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In den Medien, in Gesprächen und der Werbung finden sich immer wieder seltsame neue Wortkreationen, die aus dem ganz einfachen Grund entstehen, dass es noch kein Wort gibt, das das Gemeinte zutreffend umschreiben würde. Ausdrücke wie Apothekenbier, Gruscheln oder Skikes gibt es erst seit Kurzem; ob sie sich im Sprachgebrauch durchsetzen, lässt sich erst in ein paar Jahren oder Jahrzehnten beantworten. Viel interessanter ist da die Betrachtung, wie diese Wörter gebildet wurden und was sie eigentlich genau bedeuten. In seinem Buch "Von Aldianer bis Zauselquote" geht der Sprachwissenschaftler auf all diese neuen deutschen Ausdrücke des Jahres 2007 ein.
Nach einem Vorwort von Jürgen Jonas gibt es eine kurze Einleitung des Autors, und schon sieht sich der Leser mit dem alphabetisch geordneten Wörterverzeichnis konfrontiert. Die Vorgehensweise ist die eines klassischen Lexikons. Sowohl die behandelten Ausdrücke als auch im Text befindliche neue Wörter, die ebenfalls im Text einer genaueren Untersuchung unterzogen werden oder die einfach ein Synonym für den Ausdruck darstellen, sind blau hervorgehoben. Pfeile markieren Wörter, die an anderer Stelle erklärt werden. Teilweise verrät Lemnitzer, woher die Ausdrücke stammen; alle übrigen können bei Interesse in der Wortwarte im Internet nachgeschlagen werden.
Tatsächlich nimmt das Wörterverzeichnis aber nur etwa die Hälfte des Buches ein. Im zweiten Teil widmet sich Lemnitzer dem Teil der Sprachwissenschaft zu, der speziell Neologismen, also Wortneubildungen, behandelt. Die Frage, was man unter neuen Wörtern überhaupt versteht, wird ebenso gestellt wie die Frage nach dem Grund für deren Neubildung und nach der Bildung dieser Wörter. Ein weiteres wichtiges Thema, das bereits seit einiger Zeit Angst und Schrecken unter den Germanisten verbreitet, wird ebenfalls angesprochen, nämlich die Befürchtung, die englische Sprache könne das Deutsche durch zahlreiche Anglizismen verdrängen. Auch seiner Wortwarte hat Lemnitzer ein kleines Kapitel gewidmet. Zuletzt findet sich ein Glossar mit sprachwissenschaftlichen Fachwörtern, das den Lesern ohne germanistische Vorkenntnisse die wichtigsten Fachausdrücke erklärt.
Alle Wörter des Buches entstammen der Wortwarte, einem sprachwissenschaftlichen Projekt des Autors, das sich neu gebildeten oder aus Fremdsprachen übernommenen Ausdrücken widmet, die im heutigen Deutsch verwendet werden. So sind Lemnitzers Ausführungen keine trockenen und theoretischen Überlegungen, sondern direkt aus dem Leben, genauer gesagt aus deutschen Zeitungen, gegriffen.
Und nicht nur, dass die behandelten Ausdrücke, so seltsam sie manchmal auch anmuten, tatsächlich Verwendung finden, Lemnitzer schafft es zudem, die dazugehörigen Erklärungen humorvoll und interessant aufzubereiten, ohne sich in intellektueller Eloquenz wie viele wissenschaftliche Kollegen zu ergehen. Das macht "Von Aldianer bis Zauselquote" nicht nur lehrreich, sondern auch noch unterhaltsam.
Dass sich der Autor nicht nur den neuen Wörtern zuwendet, sondern er darüber hinaus damit verbundene Themen aus der Sprachwissenschaft anspricht, macht das Buch umso überzeugender. Denn nicht nur die neuen Ausdrücke an sich sind interessant, sondern auch der Vorgang der Wortneubildung, die Gründe dafür und die damit verbundene Veränderung der deutschen Sprache sind wichtige Elemente dieses Themas.
"Von Aldianer bis Zauselquote" ist ein interessantes und zugleich unterhaltsames Werk der modernen Sprachwissenschaft und nicht nur Germanisten zu empfehlen. Für weiterführende Informationen sei die
Website der Wortwarte zu empfehlen, auf der sich zahlreiche weitere neue Beiträge der deutschen Sprache wiederfinden.