Lesung zum Vorgängerband aus dem Regal zu kramen und sich die letzten Geschehnisse im Leben des jungen Zauberers wieder bis ins Detail in Erinnerung zu rufen.
Harry Potter ist mehr als nur sauer - er kocht richtiggehend vor Wut. Seit Wochen schon sitzt er nun im Ligusterweg bei seinen Muggel-Verwandten, seiner Tante Petunia, seinem Onkel Vernon und seinem Cousin Dudley, fest, weitab der fürchterlichen Geschehnisse, die zur Zeit die Zaubererwelt heimsuchen. Doch niemanden, nicht einmal seine besten Freunde, scheint es besonders zu interessieren, dass Harry darauf brennt, endlich Neuigkeiten aus der Zaubererwelt zu bekommen. Seit Lord Voldemort einen Großteil seiner Macht gegen Ende von Harrys viertem Schuljahr auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, zurückgewonnen hat, scheint es, dass einzig Harry wichtige Neuigkeiten vorenthalten werden; nicht einmal Ron und Hermine halten ihren besten Freund mittels der Eulenpost auf dem Laufenden. Dabei war er, Harry, es doch gewesen, der Albus Dumbledore von Voldemorts Rückkehr berichtet hatte, ja, ihm sogar von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden war, nachdem der dunkle Lord seine Kräfte zurückerlangt hatte!
Als er dann auch noch eines Nachts in den Gassen von Little Whinging von zwei Dementoren, den unheimlichen Wächtern des Zauberergefängnisses Askaban, überfallen wird, sich die alte Mrs. Figg als Squib zu erkennen gibt und seine Tante Petunia einen Heuler von einem für Harry unbekannten Absender bekommt, dreht der junge Zauberer langsam durch. Er weiß weder,
was er glauben soll, noch,
wem er vertrauen kann. Warum scheinen alle anderen viel mehr Informationen über die Geschehnisse in der Zaubererwelt zu besitzen als er selbst? Und warum scheint niemand besonders scharf darauf zu sein, sich mit Harry in Verbindung zu setzen?
Doch auch für Harry hat das Warten endlich ein Ende, als eines Abends im Hause der Dursleys zwei ihm wohlvertraute Gesichter auftauchen. Mad-Eye Moody und Professor Lupin sind in Begleitung einiger anderer Zauberer, deren Bekanntschaft Harry zuvor noch nicht gemacht hatte, gekommen, um ihn mit in das Haus seines Paten Sirius Black zu nehmen. Überrascht muss Harry feststellen, dass das Haus am Grimauldplatz Nummer 12 während der Sommerferien zum Hauptquartier des Ordens des Phönix umfunktioniert worden ist, einer sich erneut gebildeten Geheimgesellschaft unter Führung von Albus Dumbledore, die sich dem Kampf gegen Lord Voldemort verschrieben hat. Doch auch dieser Orden lebt gefährlich, denn das Zaubereiministerium, das sich vehement weigert, an Voldemorts Rückkehr zu glauben, sucht eifrig nach Gründen, um Dumbledore das Amt des Schulleiters von Hogwarts zu entziehen und schreckt dabei auch nicht davor zurück, in das interne Schulleben Hogwarts einzugreifen. So beginnt für Harry Potter bald das gefährlichste, abenteuerlichste und unheimlichste Schuljahr auf Hogwarts, das er je erlebt hat...
Schon lange sind Schlagzeilen wie "Harry Potter bricht alle Rekorde!" keine große Neuigkeit mehr, denn mit jedem weiteren Band, den die britische Schriftstellerin Joanne K. Rowling schreibt, übertrifft sie sich selbst. So wurde auch der nunmehr fünfte Teil der "Harry Potter"-Reihe, "Harry Potter und der Orden des Phönix", ein weltweiter Bestseller - Binnen vierundzwanzig Stunden nach seinem Erscheinen hatten sich bereits etwa fünf Millionen des fünften Bandes verkauft. Insgesamt gingen weltweit rund 275 Millionen Exemplare der ersten fünf Abenteuer um den Zauberschüler Harry Potter über die (natürlich oft auch virtuelle) Ladentheke, wodurch sich die Autorin - zuvor eine mittellose Mutter - ein geschätztes Vermögen von einer Milliarde Dollar verdiente.
