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Lange bevor Christoph Marzis Heldin Emily Laing die Uralte Metropole entdeckte, hat der englische Autor Neil Gaiman die Tore zu Unter-London aufgestoßen: Zur Stadt unter der Stadt, jener geheimnisvollen, gleichsam faszinierenden wie abstoßenden Welt, in der gefallene Engel, verkommene Adelige, zauberische Wesen und wahnsinnige Mörder leben.
Nur wenigen ist der Weg zwischen diesen beiden Londons bekannt und zu ihnen gehört Door, eine geheimnisvolle junge Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes der Schlüssel zur Handlung ist.
Sie ist es, die das Leben von Richard Mayhew gehörig durcheinander wirbelt. Denn an Richard ist so gar nichts geheimnisvoll oder gar außergewöhnlich: Er geht einem soliden Buchhalter-Job nach, hat eine karrierebewusste, schöne Freundin und ein rundherum normales Leben. All das ändert sich, als er seine erste eigene Entscheidung seit sehr langer Zeit trifft: der schwer verletzten Door zu helfen, die hilflos am Straßenrand liegt.
Von diesem Zeitpunkt an ist jedoch nichts mehr so, wie es war. Für Door betritt er erstmals die Gefilde Unter-Londons, nicht ahnend, dass durch diesen Schritt sein vorheriges Leben buchstäblich ausgelöscht wird. Zurück in unserer Realität muss er feststellen, dass er für den Rest der Menschheit praktisch unsichtbar ist.
Auf eigene Faust reist er deshalb zurück nach Unter-London, auf der Suche nach Door und einem Weg, seine Existenz zurück zu erobern. Door hingegen hat mit eigenen Problemen zu kämpfen: Ihre gesamte Familie wurde von zwielichtigen Schurken ermordet - und die sind jetzt hinter ihr her. Das ist der jungen Frau jedoch nur Recht, denn sie will Rache.
Bald ist in den mythischen Gassen von Unter-London ein perfides Katz- und Mausspiel im Gange, bei dem allen Figuren bald klar ist, dass der nächste Schritt der letzte sein könnte.
Neil Gaiman zählt zu den erfolgreichsten und innovativsten Genre-Schriftstellern unserer Zeit. "Neverwhere - wie "Niemalsland im Original betitelt ist - gilt als einer seiner gelungensten Würfe: Ursprünglich als TV-Serie für die BBC geschrieben, hat er die Handlung später selbst zu einem Buch ausgeweitet. Neben seinen populären Romanen wie "Sternwanderer und "Anansi Boys ist Gaiman allerdings vor allem bekannt als Erfinder und Autor der mit zahlreichen Preisen gefeierten Comicreihe "Sandman. Da ist es auf den ersten Blick erstaunlich, dass er sich für die Comic-Adaption seines Buches nicht selbst verantwortlich zeigt.
Mit Mike Carey konnte Vertigo, bei dem die Comic-Miniserie im Original erschienen ist, allerdings jemanden finden, dem es überraschend gut gelingt, die Romanhandlung in ein Comic-Skript umzuwandeln. Die wunderbaren Zeichnungen von Glenn Fabry bewirken dann den Rest, um den Leser in den Bann der Erzählung zu ziehen. Für einen Comic sind diese nämlich überdurchschnittlich detailliert, so dass sich ein genaues Hinschauen - oder ein wiederholtes Lesen - durchaus lohnt.
Die Graphic Novel "Niemalsland kann und will es nicht an Intensität mit der Romanvorlage aufnehmen. Das bestätigt auch Mike Carey in einem ausführlichen, dem Comic vorangestelltem Begleitwort: Sein "Niemalsland soll eine liebevolle Variation des Originals sein. Trotzdem - und vermutlich auch gerade deswegen - bietet sie solide Unterhaltung, die einfach Spaß macht. Vor allem diejenigen, die zuvor noch keine Begegnung mit Unter-London hatten, könnten auf den Geschmack kommen.
Fast zwanzig Euro kostet der Sammelband. Dafür bekommt man jedoch auch einiges geboten: Alle neun Originalausgaben in flüssiger deutscher Übersetzung sind in der Graphic Novel, die diesen Namen auch verdient, vereint. Bei der Aufmachung hat sich der Panini Verlag nicht lumpen lassen: Die Papierqualität überzeugt, der Sammelband ist gefasst in einen stabilen, sehr schön aufgemachten Klapp-Umschlag, dessen Innenseite dazu genutzt wird, Kurzbiographien von Gaiman, Carey und Fabry zu präsentieren. Außerdem werden am Ende des Bandes nochmal alle neun kunstvollen Originalcover der Reihe abgedruckt.
"Niemalsland ist wie geschaffen für alle Freunde des Mystery-Genres, guter Comickunst oder Liebhaber der Weltmetropole London, die die eigentliche Hauptrolle in diesem Werk spielt. Da es manchmal aber auch sehr grausig und brutal zugeht, ist der berauschende Stoff eher für ältere Leser zu empfehlen.