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Seinen ersten Roman hat Matthew Reilly 1996 mit einer Auflage von tausend Exemplaren auf eigene Kosten veröffentlicht, heute konkurriert der australische Schriftsteller erfolgreich mit Bestseller-Autoren wie Douglas Preston, Michael Crichton, James Rollins oder Dan Brown. Mit "Seven Deadly Wonders" legt Matthew Reilly nun einen Action-Thriller vor, der den Leser auf die Spuren eines der größten Geheimnisse der antiken Welt führen soll.
Eine alte Legende besagt, dass die Sonne alle 4.500 Jahre so zur Erde steht, dass ihre heißeste Stelle - der Sonnenfleck Tartarus - genau senkrecht über der Spitze der großen Cheops-Pyramide in Gizeh liegt. Mit Hilfe der unglaublichen Energie, die diese besondere Konstellation zu entfesseln vermag, eines alten Rituals sowie des legendären Goldenen Schlusssteins der Pyramide, den die sternenkundigen alten Ägypter ausschließlich zu diesem Zweck konstruiert haben, ist es jedem, der dieses Geheimnis kennt, möglich, für sich und seine Nation eine eintausend Jahre währende Herrschaft heraufzubeschwören. Und die nächste Ankunft des Tartarus-Sonnenflecks steht unmittelbar bevor. Doch der Schlussstein der Großen Pyramide in Gizeh ist bereits seit mehreren tausend Jahren verschwunden. Alexander der Große persönlich hat dafür gesorgt, dass er in sieben Teile zerlegt und an geheimen Orten versteckt wurde - im Inneren der Sieben Weltwunder, wenn man einem altertümlichen Text Glauben schenken darf. Bis auf die große Cheops-Pyramide existieren diese jedoch nicht mehr - oder etwa doch?
Die Vereinigten Staaten von Amerika jedenfalls scheinen davon überzeugt zu sein und liefern sich bei der Suche nach den verschollenen Teilen der goldenen Spitze ein erbittertes Rennen mit den Truppen des "alten Europa": Frankreich, Deutschland, Italien und dem Vatikan. Doch eine dritte Gruppe unter Führung von Elite-Soldat Jack West Jr. versucht, diesen beiden Großmächten zuvorzukommen, um zu verhindern, dass eine von ihnen absolute Macht erlangt. Es ist ein kleines, aber eingeschworenes Team, bestehend aus elf Mitgliedern aus acht verschiedenen Nationen: Kanada, Irland, Australien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel, Spanien, Neuseeland und Jamaica. Acht Soldaten, ein Professor mit seiner Frau und ein zehnjähriges Mädchen. Ihre Chancen sind gering, doch sie haben viel zu verlieren
Matthew Reillys Thriller "Seven Deadly Wonders" ist eines jener Bücher, bei denen man als Leser alle sechzig bis achtzig Seiten erstaunt innehält und sich wundert, wie es der Autor geschafft hat, mit scheinbar so wenig Inhalt so viele Seiten so kurzweilig zu füllen. In beinahe schon inflationärem Ausmaß jagt der australische Autor seine Helden von einer raffiniert ausgetüftelten Falle zum nächsten tödlichen Hindernis. Während Tempo und Spannung dabei großgeschrieben werden, bleiben die Hintergründe der Handlung - ganz zu schweigen von denen der Charaktere - vorerst lange Zeit im Dunkeln, wodurch die Figuren zunächst unnahbar und distanziert erscheinen. Das ändert sich aber erfreulicherweise ab dem ersten Rückblick, bei dem Matthew Reilly beschreibt, wie Lily bei ihrer Geburt gerettet und anschließend von dem Team in Afrika wie von einer großen Familie aufgezogen wurde. Vor allem die Tatsache, dass das kleine Mädchen die hartgesottenen Soldaten nach ihren Vorstellungen umbenennt - und Rufnamen wie Pooh Bear, Fuzzy, Wizard, Princess Zoe oder Big Ears im Laufe des Romans auch beibehalten werden -, sorgt dafür, dass die Protagonisten Sympathiepunkte sammeln und deutlich plastischer werden.
Mit den verschollenen Weltwundern entwirft Matthew Reilly darüber hinaus Schauplätze der Superlative, deren Konstruktion und Aufbau er durch zahlreiche Skizzen und Abbildungen wunderbar veranschaulicht. Allzu ernst kann und sollte man die Handlung allerdings nicht nehmen - das gesteht auch Matthew Reilly in einem Interview zur Arbeit an dem Roman ein, das sich am Ende dieser Taschenbuchausgabe findet. Als "modern real-world fantasy novel" beschreibt der Autor sein Werk dort, als einen Thriller, der sich aus hyper-realistischen Elementen zusammensetzt.
Ein unanfechtbarer Schwachpunkt des Buchs ist darüber hinaus - zumindest bis zu einem gewissen Grad - Matthew Reillys Stil, der sich viel zu häufig auf Kursivdruck und Ausrufezeichen verlässt und dadurch stellenweise künstlich dramatisiert wirkt.
Fazit:
"Seven Deadly Wonders" entwickelt eine wunderbar spekulative Theorie um die Sieben Weltwunder der Antike und setzt diese auch gekonnt um, sodass der Leser einen kurzweiligen und rasanten Action-Thriller genießen darf. Auch wenn der Roman in puncto Glaubwürdigkeit und Gehalt ein wenig zurückstecken muss, werden nicht nur Fans des Genres gut unterhalten.
Hinweis:
"Seven Deadly Wonders" ist der US-amerikanische Titel für Matthew Reillys Roman "Seven Ancient Wonders"; in seiner deutschen Übersetzung ist der Thriller unter dem Titel "Das Tartarus-Orakel" bei Ullstein erschienen. Ende 2007 veröffentlichte der australische Autor eine Fortsetzung zu seinem Bestseller: "The Six Sacred Stones".