Fünf Romane um das kriminelle Superhirn Artemis Fowl hat der irische Schriftsteller Eoin Colfer mittlerweile veröffentlicht, ein sechster - "Artemis Fowl - The Time Paradox" - wurde für Juli 2008 angekündigt. Bei Puffin Books sind die Bücher inzwischen in wundervoll gestalteten Taschenbuch-Ausgaben erschienen, die allein schon wegen ihrer Aufmachung keinem Fan entgehen sollten.

Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Artemis Fowls Vater spurlos verschwunden ist. Während Artemis Fowl der Erste schließlich offiziell für tot erklärt wurde, gibt sein Sprössling nicht auf und organisiert weltweit Suchexpeditionen. Das Geld dafür bringt der hochintelligente Teenager durch bis ins Detail ausgetüftelte Verbrechen auf - zuletzt hat er dem Erdvolk, das verborgen unterhalb der Erdoberfläche lebt, einen ganzen Batzen seines Goldes abgeluchst. Dann erhält Artemis eines Tages eine E-Mail der russischen Mafija, die seinen Vater gefangen hält und nun ein Lösegeld fordert. Eines macht Artemis’ riesiger Leibwächter Butler seinem Schützling sofort klar: Selbst wenn er das Lösegeld bezahlte, würden die Russen seinen Vater nicht am Leben lassen. Doch wie kann Artemis seinen Vater sonst aus der grausamen Kälte Russlands und den Händen der kaltblütigen Killer befreien?
Unter der Erde sieht sich auch die Lower Elements Police - kurz LEP - einem großen Problem gegenüber, denn die Kobold-Triade B’wa Kell scheint Kontakte zur Oberwelt zu pflegen. Schlimmer noch: Es sieht so aus, als plane die B’wa Kell einen Putsch. Doch das hätten die stumpfsinnigen Kobolde niemals alleine organisieren können - welcher intelligente Kopf steckt also hinter der Triade? Captain Holly Shorts Verdacht fällt natürlich sofort auf Artemis Fowl, gegen den sie nach ihrer Entführung während der sogenannten "Artemis Fowl Affäre" immer noch einen persönlichen Groll hegt. Schnell jedoch stellt sich dieser Verdacht als unbegründet heraus. Da sie ohne die Hilfe des jeweils anderen nicht weiterkommen, einigen sich Artemis Fowl und die LEP darauf, sich gegenseitig zu unterstützen. Wenn es Artemis gelingt, den Kontakt der Kobolde zu eliminieren, wollen Commander Root und Holly Short ihm im Gegenzug mit ihrer fortschrittlichen Elfentechnologie dabei helfen, seinen Vater zu retten ...

Im Auftakt-Band zur "Artemis Fowl"-Reihe stehen sich zwar zwei unterschiedliche Parteien gegenüber, doch Eoin Colfer ist es trotzdem gelungen, dass man bei der Lektüre sowohl für Artemis Fowl auf der einen als auch für das Erdvolk auf der anderen Seite Sympathien empfunden hat. Diese Konstellation ändert sich im Verlauf von "Artemis Fowl and the Arctic Incident" grundlegend: Die beiden zuvor verfeindeten Parteien sehen sich dazu gezwungen, gemeinsam sowohl der B’wa Kell als auch der Mafija gegenüberzutreten, und verschmelzen dadurch zu einer einzigen. Bezüglich der Beziehungen der Charaktere zueinander bedeutet das etliche Entwicklungen, die vom Autor scheinbar mühelos und dabei überaus glaubhaft beschrieben werden. Während in einem langsamen Prozess so aus Feindseligkeit zunächst ein - mehr oder weniger - friedvolles Miteinander und schließlich sogar Respekt wird, gewinnen die ohnehin schon sehr facettenreichen Figuren weiter an Tiefe. Differenzen und stichelnde Kommentare zwischen den Figuren bleiben deswegen aber nicht aus und sorgen für den notwendigen Anteil an Humor, den Eoin Colfer treffsicher und gekonnt in seine Erzählung einzubauen vermag. Dass der Autor zumindest dem Leser von Anfang an offenbart, wer die Drahtzieher hinter dem Putsch-Versuch der B’wa Kell sind, und immer wieder Einblicke in deren Vorgehen gibt, tut der Spannung keinen Abbruch - im Gegenteil: Auch "Artemis Fowl and the Arctic Incident" erweist sich als rasanter und kurzweiliger Fantasy-Thriller voller Action, Hightech und Explosionen.

Fazit:
"Artemis Fowl and the Arctic Incident" bietet seinem Leser eine fesselnde Mischung aus Fantasy und Thriller, die von der ersten bis zur letzten Seite durch eine gleichermaßen rasante wie intelligente Handlung, ausgefeilte Charaktere und humorvolle Dialoge besticht.