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Kennen Sie Toast? Nicht das Brot, das Sie morgens zum Frühstück vertilgen, sondern den Graffiti schaffenden Künstler? Wenn nicht, haben Sie mit "Black Ink" die Möglichkeit, Arbeiten dieses vielseitigen jungen Mannes kennenzulernen.
Ata Bozaci begann sich 1990, mit 16 Jahren, für Graffitis zu interessieren. Mittlerweile ist er als "Toast" in der Szene längst kein Unbekannter mehr, besonders auch wegen seiner dreidimensionalen Buchstaben-Architektur. Er war auf verschiedenen Ausstellungen vertreten und studierte in Bern Grafikdesign. Neben seiner Graffitikunst ist Ata Bozaci auch freischaffender Illustrator, Grafikdesigner und Mitbegründer einer Firma, die 5-Minuten-Onlinegames im Auftrag verschiedener Kunden entwickelt. So reicht sein Spektrum vom gesprayten Wandbild bis zur Werbung.
Mit "Black Ink" kann man nun einen Einblick in die verschiedenen Schaffensbereiche des Künstlers bekommen. Es ist in drei Teile gegliedert: Graffiti, Skizzen und Illustrationen. Das Buch ist komplett, wie es der Titel verspricht, in Schwarz-Weiß gehalten.
Der Graffiti-Teil beginnt mit Styles (Schriftzügen) und Characters (Figuren). Es folgen 3D-Styles und ein Einblick in sein Projekt "Living Letters". Der zweite Teil versammelt Skizzen Ata Bozacis, die nach Menschen, Freaks und Tieren geordnet sind. Der letzte Teil zeigt Arbeiten des Grafikdesigners, von Logos über CD-Cover bis hin zu Werbeplakaten, aber auch Illustrationen.
Zu Beginn erfährt der Leser auf zwei Seiten etwas zu Bozacis Werdegang und Stil. Die einzelnen Kapitel werden ebenfalls mit einem kurzen Text eingeführt, sodass man als unbedarfter Leser einen Anstoß bekommt, sich auf die Arbeiten einzulassen. Die Texte liegen sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch vor.
Sie zeigen einen Writer, wie Graffiti schaffende Menschen auch genannt werden, der sich sowohl im figürlichen Bereich als auch in Styles zu Hause fühlt, der sich nicht einengen lassen will und mit seinen 3D-Styles neue Pfade betritt, nicht nur weil sie auch am Computer entstehen. Auch die Skizzen zeigen das breite Spektrum und reichen von Studien der Hand bis zu comicähnlichen Figuren. Während die Characters zu Beginn aufwendig gesprayte und farbige Figuren sind (wenn auch hier auf einem Schwarz-Weiß-Foto), sind die Figuren im Grafikdesign-Teil am Computer entstanden und auf das Notwendigste reduziert. Sie spielen bewusst mit dem Kontrast zwischen Schwarz und Weiß.
Wenn auch die Schwarz-Weiß-Fotos der farbigen Graffitis verwundern mögen, weil sie nur einen Teil wiedergeben, so ist genau dies das Programm des Buches. Mit dem Verzicht auf Farbe soll der Blick auf das Wesentliche der Form gerichtet werden, auf die Ausdehnung im Raum. So können die eigentlich farbigen Graffitis neu betrachtet werden und die ursprünglich schwarz-weißen Vektorgrafiken auf ihre Wirkung und Wirkweise hin untersucht werden.
Nicht jeder wird alles aus dem Buch mögen. Will man vor allem gesprayte Arbeiten des Writers Toast sehen, bekommt man hier sowohl Styles als auch Characters, aber sie machen nur einen geringen Teil des Buches aus. Den Arbeiten des Grafikers, der Reduktion und Stringenz seiner Vektorgrafiken wird etwas mehr Platz eingeräumt. Neben 3D-Styles wird man auch Figürliches finden. Und auch Freunde des Zeichenhandwerks kommen auf ihre Kosten, ist doch ein ganzes Kapitel gezeichneten Skizzen gewidmet.
Ein vielseitiges Buch für Toast-Kenner und solche, die es werden wollen, für Graffiti-Interessierte ebenso wie für Freunde des Grafikdesigns. Allerdings muss man sich im Klaren darüber sein, dass man bei eigenem eingeschränkten Interesse auch das Buch nur eingeschränkt nutzen kann.