Und das hat auch durchaus seine Berechtigung, denn die Romane um "Harry Potter" sind nuneinmal wirklich fantastische Geschichten mit unglaublich realistischen, liebenswerten sowie dubiosen Charakteren. Und obwohl Lord Voldemort, der schwarze Zauberer, in jedem weiteren Teil wieder stärker wird und an Macht gewinnt und die Bücher dadurch von Band zu Band düsterer werden, schafft es die Autorin, mit ihren Romane eine Leserschaft fast jeden Alters anzusprechen. Zudem verarbeitete Joanne K. Rowling in ihren Geschichten wunderbare Ideen, lässt Harrys zauberhafte Welt von Mal zu Mal detailierter und ausgeklügelter erscheinen. Das Beeindruckendste daran jedoch ist, dass jedes, wirklich jedes noch so kleine Detail auf bereits vorhandenen Informationen aufbaut und sich mehr als nur schlüssig in den Gesamtverlauf der Handlung einfügt, unbemerkte Lücken schließt oder ein Tor zu weiteren Geheimnissen und Mysterien öffnet. Und dies keineswegs nur während eines Bandes, nein, oft begreift man als Leser erst im Nachhinein, wie viele Hinweise die Autorin bereits in vorangehenden Bänden gelegt hat, um spätere Ereignisse glaubhaft zu schildern und nahezu hieb- und stichfest zu untermauern. Und trotz seines gewaltigen Umfangs von sage und schreibe 1021 Seiten gelingt es Rowling, ihre Handlung spannend und fesselnd aufzubauen, sodass der Leser atemlos in dieses weitere Abenteuer um den britischen Zauberlehrling Harry Potter gezogen wird.
Nicht nur die Romanvorlagen können traumhafte Verkaufszahlen aufweisen, auch die deutschen Hörbücher sind Rekordbrecher! So wurden die ersten vier "Harry Potter"-Lesungen, die sich jeweils öfter als 300.000 Mal verkauften, 2002 alle mit der "Platin-Schallplatte" ausgezeichnet - eine erstmalige Auszeichnung für ein Hörbuch. Der Mann, dem dieser grandiose Erfolg zu verdanken ist, heißt Rufus Beck, auch bekannt als "der Mann mit den tausend Stimmen".
Als der Schauspieler Rufus Beck vor einigen Jahren die erste Geschichte um "Harry Potter" für den Hörverlag einlas, wurde aus ihm binnen kurzer Zeit ein gefeierter und ungemein beliebter Hörbuch-Sprecher. Denn Beck las nicht einfach nur, nein, er
spielte das Buch vielmehr. Fast könnte man vermuten, bei den "Harry Potter"-Lesungen handele es sich um Hörspiele - und eigentlich sind sie auch nichts anderes: Ein-Mann-Hörspiele. Schätzungsweise zwanzig neue Charaktere kommen pro "Harry Potter"-Band hinzu und damit Rufus Beck selbst nicht den Überblick über diese dutzende von verschiedenen Stimmen verliert, hat er sich eine CD angelegt, auf der er hintereinander Tonaufnahmen der verschiedenen Figuren aufgenommen hat, eine Art Archiv also. Und das scheint durchaus notwendig, denn Rufus Beck verleiht jedem der Charaktere eine unterschiedliche Stimme. Dabei greift er sowohl auf diverse Dialekte als auch auf feine wie grobe Intonation zurück - so klingen die Figuren der Zaubererwelt mal bassig, mal fiepsig, dann wieder hart, sanft, knurrend, hicksend, leise, energisch, rau, kreischend, ruhig, weise und so weiter und so fort... - Becks Palette an wort- und lautmalerischen Effekten scheint beinahe unerschöpflich.
