Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
"Hinotori - The Phoenix" ist eine epische Saga des in Japan äußerst berühmten Osamu Tezuka. Sie erzählt in vier Kapiteln vom Leben und Sterben der Menschen und der unsterblichen Präsenz des Phoenix, der den Kreislauf des Lebens durch seine fortwährende Wiedergeburt symbolisiert. Neben dem ersten Kapitel, dem vier Folgen umfassenden "Chapter of Dawn", gibt es das "Chapter of Revival", das "Chapter of the Sun" und das "Chapter of the Future. Beginnend in grauer Vorzeit, endet die Saga in der fernen Zukunft, ist aber nur in zeitlicher, nicht in inhaltlicher Hinsicht aufeinander aufbauend.
Chapter of Dawn - Episode einsHinakus Tod scheint gewiss. Ihr Mann bricht auf, um den legendären Phoenix, der im "Land des Feuers" immer wieder dem Vulkan entsteigt, zu töten und sein unsterblich machendes Blut Hinaku zu bringen. Er bezahlt für diesen Frevel mit seinem Leben. Noch während der Trauerfeier nehmen die Dorfbewohner einen Mann fest, der am Strand aufgegriffen wurde. Der Häuptling ordnet seinen sofortigen Tod an, lässt aber Gnade walten, als der Fremde sich als Arzt zu erkennen gibt. Nur wenn er Hinaku rettet, soll er seinen Kopf behalten. Wider Erwarten gelingt es Guzuri, die junge Frau durch seltsame Schimmelkuren dem sicheren Tode zu entreißen. Da beide sich in den Wochen der Behandlung näher gekommen sind, heiraten sie. Noch während des rauschenden Festes landen hunderte Landsleute des frisch Angetrauten im "Land des Feuers". Sie sollen im Auftrag ihrer Königin Himiko alle Inselbewohner töten und den Phoenix fangen. Nur so glaubt Himiko, das Alter zu besiegen und ewig herrschen zu können.
Chapter of Dawn - Episode zweiNagi, der kleine Bruder Hinakus, wird vom Oberbefehlshaber der Armee Himikos verschont und an Sohnes statt mit nach Yamatai an den Hof der Königin genommen. Doch die alternde Himiko will auch den Tod Nagis. Als sich Hauptmann Sarutahiko weigert und Nagi sich rächen will, befiehlt Himiko, den Hauptmann sofort zu töten. Nagi aber gelingt es, den Hauptmann aus den Fängen der Mörderwespen zu befreien und mit ihm zu fliehen.
Chapter of Dawn - Episode drei und vierNagi findet im "Land des Feuers” zu seiner großen Freude seine Schwester Hinaku. Entsetzt ist er, dass sie mit dem Verräter Guzuri zusammenlebt und die beiden sogar Kinder zusammen haben. Doch ein gewaltiges Heer Fremder, die auf der Suche nach dem Phoenix sind, und ein Erdbeben trennt sie wieder. Während Nagi und Sarutahiko in Gefangenschaft geraten, werden Hinaku und Guzuri zusammen mit Dutzenden von wilden Tieren auf der Flucht vor den Lavamassen des ausbrechenden Vulkans in einer unterirdischen Grotte verschüttet. Ohne Tageslicht und Nahrung scheint ihr Schicksal besiegelt.
Fans von japanischen Anime haben zur Zeit die Qual der Wahl. Es gibt eine wahre Flut an Produktionen, die zwar oft bereits viele Jahre alt sind, aber erst jetzt ihren Weg nach Europa gefunden haben. Eine dieser Serien, die in Japan zum Kult geworden sind, ist "Hinotori - The Phoenix". Die Serie ist von Osamu Tezuka kreiert und umgesetzt worden, einem absoluten Superstar in Japan. Wer die erste DVD mit vier etwa dreißig Minuten langen Episoden erworben hat, reibt sich zunächst die Augen. Die Figuren sind sehr einfach gezeichnet und hölzern animiert - im Vergleich mit modernen Anime wie "Chihiros Reise ins Zauberland" eine fast schon traurige Qualität. Dem gegenüber ist die Landschaft grandios geraten. In echter HDTV-Qualität und 16:9-Maßstab kommt regelrecht Kinofeeling auf. Auch der Ton ist absolute Spitzenklasse. Die orchestralen Töne passen gut zur Geschichte und untermalen sie perfekt.
Doch die Story ist für den europäischen Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig. Es gibt kein Happy End, der Tod ist ständiger Begleiter der Hauptfiguren und Ungerechtigkeiten und Gewalt werden weder hinterfragt noch haben sie Konsequenzen. Fast wie in einer griechischen Tragödie unterliegen sämtliche Geschehnisse einem inneren Zwang, der in Tod und Desaster endet.
Hinzu kommen flache, unglaubwürdige Charaktere. Weder die Hauptfiguren Nagi und Sarutahiko noch Nebenfiguren wie Königin Himiko, Hinaku oder ihr Mann Guzuri wachsen dem Zuschauer ans Herz. Eine seltsame Distanz baut sich zwischen dem Betrachter und den Figuren auf, da ihre Beweggründe ebenso im Dunkeln bleiben wie der Sinn der Geschichte selbst. Zwar ist es logisch, dass der ewig lebende Phoenix zum Ziel der Gelüste der Menschen wird, aber seine Unsterblichkeit und Gottgleichheit sollten doch auch dem dümmsten und gierigsten Menschen bekannt sein. So ist das Streben der vielen Protagonisten nach dem Phoenix - respektive nach dessen Tod - unbegreiflich.
Am schlimmsten aber ist die Animation des Phoenix selbst. Wie ein bunter, albern anzusehender Schmetterling gleitet er alle paar Minuten durchs Bild und verschwindet wieder - wenig bemerkenswert und noch viel weniger gelungen.
Nein, diese vier Folgen machen nur wenig Spaß. Man kann sich mit kaum einer Figur anfreunden und fragt sich immer wieder, warum diese Menschen dies oder das tun oder wollen und welch furchtbares Schicksal sie dafür erleiden müssen. Ein komplett dahingemetzeltes Dorf ist kaum mehr eine Randnotiz wert und führt für niemanden der Schuldigen zu irgendwelchen Konsequenzen.
Wer glühender Fan von Osamu Tezuka ist oder der Bedeutung des Phoenix nachspüren will, kann sich diesen Anime kaufen. Die drei Jahrzehnte alte Geschichte ist sehr ungewöhnlich und weitab vom Mainstream europäischer Sehkultur. Insofern ist "Hinotori - The Phoenix" sicherlich ein Geheimtipp, zumal die Musik und die Qualität der Bilder außergewöhnlich sind. Nur das Storydesign kann nicht überzeugen und schreckt die meisten Zuschauer vermutlich ab.
Die Liste der Extras ist kurz und man braucht kaum zwanzig Minuten, um alles gesehen zu haben. Neben einer Artworkgalerie und einem PC-Screensaver für Windows sind einzig die Hintergrundinformationen zu Osamu Tezuka und dem Phoenix sehenswert.