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 Molecules that changed the World


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Preis - Leistungs - Verhältnis


Jede Naturwissenschaft hat ihre Sternstunden, darin bildet die organische Chemie keine Ausnahme. Im vorliegenden Buch geht es vor allem um herausragende und geschichtsträchtige Leistungen von Synthesechemikern, die entweder "neue", aus wirtschaftlicher oder medizinischer Sicht bedeutsame Moleküle erstmalig synthetisiert oder aber komplexe natürliche Substanzen im Labor nachgebaut haben - als Beispiel sei das komplizierte Molekül des Vitamins B12 genannt.
Im ersten Kapitel findet der Leser eine kurze Zusammenfassung der Entwicklung des Atombegriffs und erster Arbeiten zur Synthese von Molekülen. Die ersten Moleküle im Reigen der vorgestellten bedeutenden Verbindungen sind Harnstoff und Essigsäure. Harnstoff steht für eine Wende in der Chemie, denn als Friedrich Wöhler ihn 1828 erstmalig aus der anorganischen Substanz Ammoniumisocyanat herstellte, bewies der Chemiker, dass, anders als bislang angenommen, keine "Lebenskraft" zur Synthese organischer Verbindungen benötigt wird. Ähnlich verhielt es sich mit der Herstellung von Essigsäure aus anorganischen Edukten.
Die organische Chemie entwickelte sich rasant. Natürliche, zunehmend komplexe Stoffe wie Glucose, Kampfer und Chinin (lange Zeit das einzig effektive Mittel gegen Malaria) wurden im Labor nach besten Möglichkeiten regelrecht nachgebastelt. Synthetische Varianten natürlicher Substanzen konnten aber in abgewandelter Form auch eine verbesserte pharmazeutische Wirkung aufweisen, wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure, die sich hinter dem berühmten Namen Aspirin ® verbirgt.
Kapitel für Kapitel spürt der Leser der Geschichte spannender und überwiegend auch heute noch in der einen oder anderen Hinsicht relevanter Moleküle nach, zum Beispiel der Familie der Opiate, der Steroide und somit auch der "Pille", des Penicillins und einiger anderer wichtiger Antibiotika für Mensch und Tier sowie mancher Fungizide. Man findet hauptsächlich Pharmazeutika unter den Molekülen, darunter durchaus auch umstrittene wie Betablocker und andere Psychopharmaka. Ebenso wenig fehlen die bei Transplantationen unerlässlichen Immunsuppressiva, Wirkstoffe gegen Krebs, Thrombosehemmer oder auch Viagra ® und von der Wirkung verwandte Mittel. Zu den komplexesten der vorgestellten Moleküle gehören einige hochwirksame Toxine, beispielsweise das Gift des Igelfischs.

Dieses bislang nur in englischer Sprache erhältliche Buch vermittelt einen bunten und vielseitigen Eindruck in die Geschichte der Organischen Synthese. Es zeigt die Hintergründe auf, die zur Herstellung eines bestimmten Moleküls führten, sei es die Notwendigkeit eines Medikaments für ein bestimmtes Leiden wie bei zahlreichen der oben aufgeführten Beispiele oder einfach wissenschaftliche Neugier und Ehrgeiz, etwa wie bei der Synthese von Vitamin B12. Darüber hinaus werden die Forscher, die solche Synthesen anpackten, kurz in Wort und Bild porträtiert und die Folgen ihrer Tätigkeit umrissen. Der fachliche Anspruch der Texte ist recht hoch, sodass sich Laien auf dem Gebiet der Chemie damit zumindest gelegentlich schwertun dürften, auch wenn weite Teile des Buchs vor allem auf spannende Weise ein interessantes Stück Wissenschaftsgeschichte nacherzählen.
An wen sich das Buch hauptsächlich wendet, geht aus den auf den äußeren Hälften der Buchseiten aufgeführten, immer möglichst detailliert gestalteten Reaktionsgleichungen hervor, mittels derer sich für den Chemiker die berühmt gewordenen Synthesewege erschließen. Darstellungen der besprochenen Moleküle findet man nicht nur in der üblichen Keil-Strich-Schreibweise, sondern fast immer auch als Kugel-Stab-Modelle.
Einschübe stellen berühmte Reaktionen vor, die bei der Synthese eines Moleküls angewendet wurden, zum Beispiel die Diels-Alder-Reaktion, oder auch bestimmte Typen von syntheserelevanten "Bausteinen" wie Carbokationen und Radikale. Damit können Fachfremde nicht viel anfangen. Wer sich indes einmal mit organischer Chemie befasst hat und längere Zeit nicht mehr mit den Grundlagen zu tun hatte, findet sich rasch wieder ein - die Erläuterungen sind hierzu anschaulich genug. Illustriert wird das Buch nicht nur durch die Moleküldarstellungen und Reaktionsgleichungen sowie zahlreiche Porträtfotos der involvierten Forscher, sondern auch durch viele weitere Abbildungen, beispielsweise von Pflanzen, Tieren und Pilzen, die jene Moleküle, ob Pharmazeutika oder Gifte, produzieren, welche auf die im Buch beschriebene Weise von Synthesechemikern nachgebaut wurden.
Die Autoren weisen immer wieder auf die Schönheit einzelner Moleküle (durchaus auch hochgiftiger Substanzen) und auf die Eleganz von Reaktionswegen hin. Diese Ästhetik erschließt sich dem fachkundigen Leser dank der Erläuterungen und Abbildungen jedoch ohnehin, ebenso wie der Umstand, dass die Natur zahllose hochkomplexe Moleküle auf viel weniger komplizierte Weise produziert, als der Mensch es kann.
Sofern der Leser ein Stück weit mit organischer Chemie und mit dem notwendigen Fachenglisch vertraut ist, schenkt ihm dieses Buch eine gehaltvolle, dabei mitreißende, farbenfrohe Reise durch die Geschichte der organischen Synthese und des Strebens von Wissenschaftlern nach einem besseren Verständnis natürlicher Abläufe.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2008 | ISBN: 9783527309832 | Preis: 34,90 Euro | 366 Seiten | Sprache: Englisch

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