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 Die Legende der Drachenritter, Band 4: Brisken

Die Legende der Drachenritter, Band 4

Serie: Die Legende der Drachenritter, Band 4
Autoren: Ange
Illustratoren: Philippe Briones
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Morgen werden sie sterben. Keine dreißig Ritter sind noch am Leben, und wenn die Sonne über dem ausgedörrten Tal aufgeht, werden die vom Übel verwandelten Wesen angreifen und sie vernichten. Der letzte Widerstand wird gebrochen sein und Messara wird schutzlos sein.
Ritter Alias Blick wandert über die dichten Reihen der toten Jungfrauen, die sie dem Feuer übergeben wird. Ihr Schicksal wird auch das ihre sein. Von den vierhundert Kriegerinnen, die vor sechsundvierzig Tagen zum Brisken-Pass aufbrachen, wird keine zurückkehren, um zu berichten. Die Erinnerung an ihre stolze, heroische Gegenwehr wird mit der letzten sterbenden Drachenritterin erlöschen. Die Knochen der Tausenden von Monstern, die ebenfalls den Tod fanden, werden stumme Zeugen der Niederlage der Drachenritter des mächtigsten Ordens der Welt sein.
Alia weiß, warum ihre Gefährtinnen starben, sie weiß, was der Kaiser von Messara getan hat, was die anderen Drachenorden aus der näheren Umgebung hinderte, ihnen zu Hilfe zu eilen, sie weiß um die grausame und sinnlose Wahrheit. Doch dieses Wissen wird mit dem neuen Tag mit ihr, der letzten Anführerin der Drachenritter, untergehen.

Das vierte Album der Serie "Die Legende der Drachenritter" hat eine komplexe, nahezu unglaubliche Vorgeschichte. Nachdem das erste Album den Zeichner Alberto Varanda achtzehn Monate seiner Zeit gekostet hat, planten die Texter Anne und Gérard Guéro, besser bekannt als ANGE, jeden Band mit einem anderen Zeichner. Nur so konnten sie die angestrebte Veröffentlichung eines Abenteuers pro Jahr erreichen. Doch bereits der zweite Band musste nach der Aufgabe von Etienne Leroux außerplanmäßig von Phillipe Briones beendet werden. Und der dritte Band (der als vierter veröffentlicht wurde) sollte von Pascal Barre gezeichnet werden, der aber fing nie mit der Arbeit an. So sprang schließlich Sylvain Guinebaud ein und zeichnete den vermeintlich vierten Band - veröffentlicht als dritter Band der Serie ("Das leblose Land"). Dann begann Christian Paty den vierten (es wurde der fünfte) und Jean Florian Tello begann "Brisken", beging jedoch Selbstmord. Arthur Suydam sollte übernehmen, scheiterte aber an der Sprachbarriere und schlussendlich übernahm Phillipe Briones die Arbeiten an "Brisken" (dem geplanten dritten Band) und vollendete ihn.

Das Ergebnis ist eine grandios gezeichnete Tragödie griechischen Ausmaßes. Das gesamte Album ist die Chronik eines schrecklichen, sinnlosen Kampfes. Dem entsprechend stehen brutale Kämpfe im Mittelpunkt, auf jeder Doppelseite sterben unzählige Monster und Jungfrauen einen fürchterlich gnadenlosen Tod. Briones gelingt es dennoch, die Gefühle der Frauen, ihre Beweggründe, die emotionale Betroffenheit der Überlebenden einzufangen. Absolut beeindruckende Bilder faszinieren von der ersten Seite an. Die durch Rückblenden und Einschübe sehr geschickte aufgebaute Geschichte ist so packend und spannend, dass dem Betrachter der Atem stockt und man manchmal nicht weiterlesen will. Zu grausam ist das Schicksal der Frauen, zu sinnlos der Kampf. Ähnlich dem Comic "300" geht es in "Brisken" jedoch nicht um die Verherrlichung von Gewalt oder vom Töten, sondern um die Verdeutlichung der inneren Stärke von Menschen in ausweglosen Situationen.
Man muss dem Autorenduo Respekt zollen. Ein komplettes Album widmen sie der moralischen Integrität der Drachenritter. Sie stellen die Aufgabe des Ordens der Drachenritter, für ihre Mitmenschen einzustehen, über jeden Zweifel, über Rache oder politische Intrigen. Sie stellen Gesetz und Moral über Opportunismus und Machtgelüste.

Nach diesem Album kann man nicht umhin, dieser "Legende der Drachenritter" mit anderen Augen zu folgen. Sie sind Sinnbild für Menschlichkeit und Moral, Mut und der Verpflichtung einer höheren Wahrheit gegenüber. Da ANGE und Phillipe Briones dies alles ohne jeden Pathos, ohne falsche Töne oder Hang zum Patriotismus darstellen, ist das Ergebnis eine absolut außergewöhnliche Geschichte, die so spannend wie grausam, so berührend wie desillusionierend ist.

"Brisken" ist - eingedenk der Tatsache, dass es sich hier um einen brutalen, deprimierend sinnlosen Kampf handelt - ein weiterer Höhepunkt der Serie. Für Fans ein Muss, sollten Leser, die die ersten drei Abenteuer nicht kennen, Abstand davon nehmen. Zu vieles ist unverständlich und irritierend.

Besonders lohnend ist der Kauf des etwas teureren Albums nicht zuletzt wegen der acht Sonderseiten, die am Ende des Bandes Einblicke in die Entstehung der Serie ermöglichen. Kurz vorgestellt werden Alberto Varanda, Phillipe Briones, Sylvain Guinebaud und Anne und Gérard Guéro nebst einiger wunderschöner Skizzen.


Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783939823360 | Originaltitel: La Geste des Chevaliers Dragon, Tome 4: Brisken | Preis: 13,80 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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