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Einem orientalischen Prinzen gelingt auf der Jagd ein meisterlicher Blattschuss. Stolz vergleicht sich der Schütze daraufhin in Gegenwart seines Wesirs mit dem sagenhaften König Conan, von dem er aus den Nemedischen Chroniken erfahren hat - doch der Wesir verhält sich kühl und abwertend ...
So beginnt der dritte Sammelband der Conan-Reihe aus dem "Dark Horse"-Verlag, auf deutsch erschienen bei Panini. Es ist erfreulich zu sehen, dass Autor Kurz Busiek zu Beginn dieses Bandes wieder Bezug auf seine Rahmenhandlung nimmt, mittels der er die Lebensgeschichte Conans erzählt. Diesmal lüftet er den Schleier um das Verhalten des Wesirs so weit, dass man sogar erahnen kann, woher dieser sein Wissen über Conan bezieht.
Die Chroniken selbst führen die Erlebnisse Conans dort weiter, wo man ihn am Ende von Band zwei, "Der Gott in der Kugel und andere Geschichten", verlassen hat. Mittlerweile hält sich der Held in dem Land Corinthia auf, wo er weiterhin mit der ihm unbekannten Zivilisation zu kämpfen hat. Nach einem unheimlichen Abenteuer im Gebirge in "Der Berg Uskuth" führt ihn sein Weg in das dekadente und lasterhafte Land Zamora, genauer gesagt nach Arenjun, die Stadt der Diebe. Dort erfährt Conan zuerst in "Die Krone von Tiamat", was es heißt, einen Gott zu bestehlen. Doch selbst ein schwerer Verlust wie in diesem Abenteuer hält ihn nicht davon ab, das zu versuchen, was vor ihm noch kein anderer gewagt hat: den Einbruch in den Elefantenturm Yaras.
Wie schon in den vorangegangenen beiden Veröffentlichungen bildet eine Original-Geschichte aus der Feder Robert E. Howards den Mittelpunkt des Bandes. Diesmal handelt es sich um eine der populärsten Conan-Erzählungen, "Der Elefantenturm", die in schriftlicher Form in der Anthologie
Conan 1 (Heyne-Verlag) erschienen ist. Zwar wurde sie bereits in
Die Abenteuer von Conan 1 in Comicform veröffentlicht, doch wählten Autor Busiek und Zeichner Nord hier eine wesentlich düsterere Visualisierung, als es in der bunten Marvel-Comic-Welt der Siebziger möglich gewesen wäre (obgleich man eingestehen muss, dass auch die damalige Version für Marvel-Verhältnisse ungewohnt dunkel daherkommt). Jedenfalls kann man getrost sagen, dass die hier vorliegende Umsetzung mit ihren neunzig Seiten an Umfang der Howard-Geschichte durchaus gerecht wird.
Es wäre aber ungerecht, hier nur auf Howards Originalmaterial einzugehen. Busiek hat bereits in den Vorgängerbänden bewiesen, dass er die Stimmung von Conans Welt gut in seine eigenen Geschichten transportieren kann. Die visuelle Umsetzung wurde erneut von Cary Nord und (für sechs Seiten des "Elefantenturms") von Michael Wm. Kaluta vorgenommen. Beide Künstler tragen einen nicht unerheblichen Teil zur hohen Qualität dieses realistisch wirkenden, stimmungsvoll düsteren Comics bei.
Im Gegensatz zur extrem teuren, aber im direkten Vergleich schwächeren Sonderedition der Marvel-Comics kommt dieses Produkt aus demselben Hause zu einem äußerst erschwinglichen Preis daher - wenn es auch leider nicht im robusteren Hardcoverformat vorliegt.
Auch der dritte Sammelband der "Dark Horse"-Conan-Comics kann rundum überzeugen. Wer auf der Suche nach einer zeitgenössischen und quellennahen Visualisierung der Geschichten um den cimmerischen Barbaren ist, kann hier bedenkenlos zugreifen. Aber auch Interessierte, die sich nicht mit dem Werk Howards auskennen und lediglich auf der Suche nach Heroic Fantasy in Comicform sind, dürfen gerne einen Blick riskieren. Es lohnt sich!