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In den Urwäldern Britisch Kolumbiens meint man noch, die ursprüngliche Natur mit Händen greifen zu können. Wer hier wohnt, der lebt entweder von der Jagd nach Pelzen oder möchte einfach der lärmenden Zivilisation entfliehen und Ruhe finden. Auch Lydia hat genug von der Großstadt und beschließt deswegen, zu ihren Großeltern Maria und Richard zu gehen. Ein Jahr lang möchte sie gemeinsam mit ihnen das Einsiedlerleben genießen.
Aber die Natur ist unbarmherzig und kennt keine Gnade. Bald merkt Lydia, dass sie umdenken muss, wenn sie sich inmitten der Natur wohlfühlen möchte. Also versucht sie, das Leben ihrer Großeltern so gut es geht mitzuleben und merkt schon bald, dass sie sich hier mehr zu Hause fühlt als irgendwo anders.
Im näher gelegenen Dorf jedoch fühlt man nicht viel von der ländlichen Idylle, da sich immer mehr Gerüchte breit machen über eine grausame und gefährliche Bestie, die durch die Wälder streift. Ihrem Blutdurst sind schon mehrere Jäger zum Opfer gefallen und so macht sich überall Angst breit. Allerdings ziehen diese Geschichten auch Personen an, die nichts lieber täten, als sich selbst das Fell dieses Ungeheuers zu holen. Auch Lydia, Maria und Richard bekommen Wind davon, geben aber nichts auf diese Geschichten. Zumal Lydia die Bekanntschaft eines außergewöhnlichen Mannes gemacht hat, der ihr das Herz stiehlt und sie in die Geheimnisse der Wälder einweiht.
"Die Bestie vom Morice Lake" ist der neue Roman der Autorin Leah B. Natan. Statt mit dem Vampirmythos wie sonst beschäftigt sich dieser jedoch mit der Bestie im Menschen. Ebenso wie ihre vorherigen Romane ist er allerdings auch wieder sehr sinnlich und gefühlvoll geschrieben. So erlebt der Leser die Verwandlung Lydias von einer Großstädterin in eine naturliebende und leidenschaftliche Jägerin mit.
Doch nicht die junge Dame Lydia ist die Hauptperson in diesem Roman, sondern die Natur und die Wildnis, die immer stärker in Bedrängnis gerät, sowie das uralte animalische Erbe, das in jedem von uns lauert. Und so fühlt auch der Leser nach einigen Seiten bald das Unverständnis für die Personen, die daran arbeiten, das Wilde und Ursprüngliche zu bekämpfen und das zu vernichten, was sie nicht verstehen.
Allerdings gibt es auch einen Punkt, der dem Roman die Qualität raubt. So sinnlich und emotional viele Textstellen geworden sind, so leicht geraten sie auch manches Mal an den Rand des Kitschigen und darüber hinaus. Dort hat die Autorin es mit ihrer Schilderung der Wildromantik übertrieben und zieht den Leser aus dem Sog ihrer Geschichte.
"Die Bestie vom Morice Lake" ist leidenschaftlich, wild und emotional geschrieben. Auch wenn es durchaus Ansätze zur Verbesserung gibt, ist auch dieser Roman wieder eine intelligente und faszinierende Lektüre.