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Todd Haynes ist einer jener Filmemacher, die sich nicht so recht einordnen lassen. Mit
Im not there! hat er eine überkünstliche und intensive Dylan-Biographie vorgelegt und auch seine anderen Filme sind von verstörender Komposition.
Poison ist der abendfüllende Erstling von Haynes.
Der Film erzählt drei Geschichten und nutzt drei sehr unterschiedliche Stilformen. In
Hero finden wir eine fiktive TV-Dokumentation über einen Jungen, der seinen Vater erschießt und dann davonfliegt.
Horror zeigt im Stil eines B-Movies die Geschichte eines Wissenschaftlers, der aus Versehen ein Extrakt von menschlichen Sexualhormonen trinkt und daraufhin zu mutieren beginnt.
Homo schließlich erzählt die Geschichte eines Schwulen, der sich im Gefängnis auf die Rituale der Männlichkeit einlässt. Alle drei Geschichten sind durch Schriften Jean Genets inspiriert.
Keiner der drei Filme steht für sich: Sie werden ineinandergeschnitten und kommunizieren so untereinander. Dabei ist diese Kommunikation eher verstörend. Es gibt zwar zahlreiche Elemente, die immer wieder aufgenommen werden: die tastende Hand, das verunstaltete oder abwesende Gesicht, die denunzierenden Gesten, der Sprung oder Flug am Ende der Geschichte - doch letztlich verlieren sich die einzelnen Filme unter den anderen. Natürlich ist das eine Strategie des Films. Nicht umsonst wird er mit anderen Filmen des New Queer Cinema in einem Atemzug genannt. Hier geht es weniger um Pornographie, auch nicht darum, die versteckten Seiten schwulen Lebens sichtbar zu machen. Hier geht es darum, die Unruhe einer fehlenden oder gebrandmarkten Identität bis in die Auflösung zu treiben. Das Ganze hört sich also sehr intellektuell an, und das ist der Film auch.
Virtuos wurde der Film genannt, frech, extrem sinnlich, unerbittlich und fiebrig. Nichts von dem kann ich nachvollziehen. Auf seine Weise ist der Film tatsächlich beunruhigend, aber wohl eher, weil er viel zu abstrakt ist. Vieles ist so überformalisiert, dass jeglicher Spaß aus den Bildern verschwindet, jede Lust zum Sehen. Der Film lädt also dazu ein, hier seine geistigen Fingerübung in Sachen Identitätspolitik zu machen. Mehr leistet er leider nicht.
Die DVD enthält einen Kurzfilm von Haynes -
Dottie gets spanked -, der wesentlich besser ist. Zwar ist auch dieser sehr formal, aber der Konflikt wird viel stärker aufgebaut und zu einem unheimlichen Ende geführt.
Alle Filme sind in englischer Sprache. Deutsche Untertitel werden zwar als Option angezeigt, lassen sich aber nicht zuschalten. Außer Trailern gibt es kein weiteres Zusatzmaterial.
Fazit: für Intellektuelle ein interessanter Film, ansonsten wenig genießbar.