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"Die Merkel sieht genauso mies aus wie alle in der Politik: Lügen macht hässlich!" Hagen Rether, der Mann mit Pferdeschwanz und Klavier, ist der Hit unter den jungen Kabarettisten. Schon seit Jahren tourt er inzwischen mit dem Programm "Liebe", und das ändert sich natürlich immer wieder, denn Kabarett ist nun mal eine aktuelle Sache. So verwundert es nicht, dass nun bei WortArt "Liebe zwei" erschienen ist: eine neue Aufnahme aus dem Frühjahr 2007, in der aus dem ursprünglichen Programm auch gar nichts mehr zu hören ist.
Rether fängt seine Abende immer aktuell an, in diesem Fall geht es um das Klima, das zum Zeitpunkt des Programmes gerade mal wieder verrückt spielte. Aber dann findet er auch schnell zu dem Thema, mit dem er die nächste fast halbe Stunde verbringt - sehr lang für Kabarett - nämlich dem Glauben und im Speziellen der katholischen Kirche, um den brandstiftenden "heiligen BimBam", den "Papst Benefiz, den Sechzehnten", dessen Augenringe "vom vielen Frohlocken" kommen.
Dann erst kümmert er sich um die Politik, um Frau Merkel, und warum man keine Witze über ihre Haare machen sollte - es gibt genug, was Hagen Rether sonst über die Kanzlerin sagen kann. Rether ist zäh, er lässt es sich noch nicht mal nehmen, Flugblattschreiber Möllemann noch mal hervorzuzerren, denn diesen Brandstifter soll man laut Rether nie vergessen. Weitere Lieblingsfeinde sind Bundespräsident Köhler und Innenminister Schäuble, und natürlich Edmund Stoiber, der immer mal wieder im Programm vorkommt und sogar noch ein Lied gespielt bekommt: "Desperado, why dont you come to your senses?"
Hagen Rether ist schwarzhumorig, böse und entlarvend. Kabarett, so wie es sein soll. Und dabei ist er stilistisch ganz anders als die klassischen Kabarettisten aus dem Scheibenwischer. Rether kann sich Zeit nehmen, der muss nicht alles auf die Knallerpointe setzen, sondern baut immer wieder Spannung auf, lässt Sätze zum Weiterdenken stehen, spielt viele verschiedene Rollen, und ganz nebenbei lässt er auch das Klavier kunstvoll erklingen, während er weiterspricht, schimpft, sich auslässt.
Das ist große Kabarettkunst, gebildet und radikal, manchmal skurril und immer so klar, wie das in einer politisch so differenzierten Welt wie unserer selten geworden ist. Allerdings haut Rether natürlich in so ziemlich jede Richtung, kaum jemand kommt ungeschoren davon. So viel Satire und Bosheit muss man sich mal geben, das Gehirn wird dabei angenehm frei gepustet. Unbedingter Kauftipp!