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 Lexikon. Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie.


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Über 9500 Fachbegriffe aus den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie und Medizinische Psychologie hat der Autor Uwe Henrik Peters im Alleingang zusammengetragen. Während solch ein Alleingang früher nicht ungewöhnlich war, ist er heute eher selten. So hat zum Beispiel Otto Dornblüth das berühmteste klinische Wörterbuch begründet, für das im Anschluss an Dornblüth eine ganze Zeit Willibald Psychrembel als alleiniger Redakteur und Autor zuständig war. Mittlerweile ist jedoch ein ganzes Redaktionsteam für den Psychrembel zuständig, ganz im Gegensatz zum hier vorliegenden Lexikon aus dem Hause Urban & Fischer, für das noch immer allein Uwe Henrik Peters verantwortlich ist.

Im Jahr 1971 ist die erste Ausgabe erschienen, die den seinerzeitigen Schwierigkeiten PetersÂ’ bei der Einarbeitung in die Psychiatrie und Psychotherapie zu verdanken ist. Besonders die oft historisch begründeten begrifflichen Widersprüchlichkeiten erschweren den Zugang zu den Fachbereichen. Nachdem im Jahr 2000 der Gebrauch des International Classification of Diseases (ICD) für bestimmte ärztliche Zwecke gesetzlich vorgeschrieben wurde, hatte der Autor das zusätzliche Problem, zum Teil falsche Übersetzungen erklären zu müssen. Auch Rückübersetzungen aus amerikanischen/englischen Übersetzungen deutscher Begriffe machen den Überblick nicht wirklich einfacher. In der fünften Auflage, erschienen 1999, konnten die Auswirkungen des ICD auf den Sprachgebrauch nicht aufgenommen werden. Das wurde aber in der sechsten Auflage, erschienen 2007, nachgeholt.

Das Lexikon richtet sich nicht nur an Anfänger des Faches, sondern an alle, die im Entferntesten mit psychischen Störungen zu tun haben, wie zum Beispiel auch Anwälte. Von A bis Z werden die Begriffe in Stichpunkten erklärt oder Personen vorgestellt. Primärliteratur wird durch den Autor und eine Jahreszahl angegeben, auf ausführlichere Quellenangaben wurde verzichtet. Dem internationalen Charakter von Wissenschaft, deren Hauptsprache Englisch ist, wurde Rechnung getragen, indem zu jedem Stichpunkt die englische Übersetzung genannt wird und es im Anhang außerdem ein englisch-deutsches Wörterbuch gibt. So sollte es kein Problem sein, seine wissenschaftliche Arbeit auf Englisch zu verfassen beziehungsweise englischsprachige Originalliteratur zu verstehen.

Die Begriffe sind kurz, knapp und verständlich erklärt. Das Dilemma, das der Autor auch im Vorwort anspricht, ist aber die Frage, wie ein um Korrektheit bemühtes Lexikon mit fehlerhaften Übersetzungen oder idiotischen Rückübersetzungen umgehen soll. Peters weist in solchen Fällen, insbesondere wenn es sich um Übersetzungen des ICDs handelt, auf die Problematik hin. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. So verweist der Begriff "Dysexekutives Syndrom" auf "Konvexitätssyndrom des Stirnhirns" als Synonym, mit dem grundlegenden Symptom des Antriebsmangels. Da es im Englischen keinen Begriff für "Antriebsmangel" gebe, wurde dem Autor zufolge "dysexecutive syndrome" verwendet, was sich dann auch im deutschen Sprachgebrauch etabliert hat. Nicht erwähnt wird, dass der Begriff eher umstritten ist, besonders auch, da er keine einheitliche Symptomkonstellation darstellt und der Begriff "Syndrom" somit irreführend ist. Dass das keine Erwähnung findet, liegt auch an PetersÂ’ synonymer Verwendung, die aber angezweifelt werden kann. Während das Konvexitätssyndrom des Stirnhirns eher eine Persönlichkeitsveränderung bezeichnet (und auch nicht mehr wirklich in Gebrauch ist), stellt das Dysexekutive Syndrom eher ein Symptomkomplex kognitiver Defizite dar.
Obwohl also die Ausführungen im Lexikon sprachlich und historisch korrekt sein mögen, kann der Gebrauch im wissenschaftlichen Alltag davon abweichen. Es heißt also, auch den Einträgen in einem Lexikon mit Vorsicht zu begegnen. Allerdings trifft das eher auf "neumodische" Begriffe zu, die teilweise zwar benutzt werden, aber dennoch umstritten sind. Nichtsdestotrotz ist dieses Lexikon aber eine erste gute Informationsquelle, das mit seinen über 35 Jahren mittlerweile zu den Standardnachschlagewerken im Bereich Psychiatrie, Psychotherapie und Medizinische Psychologie gehört und viel Wert auf Sprachentwicklung und Sprachwandel legt. Dass die englischen Übersetzungen der Fachbegriffe angegeben werden, kann man gar nicht genug loben.

Katja Maria Weinl



Hardcover | Erschienen: 01. April 2007 | ISBN: 9783437150616 | Preis: 39,95 Euro | 679 Seiten | Sprache: Deutsch

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