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Das ging aber flott: Nur wenige Wochen nach seinem Prag-Thriller "Schwarze Dame" (bei Festa erschienen) beliefert der österreichische Autor und mehrmalige Preisträger des Deutschen Phantastik-Preises Andreas Gruber seine Leser bereits mit Nachschlag. Wer allerdings einen weiteren Thriller erwartet hat, liegt falsch. Vielmehr führt die Reise diesmal ans Nordpolarmeer - genauer gesagt, nach Spitzbergen.
Man schreibt das Jahr 1911. Der junge Wiener Alexander Berger tauscht sein Domizil und seine Zukunft als Arzt gegen eisige Temperaturen und unwegsame Hindernisse ein. Gemeinsam mit dem erfahrenen Deutschen Jan Hansen und einer Handvoll Begleiter nimmt er den Auftrag an, binnen dreier Monate und bei Tagesmärschen von knapp zwanzig Kilometern die Hauptinsel zu umrunden und zu kartografieren. Doch was sich in der Theorie möglich anhört, verwandelt sich schon sehr rasch in ein wahres Desaster. Teilnehmer der Expedition verschwinden spurlos, erliegen der Kälte oder fallen heimtückischen Gletscherspalten heim. Just, als Berger die Mission für gescheitert erklären möchte, entdecken die verbliebenen Teilnehmer auf höchst dramatische Weise einen geheimnisvollen Schacht, welcher tief ins Erdinnere führt ...
Ein Jahr später kehrt Berger zurück und führt seine Forschungen an dem definitiv nicht natürlich entstandenen Schacht weiter, weiterhin unterstützt durch Hansen und eine Gruppe Geldgeber, die natürlich Resultate fordern.
Doch je tiefer sich die Belegschaft der Forschungsstation in den Schacht begibt, desto mysteriöser und gefährlicher wird dieser. So stellen Nester mit skelettierten Eulen und Ereignisse, die jedem Naturgesetz spotten, nur die Spitze des Eisberges dar. Längst weiß auch Berger, dass mit dem Abstieg in die unendlich erscheinende Finsternis eine Büchse der Pandora aufgestoßen wurde - und sich deren Miasma aus Wahn und Manie auch allmählich in der Forschungsstation ausbreitet ...
"Historische Romane? Allein schon wegen der vielen Recherche nicht machbar!" So ungefähr äußerte sich der Autor in einem Chat vor knapp drei Jahren - und beweist mit "Das Eulentor" gottlob das Gegenteil. Vielmehr muss man bei Grubers aktuellem Roman schlichtweg von seinem bislang besten Werk sprechen; ein Umstand, der etwas zu heißen hat, kennt man seine anderen Werke!
Meisterhaft baut Gruber fast unbemerkt eine immer stärker werdende Spannung auf, welche es gemeinsam mit der großartigen Atmosphäre unmöglich macht, das Buch beiseite zu legen. Parallelen zu Dan SimmonsÂ’ letztjährigem Epos "Terror" können zwar gezogen werden, sind aber wohl nichts als purer Zufall, da sich Gruber unter anderem von Edgar Allan Poe, Jules Verne und John Carpenter inspieren ließ - und letztlich etwas gänzlich Eigenständiges erschuf. Perfekt ergänzt wird der Roman zudem durch seine Form - als schmuckes Hardcover - und die großartigen Illustrationen sowie das Titelbild von Mark Freier.