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Nachdem die erste Lovekraft-Vertonung "Berge des Wahnsinns" des jungen Labels Lauschrausch direkt ein voller Erfolg war, war die Erwartungserhaltung an den Nachfolger "Der Fall Charles Dexter Ward" natürlich sehr groß. Ob er die hohen Erwartungen erfüllen kann, soll diese Rezension zeigen. "Der Fall Charles Dexter Ward" stammt aus der Feder des Großmeisters des Horrors H. P. Lovecraft, dessen Werk jedoch nicht jedermanns Sache ist. Stilistisch ist er nicht nur ein Kind seiner Zeit, also aus heutiger Sicht veraltet, sondern zusätzlich auch noch sehr speziell, was leider auch manchmal bedeutet, dass er nicht leicht zu lesen ist. Im "Fall Charles Dexter Ward" geht es um Alchemie und deren Anwendung; es verwundert beim Autor nicht, dass es eine dunkle Angelegenheit behandelt, bei der es um mehr geht als den Umgang mit TränkenÂ…
Die Geschichte ist anscheinend ungekürzt als Hörspiel verarbeitet worden. Charles Dexter Ward forscht über das Leben und Wirken seines Vorfahren Joseph Curwen nach, dem nachgesagt wurde, er sei einen Bund mit dem Teufel eingegangen. Plötzlich scheint es, als wüsste Ward Dinge, die er nicht wissen kann, und er legt das Benehmen eines anderen Menschen an den Tag; schließlich landet er in der Irrenanstalt. Dort forscht er weiter und letztlich wiederholen sich die Ereignisse von damals.
Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich von dem Irrenarzt, der Ward behandelt hat und der dem ermittelnden Polizeibeamten die Geschehnisse schildert. Wobei die Geschichte nicht chronologisch abgehandelt wird, auch andere Protagonisten schildern ihre Sicht der Dinge, der Inspektor fungiert stellenweise als Erzähler, dazu kommen auszugsweise vorgelesene Briefe und Zeitsprünge. Wenn die Geschichte auch einige gute Ideen beinhaltet, so leidet sie doch etwas an Wiederholung und Spannungsarmut. Der Umgang mit dem Thema Alchemie wirkt in dieser Form etwas untypisch für Lovecraft, letztlich erfährt man aber keine interessante Neudeutung oder eine tiefgehende Beschäftigung mit dem Thema. Letztlich handelt es sich überwiegend um eine recht gewöhnliche Horrorgeschichte.
Die Umsetzung als Hörspiel ist an sich gut gelungen, aber an mehreren Stellen ist der Handlung schwer zu folgen, was den Hörer leicht verwirren kann. Die Sprecher bieten insgesamt eine professionelle Leistung, aber stellenweise kommt es zu negativen Wiedererkennungseffekten. Gute Sprecher sind oft schon von anderen Rollen her bekannt, was manches Mal die Atmosphäre etwas stört. Die Lautstärke der Stimmen ist nicht immer gelungen aufeinander abgestimmt; eventuell waren bei der Aufnahme der an einem Gespräch Beteiligten nicht alle Sprecher gleichzeitig anwesend. Die unterschiedlichen Orte, an denen die Sprecher sich laut Handlung befinden sollen, spiegeln sich auch nur bedingt im Ton wieder. Die Musik, die Akki Schulz seinem Bass entlockt, wirkt düster und verstörend, obwohl man es böswillig auch als enervierend bezeichnen könnte. Die weitere Geräuschkulisse ist wie weite Teile der Handlung sehr unaufgeregt, die Sprecher stehen eindeutig im Vordergrund.
Das Booklet bietet eine kurze Betrachtung der Hintergründe und Einordnung von "Der Fall Charles Dexter Ward", eine dreiseitige Abhandlung über Lovecraft, ein "Fragment eines noch zu schreibenden Hörspiels" und Hintergründe zur Musikauswahl.
Eine etwas spannungsarme Geschichte von Lovecraft wurde also ordentlich als Hörspiel aufbereitet, wobei die Umsetzung wiederum leichte Mängel zeigt. So muss dem zweiten Werk von Lauschrausch die Bestnote verwehrt bleiben; wer jedoch Lovecraft und Hörspiele liebt, kann guten Gewissens zugreifen. Anderen Hörern sei gesagt, dass der Stil nicht ganz so geprägt von Adjektiven ist wie bei HPL üblich, Verständnisschwierigkeiten ergeben sich eher aus der verschachtelten Erzählweise. Wer einfach eine düstere Horrorgeschichte um Alchemie und dunkle Geheimnisse sucht, bekommt immer noch ein befriedigendes Produkt zu hören.