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 Von 9 bis 12

Nicht mehr klein und doch nicht groß


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren gelten im Allgemeinen als unproblematisch. Sie und die Eltern haben sich an die Schule gewöhnt, höchstens muss man sich beim Übergang an die weiterführende Schule noch einmal umstellen. Und die Pubertät ist noch kein Thema.
Trotzdem hat auch diese Phase der "Ruhe vor dem Sturm" Bedeutung für die Weiterentwicklung der Kinder. Der Untertitel des vorliegenden Ratgebers, "Nicht mehr klein und doch nicht groß", drückt die Situation der Neun- bis Zwölfjährigen treffend aus. Gisela Preuschoff zeigt auf, welche Klippen in dieser Zeit des Übergangs umschifft werden müssen.
Sie geht dabei vor allem um die Tücken der modernen Kindheit ein, wozu neue Anforderungen in der Schule, der ewige Ärger mit Computer und Fernsehen und die Hilflosigkeit der Eltern angesichts fehlender Normen zu deren Gebrauch, Alkohol und Rauchen, gesunde Ernährung und Lebensweise, aber auch die Trennung der Eltern und generell die geringe Verfügbarkeit der Väter vor allem für Jungen gehören.
Freilich kennen moderne Familien auch klassische Probleme, zum Beispiel das ewige Chaos im Kinderzimmer, von den Eltern ungeliebte Freunde, die erste Menstruation der Mädchen, die heute meist schon vor Abschluss des zwölften Lebensjahres einsetzt, sexueller Missbrauch, erste Liebe und die Suche nach dem idealen Hobby. Auch diese Schwierigkeiten werden im Ratgeber thematisiert.
Die Autorin weist Wege zu einem nicht unzeitgemäßen, aber die Persönlichkeit fördernden, ausgeglichenen Lebensstil, etwa über wirklich Sinn stiftende Hobbys wie Sport und Musik. Zudem zeigt sie auf, wie man Kinder ab neun Jahren an das Lesen, und sei es über Comics, heranführen und sie für gesellschaftliches Engagement interessieren kann. Darüber hinaus gehört Konfliktlösung zu den zentralen Themen des Buchs.

Gisela Preuschoff hat als Lehrerin gearbeitet und ist selbst Mutter, sie kennt also die Altersgruppe, über die sie schreibt. So sind die von ihr herausgestellten und untersuchten Probleme durchaus alterstypisch, auch wenn sie natürlich zum Teil nicht nur auf die Neun- bis Zwölfjährigen zutreffen.
Nicht bei allem werden Eltern der Autorin zustimmen. Ob man den Computer pauschal und in diesem Zuge auch die auf dem Markt erhältlichen Lern-, Geschicklichkeits- und Konzentrationsspiele relativ negativ sieht und die Integrierte Gesamtschule als ideale Schulform, das sei dem Leser selbst überlassen. Insgesamt aber argumentiert die Autorin sehr gut nachvollziehbar und weiß die Situation der heutigen Kinder in der Vorpubertät authentisch zu schildern. Sie bietet Denkanstöße und Problemlösungen, die sich in der Praxis umsetzen lassen.
Viele Fallbeispiele geben typische Fragestellungen, Ängste und Schwierigkeiten der Altersgruppe wieder, etwa die Angst vor dem Tod und die Beschäftigung mit anderen existenziellen Fragen, Angst vor dem Zahnarzt, Gewalt, an Mobbing grenzende Hänseleien sowie Aufschneidereien, die als Lügen gedeutet werden können, oft aber noch aus einer Vermischung von Realität und Traumwelten resultieren. Das liebe Geld und der bereits erwähnte Computer spielen ebenfalls eine Rolle.
Für die Zielgruppe, nämlich Eltern von Neun- bis Zwölfjährigen, relevante Themen findet man im Ratgeber also in Fülle. Was man teilweise vermisst, ist die Tiefe. Insgesamt bleiben die Ausführungen häufig so dicht an der Oberfläche, dass Eltern mit etwas Einfühlungsvermögen und gesundem Menschenverstand von selbst auf die vorgeschlagenen Problemlösungen kommen dürften. Gerade die Verhaltensauffälligkeiten, eines der Themen, mit denen Eltern von Kindern des betreffenden Alters häufig konfrontiert sind, werden ziemlich flüchtig und pauschal abgehandelt.
Interessant sind die vielen im Anhang aufgeführten Adressen, Schlagwörter, Geschenkvorschläge und Buchempfehlungen. Die zahlreichen Cartoons, mit denen das Buch illustriert ist, treffen den Nagel stets auf den Kopf.
Ein durchaus tauglicher Ratgeber also, der aber Eltern mit ausreichend Lebenserfahrung und dem Willen, auf ihre Kinder einzugehen, nicht allzu viel Neues bietet.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juli 2007 | ISBN: 9783894381141 | Preis: 11 Euro | 160 Seiten | Sprache: Deutsch

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