Mit der Lesung zu "Harry Potter und der Orden des Phönix" legt Rufus Beck noch eins drauf und schafft es, seine bisherigen vier Lesungen sogar zu übertrumpfen - sofern das überhaupt noch möglich ist. Als Hörer muss man sich lediglich entspannt zurücklehnen und die Augen schließen, schon wird man vom Sprecher in die zauberhafte Welt von Harry Potter entführt, versinkt tief in eine andere, magische Wirklichkeit und kann sich von Becks Stimme sanft dahintragen lassen. Angenehm ruhig und doch sehr flüssig wirkt Becks Lesung - ein Stil, der in Verbindung mit den vielen verschiedenen Charakterstimmen zu einem perfekten Hörbuch avanciert.
Es ist wohl kaum übertrieben, wenn man "Harry Potter und der Orden des Phönix" als eine monumentale Lesung bezeichnet. Vorgetragen in einer ungekürzten Lesefassung umfasst das Hörbuch 27 CDs mit unglaublichen 1.945 Minuten Spielzeit. - Eine Spielzeit, die knapp 32 ½ Stunden fantastischem Hörgenuss entspricht! Dennoch wirkt die gesamte Einspielung sehr kurzweilig, und während man gebannt Rufus Becks Stimme lauscht, vergehen die vielen Stunden sprichwörtlich wie im Fluge.
Fazit:
Schon als Roman wusste "Harry Potter und der Orden des Phönix" zu überzeugen, denn erneut hat es die Autorin Joanne K. Rowling geschafft, ihre Erfolgsreihe um den Zauberschüler Harry Potter hervorragend fortzusetzen. Glaubhafte neue Charaktere, zahlreiche fantastische Einfälle und spannende neue Abenteuer fesseln den Leser über 1021 Seiten hinweg an die Geschichte, welche trotz dieser gewaltigen Länge kaum langweilige Passagen hat. Stattdessen bereichert Rowling die Welt Harry Potters mit vielen weiteren kleinen Details, die sich wunderbar in den Verlauf der einzelnen Abenteuer einfügen und ein vorerst nahezu lückenloses - wenn auch immer düster werdenderes - Gesamtbild ergeben. Gleichzeitig werden allerdings wieder zahllose Fragen aufgeworfen - Fragen, die wohl erst im siebten Band der Reihe beantwortet werden.
Sprechergenie Rufus Beck versetzt seine Hörer durch die Lesung zu diesem Band wiederholt in Begeisterung und erntet zu Recht von allen Seiten Lob für seine fast schon magisch anmutende Fähigkeit, seine Zuhörer zu verzaubern. Erneut zieht Beck alle Register seines Könnens und beschert ein Feuerwerk an Stimmen, Lauten und Tonlagen, dem sich der Hörer trotz einer Spielzeit von über 32 Stunden nicht zu entziehen vermag.
Tipp: Erst kürzlich, am 23. September 2005, ist beim Hörverlag eine günstige Sonderausgabe der Lesung "Harry Potter und der Orden des Phönix" erschienen. Diese ist mit 49,95 Euro nur halb so teuer wie die vorliegende Ausgabe.
Hinweis: Am 1. Oktober erscheint "Harry Potter und der Halbblutprinz" im Carlsen-Verlag! Auch für Rufus Beck gibt es dann wieder Arbeit: Produktionsbeginn zur sechsten "Harry Potter"-Lesung ist am 4. Oktober 2005. Auf der Homepage des Hörverlags (www.hoerverlag.de) wird es dazu ein täglich aktualisiertes Produktionstagebuch geben, welches Fotos, Berichte und erste Hörproben enthalten soll. Erscheinen wird das Hörbuch jedoch erst im Februar 2006.