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Liebe Jugendliche, haltet euch bitte, bitte, bitte fern von Drogen!
Liebe Filmproduzenten, haltet euch bitte, bitte, bitte fern von klischeehaften Horrorfilmskripten, die so tun, als wären sie innovativ, die aber stattdessen doch nichts anderes sind als die immer gleiche Soße!
In "Shrooms", einem typischen Teenie-Slasherfilm, harren einmal mehr die Körper sechs knackiger, amerikanischer Jugendlicher im Ausland ihrer Zerstörung. Diesmal geht es aber nicht nach Osteuropa, sondern nach Irland, was freilich keinen Unterschied macht, da auch hier zwielichtige, dem Inzest entsprungene Gestalten am Wegesrand lauern.
Die alten Collegefreunde Tara, Lisa, Holly, Jake, Troy und Bluto sind jedenfalls darauf aus, einen Pilztrip in der freien Natur durchzuziehen und sich mal so richtig schönen Wahnvorstellungen hinzugeben, darunter unter anderem der, dass sie durch fähige Schauspieler dargestellt werden. Aber mit den örtlichen Magic Mushrooms muss man aufpassen, ansonsten übernimmt man sich, wie Tara, die an einer tödlichen Sorte knabbert und fortan Visionen hat, wie ihre Freunde umgebracht werden. Und tatsächlich sehen sich die Jugendlichen schon bald von irgendetwas im Wald verfolgt. Sollte das etwa was mit der Gruselgeschichte des mordenden Mönchs hier in der Gegend zu tun haben? Ist der Himmel blau? Aber Moment, es könnte ja auch alles nur eine Auswirkung der Drogen sein.
Ein Grund mehr, die Finger von den Shrooms zu lassen. Horrorfilme sind in ihrem tiefsten Inneren ja immer so herrlich konservativ, ja geradezu die wahren Moralapostel unserer Zeit. Man erinnere sich an einen Herrn Michael Myers, der in "Halloween" all jene Jugendlichen bestrafte, die unzüchtigerweise vor dem Eheschluss kopulierten. Oder an die zahlreichen verrückten Wissenschaftler, die bar jeder Ethik oder Moral Monster erschufen, um schlussendlich von ihrer eigenen Kreation vernichtet zu werden. Aber zugegeben, das Einnehmen von Drogen war auch schon vor "Shrooms" ein sicherer Garant für einen blutigen Filmtod. Damit hat es dieser Film jedoch gar nicht mal so sehr, besonders heftige Splatterszenen kommen bis auf wenige Ausnahmen gar nicht vor.
Stattdessen schaut sich "Shrooms" vielmehr wie ein überlanges Black Metal-Musikvideo an, da hier auch nur eine Gruppe junger Leute durch den Wald stapft und dabei verwirrt durch die Gegend schaut. Das Behind the Scenes-Feature der DVD zeigt, dass der Film, der überwiegend nachts spielt, anscheinend größtenteils am Tag gedreht wurde und man das Bild so nachbearbeitet hat, dass es stets dunkel und in düsteren Farben erscheint. Ein toller Kniff, denn nun kann man gar nicht mehr erkennen, was da auf dem Bildschirm vor sich geht. Vielleicht ist das aber sogar beabsichtigt und man muss beim Schauen des Films eigentlich selbst auf dem Trip sein, um so seine eigenen Farben zu sehen und den Film so zu erfahren, wie eigentlich vom Regisseur intendiert. Aus moralischen und rechtlichen Gründen wurde für diese Rezension davon abgesehen.
Der Knackpunkt von "Shrooms" ist wohl tatsächlich der, dass alle Geschehnisse des Films entweder real sind oder nur eine durch die Pilze hervorgerufene Halluzination. Das ändert aber rein gar nichts an der ausgelutschten Formel, dass knackige, amerikanische Jugendliche im Ausland von irgendjemandem oder irgendetwas verfolgt und der Reihe nach abgemurkst werden. Ob das nun wie hier mit ein paar netten Kameraeinstellungen aufgepeppt ist oder nicht, macht dabei keinen Unterschied. Und da man eigentlich gar keine Ahnung hat, was hier nun eigentlich vor sich geht, ist die Frage, ob es real oder doch nur Einbildung ist, völlig irrelevant. Denn man kümmert sich keinen Deut um das Schicksal der schablonenhaften Charaktere, um die stümperhaft platzierten Schocks und schon gar nicht um das Ende, das wohl meint, es sei eine Überraschung.
Also, liebe Jugendliche, fassen wir noch mal zusammen, wovor ihr euch in Acht nehmen müsst: vor Drogen, Sex vor der Ehe, Michael Bay-Filmen, AIDS, unethischer Wissenschaft - und vor "Shrooms", genau! Lasst euch auch nicht davon täuschen, dass die DVD in so einem todschicken Pappschuber daherkommt. Der Film ist Grütze, den Surround-Sound bemerkt man nie, das Bild ist viel zu dunkel und die halbe Stunde Interviews als Extra besteht aus den immer gleichen Fragen und den immer gleichen Antworten.
Auf so einen schlechten Film braucht man dann erst mal einen Drink.