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In "Nicht tot genug" ermittelt Roy Grace, Detective Superintendent der Polizei im englischen Brighton, bereits zum dritten Mal. Auch diesmal werden er und sein Team auf eine wirklich harte Probe gestellt: In ihrem eigenen Haus wird die Leiche von Katie Bishop aufgefunden - nackt, gefesselt und mit einer Gasmaske aus dem Zweiten Weltkrieg über dem Gesicht.
Der Verdacht fällt auf ihren Ehemann Brian, doch der ist merklich fassungslos - und hat außerdem ein Alibi. Dann wird eine weitere junge Frau auf die gleiche scheußliche Art und Weise ermordet. Sie war allem Anschein nach die Geliebte von Brian Bishop, doch der streitet eine Affäre vehement ab, hat er doch seine Frau geliebt und wäre nach eigener Aussage nie fremdgegangen. Das Schicksal von Bishop scheint dennoch besiegelt zu sein, findet man doch an den Tatorten beider Morde Spermaspuren, die eindeutig dem Ehemann der ermordeten Katie zuzuordnen sind. Der Fall wird immer verwirrender.
Gleichzeitig hat Roy Grace auch in seinem Privatleben zu kämpfen. Mit Cleo verbindet ihn inzwischen eine innige, leidenschaftliche Beziehung. Doch plötzlich erhält er einen Anruf aus München: Freunde glauben, im Englischen Garten Roys verschwundene Frau Sandy gesehen zu haben. Nun ist Roy hin- und hergerissen. Soll er Sandy nachspüren und das Geheimnis um ihr Verschwinden vor Jahren lüften - und was wird dann aus seiner Beziehung zu Cleo?
Nach "Stirb ewig" und "Stirb schön" nun also "Nicht tot genug", und auch der dritte Fall für Inspektor Roy Grace geizt nicht mit bizarren und brutalen Szenarien. Nachdem der zweite Band "Stirb schön" nach dem furiosen Auftakt der Serie ein wenig enttäuschte, ist "Nicht tot genug" wieder ein Höhepunkt der Krimireihe aus der Feder von Peter James. Das Buch hat zwar einige wirklich fiese Momente, doch zum Glück erspart uns der Autor seitenlange Mord- und Vergewaltigungsszenen, die ja viele Thrillerautoren inzwischen gerne einbauen. In den entscheidenden Momenten wird hier geschickt ausgeblendet, so dass man mit seiner Fantasie über das, was nun geschieht, auf sich gestellt ist - was ja auch schon schlimm genug ist.
Der Plot ist sehr gut ausgefeilt und bietet bis zum Schluss Überraschungen und einiges zum Miträtseln - mit einer kleinen Einschränkung: Wer regelmäßig Serien wie "CSI" schaut und mit bizarren Fällen schon vertraut ist, der könnte tatsächlich recht früh auf des Rätsels Lösung kommen und dementsprechend ein wenig enttäuscht sein. Wer nicht drauf kommt, der wird bis zum Ende einfach glänzend unterhalten.
Doch auch wer als krimi-versierter Leser schon früh ahnt, was hinter dem grausamen Verwirrspiel um die ermordeten Frauen steckt, kann dieses Buch auf jeden Fall genießen. Autor Peter James hat hier wirklich zu großartiger Form gefunden, der Stil ist flüssig und baut pausenlos Spannung auf, die Charaktere entwickeln sich überzeugend weiter. Roy Grace, der durch das spurlose Verschwinden seiner Frau ständig verunsichert ist und psychisch auf der Kippe steht, darf hier ein klein wenig zur Ruhe kommen, denn seine Beziehung zu der schönen Cleo entwickelt sich wunderbar - natürlich nur, bis der unheilvolle Anruf aus München eintritt. Als Leser darf man hier auf jeden Fall gespannt sein, wie es weitergeht mit dem Handlungsstrang um Sandy und Roy, denn dass es eine Fortsetzung der spannenden Reihe geben wird, liegt klar auf der Hand.
"Nicht tot genug" ist ein cleverer, spannender und düsterer Kriminalroman, mit dem Peter James seine Reihe um Roy Grace sehr gelungen fortsetzt. Nett zu lesen vor allem für die deutschen Fans: GraceĀ kleiner Abstecher nach München.